Essen. Die Schweiz will verstärkt gegen Korruption im Sport vorgehen - unter anderem mit einem neuen Straftatbestand Sportbetrug. Das richtet sich vor allem auch gegen Sportverbände wie die den Fußballweltverband FIFA, die in der Schweiz ihren Sitz haben.
Der Schweizer Bundesrat will die Grundlagen dafür schaffen, dass die grassierende Korruption der in der Schweiz ansässigen Sportverbände eingedämmt wird. Am Mittwoch genehmigte das Gremium den Bericht über Korruption und Wettkampfmanipulation im Sport. Zur Bekämpfung von Manipulationen fasst er unter anderem die Einführung eines neuen Straftatbestands Sportbetrug ins Auge.
"Der Sport hat eine erhebliche Professionalisierung und Kommerzialisierung erfahren. Damit haben sich auch neue Handlungsfelder für Korruption und Wettkampfmanipulation eröffnet", begründete die oberste Schweizer Behörde ihren Entschluss.
Nährboden für Günstlingswirtschaft in der FIFA bald entzogen?
Durch die neue Ausrichtung in der Schweizer Korruptionsbekämpfung könnte unter anderem dem skandalträchtigen Fußball-Weltverband FIFA der Nährboden für Günstlingswirtschaft und Bestechung bald entzogen werden.
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In den vergangenen Monaten und Jahren stand die FIFA in regelmäßigen Abständen in einem schlechten Licht. Die Zuger Staatsanwaltschaft hatte erst im Juli dieses Jahres Schmiergeldzahlungen des 2001 pleitegegangenen Sportrechtevermarkters ISMM/ISL an ranghohe FIFA-Vorständler dokumentiert.
"Der Bericht kommt zur Erkenntnis, dass die bisherigen Maßnahmen der (internationalen) Sportverbände nicht ausreichen, um Korruption effizient zu verhindern. Der Sport ist in seiner Primärzuständigkeit gefordert, verstärkt gegen die Korruption in den eigenen Reihen vorzugehen", teilte der Bundesrat am Mittwoch weiter mit.
Der Bericht über Korruption und Wettkampfmanipulation im Sport geht dabei auf eine Initiative von Roland Büchel, Nationalrat der Schweizerischen Volkspartei (SVP), zurück.
Blatter "erfreut über die getroffenen Maßnahmen"
"Ich bin sehr erfreut, dass der Bundesrat die getroffenen Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Reformprozess gutgeheißen hat. Diese Anerkennung und der Bericht der ständerätlichen Kommission zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind", kommentierte FIFA-Präsident Joseph Blatter den Entscheid und ergänzte: "Sie motivieren uns, diesen Prozess bis zu seinem Schluss beim FIFA-Kongress 2013 fortzusetzen. Sowohl die FIFA als Institution wie auch ich als ihr Präsident werden uns weiterhin entschlossen für diesen Reformprozess einsetzen."
Unter ihrem Präsidenten Blatter leitete die FIFA unmittelbar nach dessen umstrittener Wiederwahl im Juni 2011 einen Reformprozess ein, den Beobachter kritisch werten. Der Hauptvorwurf lautet, dass eine Aufarbeitung und Neuausrichtung des Verbandes unter der Obhut der korruptionsumwitterten FIFA-Spitze nicht vollzogen werden könne. Die FIFA arbeitet seit Ende 2011 mithilfe des renommierten Schweizer Strafrechtsprofessors Mark Pieth und dessen Governance-Kommission an einer Umstrukturierung. (dapd)