Düsseldorf. Die Aufdeckung des größten Wettskandals in der Geschichte des Fußballs erschüttert auch die Politik. Bayerns Justizministerin Merk sprach sich für einen eigenständigen Straftatbestand aus. FIFA-Chef Joseph S. Blatter erntet Kritik von der sportpolitischen Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion.

Nach der Aufdeckung des größten Wettskandals in der Geschichte des Sports werden Stimmen nach weiteren Maßnahmen zur Eindämmung des Problems laut. Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) sprach sich für einen eigenständigen Straftatbestand gegen Manipulation im Sport aus. "Die Entwicklungen zeigen, dass wir dringend über ein umfassendes Gesetz zum Schutz des Sports nachdenken müssen. Chancengleichheit und Fairness im Sport werden nicht nur durch Doping gefährdet. Auch die Bestechungsskandale der letzten Jahre erschüttern die Glaubwürdigkeit des Sports", äußerte die Landespolitikerin.

"Nur ein Vorbote der Straftaten von morgen"

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) forderte ebenfalls eine Gesetzesanpassung. "Durch die Verweigerung einer Gesetzesanpassung macht die Bundesregierung deutlich, dass sie offensichtlich lediglich das Vermögen der Wettanbieter für schutzwürdig hält, obgleich der lautere Wettkampf im Sport sowie die Vermögensinteressen aller übrigen Beteiligten ebenso mit den Mitteln des Strafrechts geschützt werden müssen", meinte der BDK-Bundesvorsitzende André Schulz, der eine weitere Welle an illegalen Aktivitäten befürchtet: "Das ist die typische Kriminalität von heute und nur ein Vorbote der Straftaten von morgen.´

CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach appellierte an die Strafverfolger, möglichst rasch die betroffenen Vereine und Spiele zu nennen. Sonst würden nach Abschluss der Ermittlungen Spekulationen Tor und Tür geöffnet sowie eine große Zahl von Vereinen, Spielern und Schiedsrichtern unter Generalverdacht gestellt, sagte Bosbach der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag). "Wir müssen dringend überprüfen, ob die von den Verbänden bisher installierten nationalen und internationalen Frühwarnsysteme tatsächlich effektiv sind", sagte der Vorsitzende des Innenausschusses des Bundestages.

Äußerungen von FIFA-Chef Blatter "heuchlerisch"

Für die Grünen-Politikerin Viola von Cramon ist der neue Skandal nur die "Spitze des Eisbergs". Als "heuchlerisch" verurteilte die sportpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion die Ankündigung des FIFA-Präsidenten Joseph Blatter, er wolle scharf gegen Korruption vorgehen. "Warum fängt er nicht bei sich selbst an?" Nach den Worten von Cramon "stinkt der Fisch vom Kopf her". Schulz meinte, das Blatter-Zitat, er löse Probleme lieber innerhalb der Familie, zeige, welches Umdenken erforderlich sei. "Öffentliche Aufklärung brauchen wir von denen weniger. Das Problem ist, dass man die Ermittlungsbehörden raushalten will." (dpa)