Dortmund. Der BVB hat seine Saisonanalyse abgeschlossen. Geschäftsführer Watzke stört sich an der scharfen Kritik an der eigenen Mannschaft.

Die Eindrücke sind noch sehr frisch. Am Samstag hat Borussia Dortmund das letzte Spiel der denkwürdigen Saison 2019/20 bestritten. Am Montag haben Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, Sportdirektor Michael Zorc, Lizenzspielerchef Sebastian Kehl und Trainer Lucien Favre gemeinsam mit dem externen Berater Matthias Sammer die Saison analysiert. „Wir haben sehr lange zusammen gesessen und viel diskutiert, auch sehr konstruktiv-kritisch“, erzählt Watzke am nächsten Morgen. „Am Ende herrschte aber große Einigkeit.“

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Konkrete Ergebnisse mag der BVB-Boss nicht mitteilen, nur eine Sache ist ihm wichtig: Das Ausmaß der Kritik an der Mannschaft nach der 0:4-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim am letzten Spieltag kann er nicht nachvollziehen: „Diese Hexenjagd auf die Mannschaft werde ich nicht akzeptieren“, sagt Watzke.

BVB-Boss Watzke verteidigt die Mannschaft

Die „Nichtleistung gegen Hoffenheim“, wie der 61-Jährige es selbst nennt, könne und müsse man zwar kritisieren.“ Wenn aber der Mannschaft dann komplett und grundsätzlich die Motivation abgesprochen wird, schießt das über das Ziel hinaus“, meint Watzke. „Es wird so getan, als hätten wir die schlechteste Mentalität der Liga. Aber wieso sind wir dann Zweiter geworden?“

Mit dem Abschneiden in der Bundesliga und insbesondere mit der Rückrunde sind sie nämlich zufrieden in Dortmund, das Abschneiden im DFB-Pokal, wo es zweimal in Serie ein Achtelfinal-Aus gegen Werder Bremen gab, nennt Watzke dagegen „verbesserungswürdig“ – ein klarer Auftrag an Favre, der in sein drittes Jahr beim BVB geht.

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Ansonsten mag der BVB-Geschäftsführer keine Ziele nennen. „Dieses Spielchen spielen wir nicht mehr mit“, sagt er. Denn ihm hat mächtig missfallen, wie die neue, ambitioniertere Zielsetzung des Klubs in der laufenden Saison medial behandelt wurde. Sie wollten versuchen, Meister zu werden, so hatten es die Dortmunder formuliert – „nachdem wir jahrelang dafür kritisiert wurden, keine ambitionierteren Ziele zu haben“, beklagt Watzke. „Daraus aber sei schnell die Formulierung geworden, dass der BVB Meister werden wolle – und das wurde dem Klub dann vorgehalten, als es nicht gelang.

An den Ambitionen des BVB ändert sich nichts

Watzkes Schlussfolgerung: „Wir werden kein offizielles Ziel mehr nennen.“ Dass aber Platz zwei in der Liga und das Überwintern in den Pokalwettbewerben das Minimalziel bleibt, dass der BVB zudem nach wie vor den Traum von der Meisterschaft oder zumindest dem DFB-Pokal hat, ist ein offenes Geheimnis – an den Ambitionen des Klubs ändert sich nichts.

Und auch nicht am Anspruchsdenken, womit man wieder bei den Punkten Einstellung und Mentalität wäre. Diese Punkte hatte nicht zuletzt Sportdirektor Zorc ja als einen wichtigen Bestandteil der Saisonanalyse angekündigt. „Dass wir uns in manchen Bereichen verbessern müssen, wissen wir selbst“, sagt Watzke dazu. „Mir geht es um die Ausprägung dieser Kritik."