Dortmund. BVB-Kapitän Marco Reus fehlt, Jadon Sancho wackelt - und Trainer Lucien Favre muss improvisieren. Die perfekte Lösung gibt es nicht.

Lucien Favre neigt nicht zum Lamentieren. „Wir müssen es akzeptieren“, ist ein Satz, den der Trainer von Borussia Dortmund immer wieder benutzt. Er lässt sich ja auch vielfältig anwenden: auf unglückliche Ergebnisse wie das 3:3 am Dienstag gegen RB Leipzig, auf Auslosungen in der Champions League, auch auf das Wetter – und auf personelles Pech, wie es dem BVB vor dem Spiel bei der TSG Hoffenheim an diesem Freitag (20.30 Uhr/ZDF, DAZN) widerfahren ist.

Kapitän Marco Reus wird fehlen, was Favre fast beiläufig erwähnt. „Er hat nach dem Leipzig-Spiel etwas gespürt. Es ist ein Faserriss.“ Das lässt in Dortmund die eine oder andere Augenbraue in die Höhe schnellen, denn das bedeutet auch mehrere Wochen Pause. Nach dem Spiel in Hoffenheim ist zwar Winterpause, schon am 4. Januar aber beginnt das Trainingslager in Marbella – und da hätte der BVB seinen Kapitän schon gerne mit an Bord.

Erst einmal aber zählt das Hier und Jetzt, zählt Hoffenheim – und da steht auch Jadon Sanchos Einsatz auf der Kippe. Der Engländer humpelte am Dienstag gegen Leipzig nach 71 Minuten vom Platz, von Krämpfen geplagt. Eine Verletzung diagnostizierten die Ärzte zwar nicht, dennoch ist fraglich, ob Sancho am Freitag schon wieder bereit ist für 90 intensive Minuten.

Die Müdigkeit ist beim BVB spüren

Wie alle Dortmunder spürt er die Mühen einer anstrengenden Hinrunde: 23 Pflichtspiele hat er für den BVB seit Sommer bestritten, dazu fünf Länderspiele mit der englischen Nationalmannschaft. Nicht gerade wenig für einen 19-Jährigen. Aber auch so manchem Mitspieler ist die Müdigkeit inzwischen deutlich anzumerken.

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„Das Spiel in Hoffenheim wird noch mal ein Kraftakt, weil wir sehr viele Spiele in den Beinen haben“, sagt Sportdirektor Michael Zorc. „Wir müssen uns jetzt alle noch mal zusammenreißen und die bestmögliche Leistung auf den Platz bringen – und dann haben die Spieler auch ihre verdienten Weihnachtsferien.“

Vorher aber ist die Frage zu klären, wie sich Reus ersetzen lässt. Zum Beispiel durch Mario Götze, der die Zwitterrolle zwischen Spielmacher und Stürmer ähnlich variabel interpretieren könnte. Eine weitere Alternative wäre Paco Alcácer, also ein echter Mittelstürmer. Dann allerdings wäre die Flexibilität im Angriff, eine der Stärken der neuen Formation, deutlich geringer. Zuletzt war das Vertrauen Favres in Alcácer und Götze überschaubar: In den vier Spielen im Dezember kam der Spanier ganze fünf Minuten zum Einsatz, bei Götze waren es 34.

BVB: Alcácer und Götze? Eher nicht

Und was, wenn Sancho auch noch ausfällt? Kaum vorstellbar, dass Favre Alcácer und Götze bringt, denn das hätte zwingend eine Abkehr von jener 3-5-2-Formation zur Folge, mit der sich der BVB stabilisiert hat.

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Alternativen allerdings gibt es auch nicht allzu viele: Jacob Bruun Larsen wäre eine, doch der ist in der Gunst des Trainers noch deutlich tiefer angesiedelt. Oder Achraf Hakimi könnte von der rechten Seite in den Angriff rücken, Lukasz Piszczek dafür in die Startelf kommen. Favre muss improvisieren, zumal ihm ja auch die Mittelfeldspieler Axel Witsel und Thomas Delaney fehlen.

BVB-Trainer Favre hat Respekt – mehr aber nicht

Favres Mannschaft wird ein verändertes Gesicht zeigen – gegen eine Mannschaft, die das im Wochenrhythmus tut. Die Hoffenheimer schlugen den FC Bayern 2:1, landeten fünf weitere Siege – bevor sie dann in Überzahl bei kriselnden Mainzern 1:5 untergingen. „Sie sind schwer zu beurteilen“, meint Favre. „Sie können sehr gefährlich sein. Wir haben Respekt – aber mehr nicht.“ Er muss sich ja über die eigene Mannschaft schon mehr als genug Gedanken machen.