Rom. Der Fußball-Weltverband schlägt Alarm: Neben rund 50 Ligen würden auch internationale Freundschaftspiele immer öfter Ziel von kriminellen Manipulationen. Ein Insider bestätigt: Auf dem Wettmarkt bestehe ein “geringes“ Risiko. Das allerdings hohe Gewinne verspreche.
Der Weltverband Fifa hat eine zunehmende Bedrohung des Fußballs durch Spielmanipulationen im großen Stil erkannt und schlägt Alarm. "Momentan sind rund 50 nationale Ligen außerhalb Europas Ziel von organisierten Kriminellen auf dem Wettmarkt", sagte der deutsche Sicherheits-Abteilungsleiter Ralf Mutschke vor einer Konferenz der Fifa mit der Polizei-Organisation Interpol am Donnerstag und Freitag in Rom. Neben den Ligen sind laut Mutschke auch 'internationale Freundschafsspiele für solche Aktionen' anfällig.
"Ich habe mich mit einem verurteilten Manipulator informell getroffen", äußerte der frühere BKA-Mitarbeiter Mutschke: "Er sagte mir gerade ins Gesicht: 'Die organisierte Kriminalität geht raus aus den ursprünglichen kriminellen Tätigkeiten hin zur Spielmanipulation, denn hier besteht ein geringes Risiko, aber sie verspricht hohe Gewinne.'''
Die Fifa, die nach Angaben Mutschkes derzeit rund 1500 Spiele pro Jahr beobachtet, wird als Reaktion darauf personell aufrüsten. Das Team Mutschkes am Verbands-Sitz in Zürich wird um eine ehemalige BKA-Kriminalkommissarin sowie einen früheren US-Kommissar verstärkt. Zudem wird ein weiterer Mitarbeiter in London stationiert. "Mein großes Ziel ist es, ein weltweites Netzwerk von Integritäts-Offizieren einzurichten", sagte Mutschke.
Mit Blick auf die laufende WM-Qualifikation zog Mutschke ein positives Zwischenfazit. Laut dem Abteilungsleiter, der seit sieben Monaten für die Fifa arbeitet, gab es trotz 'sehr genauer Beobachtung' bislang 'keinerlei Hinweise' auf Manipulationen: "WM-Qualifikationsspiele sind generell sehr schwer zu manipulieren, da für die Teams und vor allem die Spieler die WM alle vier Jahre das größte Ereignis ist, an dem sie unbedingt teilnehmen wollen."
Workshops in allen Konföderationen
Um den Kampf gegen Manipulationen effizienter zu gestalten, hat die Fifa ein sogenanntes "Sensibilisierungs-Programm" entwickelt. Dabei sollen unter anderem die Schiedsrichter der WM 2014 in Brasilien geschult werden. Außerdem werden in allen Konföderationen Workshops stattfinden, um ein systematisches Vorgehen zu gewährleisten.
Mutschke möchte zudem ab dem Frühjahr eine Anlaufstelle im Internet für anonyme Hinweise schaffen. Ein weiterer Schritt zu einem Gesamtkonzept soll die Integration des Frühwarnsystems "Early Warning System" (EWS) sein. Zudem will die Fifa ihre Mitgliedsländer mit einem Integritäts-Team (FIT) unterstützen und "großflächig den Kampf gegen die organisierte Kriminalität aufnehmen".