Dortmund. Der BVB leidet an den dem Unentschieden gegen RB Leipzig nach dominanter Leistung. Nun sollen die fehlenden Punkte in Hoffenheim geholt werden.

Wieder entzog sich BVB-Profi Julian Brandt geschickt jedem Zugriff. Der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund nutzte aus, dass die Menschen vor ihm abgelenkt waren, strebte schnellen Schrittes in Richtung Tür – und hinterließ nicht wenige Journalisten, die ihm zwar hinterherblicken, nicht aber hinterherrufen konnten – sie waren gerade im Gespräch mit Sebastian Kehl, dem Leiter der Lizenzspielerabteilung.

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Brandt hatte ganz gegen seine sonstigen Gewohnheiten keine Lust auf Unterhaltungen mit Medienvertretern, dabei war der 23-Jährige so etwas wie der Mann des Spiels beim 3:3 (2:0)-Unentschieden des BVB gegen Tabellenführer RB Leipzig – weil er die Mischung aus Weltklasse-Aktionen und haarsträubenden Fehlern auf besonders anschauliche Weise verkörperte. Brandt hatte großen Anteil daran, dass der BVB zwar phasenweise groß aufspielte, am Ende aber ein Ergebnis einfuhr, über das sich niemand in Schwarz-Gelb freuen konnte: „Wir haben 3:3 verloren“, resümierte Kehl.

In einem rasanten Spiel war es die Borussia, die die ersten Glanzlichter setzte – unter gütiger Mithilfe der Gäste aus Leipzig. Deren Torhüter Peter Gulacsi, zuvor mit einigen starken Szenen, ließ Julian Weigls eher harmlosen Fernschuss über sich hinweghüpfen (23.). Dann kam Brandts großer Auftritt, der nach Jadon Sanchos Pass mit zwei schnellen Ballkontakten Dario Upamecano ins Leere laufen ließ und auf 2:0 erhöhte (34.). Der Höhepunkt einer Halbzeit, die Kehl als „herausragend gut“ bezeichnete. „Aber in der zweiten Halbzeit haben wir dann leider ein paar Fehler gemacht, die Leipzig zurückgebracht haben.“

BVB-Meisterschaft ist mehr als ein Traum

Dabei deutete zur Pause wenig bis gar nichts darauf hin, dass die Partie noch einmal kippen könnte. Dortmund kontrollierte Ball und Gegner, lieferte den wohl souveränsten Auftritt der laufenden Saison ab und bewies zum Ende der lange so rumpligen Hinrunde, dass die Meisterschaftsambitionen mehr sind als nur ein verwegener Traum.

Doch dann kamen die Fehler: Erst war es Roman Bürki, der völlig unnötig aus seinem Tor stürmte und den Ball in die Füße von Timo Werner köpfte (47.). Dann übersah Brandt den Leipziger Stürmer, sein Rückpass in Richtung Bürki geriet zur perfekten Torvorlage für Werner (53.) – und ohne großes eigenes Zutun hatte RB Leipzig ausgeglichen.

Zwar traf Sancho umgehend zur erneuten Dortmunder Führung (55.) und stellte nebenbei einen Rekord auf: Noch kein anderer Spieler in der Bundesliga-Geschichte war so jung, als er sein 22. Tor erzielte. Doch freuen konnte er sich darüber kaum, weil Raphael Guerreiro mit einem Stellungsfehler das 3:3 durch Patrik Schick ermöglichte (78.).

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Sie hatten zwei Punkte verschenkt, diesen Eindruck hatten nach der Partie alle Dortmunder. „Wir können uns heute in den Allerwertesten beißen“, schimpfte Kapitän Marco Reus. „Jetzt müssen wir in Hoffenheim alles geben, um das zu kompensieren“, forderte Kehl. Denn schon am Freitagabend (20.30 Uhr/ZDF und DAZN) geht es bei der TSG weiter.

BVB-Trainer Favre hat die richtige Idee gefunden

In der Vorbereitung werde man „ganz viele positive Sachen zeigen“, kündigte der Lizenzspieler-Chef an. „Denn vieles war richtig gut, wir hatten die richtige Idee zum Spiel.“ Tatsächlich hat der im Herbst schon kurz vor der Ablösung stehende Trainer Lucien Favre inzwischen die richtige Idee für seine Mannschaft gefunden.

Gegen Leipzig funktionierte das neue 3-5-2-System des BVB erneut – auch dank Sancho, der mit einem Tor und einer Torvorlage herausstach, gegen Ende aber vom Platz humpelte. Es waren wohl nur Krämpfe, ein Einsatz in Hoffenheim ist zumindest möglich – allerdings plagen sich einige Spieler mit Wehwehchen. „Wir werden schauen, wer am Freitag 100 Prozent gegeben kann“, kündigte Kehl an. „Denn in Hoffenheim wird es wieder ein intensives Spiel.“