Dortmund. Borussia Dortmund hat die schwächste Bundesliga-Hinrunde seit langer Zeit gespielt. Während Marco Reus dennoch überzeugte, enttäuschte ein Neuer.
Es ist eine Vorrunde, die ganz Fußball-Deutschland rätseln lässt: Während Borussia Dortmund in der Champions League souverän den Gruppensieg holte, stürzte der Vizemeister in der Bundesliga ab und rangiert zum Ende der Hinrunde auf Rang 17. Hoffnung machenden Partien wie dem 1:0-Sieg gegen die TSG 1899 Hoffenheim folgten dabei immer wieder enttäuschende Auftritte wie die 0:1-Niederlage bei Hertha BSC Berlin.
Unsere Notenbilanz zeigt, dass vor allem in der Defensive viel verkehrt lief - und dass die Neuzugänge bislang die Erwartungen nicht erfüllen konnten. Aber auch viele alteingesessene Spieler blieben deutlich unter ihren Möglichkeiten.
In unserer Notenbilanz sind alle Spieler berücksichtigt, die in mindestens sieben der 24 Spiele von uns benotet wurden. (Sebastian Weßling)
Von Ginter bis Reus - die große BVB-Hinrundenbilanz
1. Marco Reus 2,64 (11 benotete Spiele)
Wenn er spielte, gehörte er stets zu den besten BVB-Akteuren. Schnell, trickreich, torgefährlich - der 25-Jährige hat alles, was ein Offensivspieler braucht. Allerdings fehlte er immer wieder verletzt - auch das ein Grund für die schwache BVB-Vorrunde.
2. Mitch Langerak 2,75 (8)
Gegen Ende der Hinrunde rückte der langjährige Ersatzmann etwas überraschend zur vorübergehenden Nummer eins auf - was er mit guten Leistungen rechtfertigte. Der Australier überzeugte mit sicheren Auftritten, ordentlicher Ballbehandlung und positiver Ausstrahlung.
3. Roman Weidenfeller 2,94 (17)
Er war der Leidtragende der Torwart-Rochade. Dabei hatte er sich sportlich nicht allzu viel zu Schulden kommen lassen. Herausragenden Partien wie bei der 1:2-Niederlage in München standen allerdings ungewohnt viele Fehler wie beim 1:2 gegen den 1. FC Köln oder der 0:2-Niederlage bei Eintracht Frankfurt gegenüber.
4. Sven Bender 2,97 (16)
Mister Zuverlässig im BVB-Trikot. Er stopft verlässlich die Löcher in der BVB-Defensive, gewinnt Zweikämpfe - und hat sich im Spiel mit dem Ball deutlich verbessert. Gegen Ende der Hinrunde aber wurde auch er von der Krise erfasst - oder ging dem Dauerläufer schlicht die Puste aus?
5. Sokratis 3,11 (14)
Der Grieche war meist das, was man im Fußball gerne einen Turm in der Schlacht nennt. Zweikampf- und kopfballstark, schnell und aggressiv - was die BVB-Defensive an ihm hat, wurde spätestens dann sichtbar, als er zum Ende der Hinrunde verletzt fehlte.
6. Pierre-Emerick Aubameyang 3,136 (22)
Beim Gabuner lief es wie bei schon so vielen BVB-Neuzugängen vor ihm: Im zweiten Jahr lief es deutlich besser als im ersten. Trainer Jürgen Klopp vertraute ihm oft die vakante Stelle im Sturmzentrum an - und der pfeilschnelle Aubameyang dankte es mit zahlreichen Toren. Auch im taktischen Verhalten und im Spiel gegen den Ball hat er sich deutlich verbessert.
7. Sebastian Kehl 3,139 (18)
Vor der Saison reichte er sein Kapitänsamt an Mats Hummels weiter - gerade zu Saisonbeginn aber war er der unumstrittene Leader auf dem Platz. Sorgte oft, aber nicht immer, für Stabilität im Mittelfeld und musste immer wieder auch Verantwortung im Spielaufbau übernehmen - eine Rolle, die nicht zu seinen stärksten gehört.
8. Adrian Ramos 3,35 (10)
Man braucht nicht lange drumherumzureden: Sechs Tore in 20 Pflichtspielen sind für einen Stürmer keine berauschende Quote. Doch nur wenige dieser Pflichtspiele konnte der kolumbianische Neuzugang über die volle Distanz bestreiten, dabei stimmten zumindest Einsatzbereitschaft und Laufstärke immer. Er zeigte gute Ansätze - mehr aber noch nicht.
9. Lukasz Piszczek 3,36 (21)
Es war einmal ein Rechtsverteidiger, der die besten Spieler der Welt neutralisieren und gleichzeitig mit dynamischen Vorstößen für Furore sorgen konnte. Seit er im vergangenen Jahr lange verletzt fehlte, hat der polnische Nationalspieler seine alte Form nicht wieder erreicht - zumindest nicht konstant. Den vielen guten Ansätzen stehen zu viele schwache Auftritte gegenüber.
10. Shinji Kagawa 3,47 (16)
Mit großem Hallo wurde der Japaner aus Manchester zurückgeholt und lieferte bei seinem ersten Auftritt gegen den SC Freiburg (3:1) gleich eine überragende Partie ab. Doch die Ernüchterung folgte schnell, nur noch selten konnte der quirlige Offensivakteur dem BVB-Spiel seinen Stempel aufdrücken.
11. Mats Hummels 3,50 (11)
Als Weltmeister und frisch gekürter Kapitän ging der Abwehrchef in die Saison - und hatte spürbar an den Nachwehen des Großereignisses im Sommer zu leiden. Erst fehlte er lange Zeit verletzt, dann fand er nie seinen Rhythmus. Starken Auftritten wie gegen den FC Bayern (1:2) und die TSG Hoffenheim (1:0) standen indiskutable Auftritte wie gegen Köln (1:2) oder Bremen (1:2) gegenüber.
11. Henrikh Mkhitaryan 3,50 (18)
Läuferisch und kämpferisch zählt der Armenier immer zu den Stärksten im BVB-Trikot. Spielerisch blieb er in der Hinrunde teils weit unter seinem zweifellos enormen Potenzial. Er wirkte oft verkrampft und schien zu sehr über sich und seine Leistungen nachzugrübeln - ein wenig mehr Lockerheit würde dem hochbegabten Spielmacher gut tun.
13. Kevin Großkreutz 3,66 (16)
Auch der Ur-Borusse litt an den Folgen des Post-WM-Blues. Nachdem er in der Vorsaison noch als Rechtsverteidiger überzeugt hatte, rutschte er wieder vor ins Mittelfeld - wo es deutlich weniger gut lief für ihn. Gegen Ende der Hinrunde fand er sich gar auf der Tribüne wieder - was ihm in den vergangenen Jahren höchst selten passiert war. Ihm fehlten zeitweise die körperliche Fitness und Frische, die er für sein Spiel braucht.
14. Ilkay Gündogan 3,67 (9)
Nach über einem Jahr ohne Fußball kehrte der Mittelfeld-Stratege endlich wieder zurück - und zeigte in vielen Szenen, wie wichtig er für das BVB-Spiel sein kann. Ebenso deutlich wurde aber, dass er noch lange nicht wieder der Alte ist.
15. Ciro Immobile 3,68 (14)
Für rund 18,5 Millionen Euro kam der Italiener zu Saisonbeginn vom FC Turin - und spürte schnell die Last der hohen Ablöse. Er brauchte eine ganze Weile, um sich auf das BVB-System und die von ihm geforderten Laufwege einzustellen - gegen Ende der Hinrunde deutete er zumindest an, dass er für Dortmund noch wertvoll werden kann.
16. Neven Subotic 3,78 (20)
Der Innenverteidiger hatte vor der Saison wegen eines Kreuz- und Innenbandrisses rund ein Dreivierteljahr nicht mehr Fußball gespielt - und das war ihm so manches Mal anzusehen. Von der Stabilität, die er vor seiner Verletzung hatte, ist er noch weit entfernt.
17. Marcel Schmelzer 3,90 (10)
2014 war ein schwieriges Jahr für ihn: Immer wieder warfen ihn Verletzungen zurück und kurz vor Ende der Nominierungsfrist strich ihn Bundestrainer Joachim Löw aus dem Kader für die WM in Brasilien. Insgesamt kam er wegen körperlichen Problemen nur auf zehn benotete Einsätze - und konnte dabei nur selten Zweifel an Löws Entscheidung wecken.
18. Matthias Ginter 3,95 (10)
Er hatte ein schwieriges erstes Halbjahr im BVB-Trikot. Schon nach wenigen Bundesliga-Sekunden wurde er vom Leverkusener Bellarabi umspielt, der nach neun Sekunden das erste von nicht eben wenigen BVB-Bundesliga-Gegentoren erzielte. Davon schien sich der 20-Jährige nie so richtig zu erholen und strahlte nur äußerst selten die für einen Innenverteidiger nötige Ruhe aus. Immerhin ließ er gelegentlich seine saubere Technik und sein präzises Passspiel aufblitzen.
Fehlende Spieler
Auf nicht genug benotete Einsätze kamen Milos Jojic (7 Spiele/Note 3,5), Oliver Kirch (2/3,75), Nuri Sahin (1/4,0) und Jakub Blaszczykowski (1/4,5).