Zürich. Laut Joseph Blatter war die Rücktrittsforderung von Reinhard Rauball kein Thema auf der Fifa-Exekutivsitzung. Auf einer Pressekonferenz schloss der Schweizer selber seinen Rücktritt aus. Blatter war durch eine neue Schmiergeldaffäre massiv unter Druck geraten.

Der stark in die Kritik geratene Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa, Joseph Blatter, denkt nicht an einen Rücktritt. "Wenn der Fifa-Kongress der Meinung ist, dass ich zurücktreten soll, dann tue ich das. Sonst nicht", sagte der 76-Jährige am Dienstag im Anschluss an die Sitzung des Fifa-Exekutivkomitees in Zürich. "Wenn ich mich immer mit Rücktrittsforderungen beschäftigen würde, dann würde ich mich ja die ganze Zeit ärgern. Von daher lasse ich das", sagte Blatter weiter.

Der Schweizer erklärte, dass er ein glücklicher Präsident sei. Das Exekutivkomitee habe Einigkeit bewiesen, die Anstrengungen und Herausforderungen in puncto Reform anzugehen, sagte Blatter. Eine Schlüsselrolle soll hierbei auch der deutsche Richter Joachim Eckert einnehmen. Eckert übernimmt den Vorsitz der Anklagekammer des neuen, zweigeteilten Ethikkomitees. Er soll nun im Verbund mit der ermittelnden Kammer unter dem Vorsitz von Michael J. Garcia für Ordnung in der Fifa sorgen.

Auch interessant

Nicht thematisiert wurde dagegen die Offenlegung der Gehälter hochrangiger Fifa-Funktionäre. Zur jüngst publik gewordenen Schmiergeldaffären sagte Blatter, dass der Fall rechtlich abgeschlossen sei, nun aber durch das neue Ethikkomitee die ethisch-moralische Überprüfung anstehe.

Pieths Reformvorschläge abgesegnet

Das Fifa-Exekutivkomitee segnete damit die Reformvorschläge ab, die im Wesentlichen der Schweizer Strafrechtsprofessor Mark Pieth mit seiner unabhängigen Governance-Kommission ausgearbeitet hatte. Auch der frühere DFB-Präsident und das jetzige Fifa-Exekutivmitglied Theo Zwanziger war als Vorsitzender der Statutenkommission an den neuen Richtlinien beteiligt.

In der vergangenen Woche waren brisante Akten in der Affäre um Schmiergeldzahlungen des 2001 pleitegegangenen Sportrechtevermarkters ISMM/ISL an ranghohe Fifa-Funktionäre öffentlich geworden. Blatter geriet daraufhin unter Beschuss, weil die Akten präzise seine Mitwisserschaft an den Zahlungen dokumentieren. Blatter selbst nahm nach Aktenlage aber keine Schmiergeldzahlungen an.

Immer wieder wurde der Schweizer am Dienstag von den Journalisten auf die Affäre angesprochen. Er wisse von keinen weiteren Zahlungen an Fifa-Funktionäre, beteuerte Blatter, der sich nach mehrmaligem Nachfragen genervt zeigte. "Ich will mich nicht ständig wiederholen."

Blatter rudert zurück

Dass es auch nach der Offenlegung brisanter Akten zum Schmiergeldskandal weiter viel Aufarbeitungs- und Aufklärungsbedarf gibt, hatte paradoxerweise Blatter selbst indirekt zugegeben. In einem Interview mit der Schweizer Zeitung "SonntagsBlick" machte Blatter Andeutungen, dass es bei der Vergabe der Fußball-WM 2006 an Deutschland nicht mit rechten Dingen zugegangen sein könnte. Nach starker Kritik aus Deutschland ruderte der 76-Jährige am Dienstag zurück. Solange keine konkreten Beweise vorlägen, dass bei irgendeiner WM-Vergabe etwas schief gelaufen sei, müsse und solle man "an der Rechtmäßigkeit der Wahl festhalten", schrieb er in einem offenen Brief an die "Bild"-Zeitung.

Führende deutsche Politiker forderten derweil die Aberkennung des Bundesverdienstkreuzes für Blatter. "Sepp Blatter steht für endemische Korruption bei der Fifa. Nachweislich", sagte der Sprecher der Grünen im Europaparlament, Reinhard Bütikofer, der Tageszeitung "Die Welt" (Dienstagausgabe). "Deshalb sollte ihm das Bundesverdienstkreuz wieder entzogen werden."

Blatter sagte dazu am Dienstag in Zürich lapidar: "Wenn sie mir das Bundesverdienstkreuz wegnehmen wollen, dann ist es eben weg. Mehr will ich dazu nicht sagen." (dapd)