Essen. Nun ist es amtlich: Führende Funktionäre des Welt-Fußballverbandes Fifa haben sich jahrelang schmieren lassen - und der aktuelle Fifa-Präsident Sepp Blatter hat alles gewusst. Doch das ist für Blatter kein Grund, zurück zu treten. Ein Kommentar.
In einem bestimmten Punkt erreichen Skandale ein Ausmaß, über das man sich nicht mehr empört. Weil’s einen zu sehr anwidert.
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In der kommenden Woche tagt also die Fifa-Ethik-Kommission. Ethik und Fifa? Ethik und Sepp Blatter? Nichts von den vielen von Grund auf unethischen Dingen, die in den jetzt öffentlichen Schweizer Gerichtsakten stehen, ist neu. Es ist nun eben auch noch amtlich: Jahrelang haben sich führende Fifa-Funktionäre schmieren lassen, jahrelang hat Sepp Blatter alles gewusst. Das wäre anderswo Grund genug, zurück zu treten. Aber nicht in der moralisch und ethisch verkommenen Fifa der Havelanges und Blatters.
Zwanziger ist als Bettvorleger gelandet
Es wird wohl alles bleiben wie gehabt: Sepp Blatter, der sich neuerdings, welch ein Hohn, als Reformer aufführt, wird auch diesen Skandal aussitzen. Die große Sorge ist: weil das Geflecht von Beziehungen und Abhängigkeiten viel tiefer gehen und weiter reichen dürfte, als man ahnt. Wer also soll Blatter stoppen? Am ehesten doch wohl die großen europäischen Fußball-Verbände.
Ein schöner Traum. Nicht nur der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger ist im Fifa-Exekutivkomitee als aufklärerischer Tiger gesprungen und als still gewordener Bettvorleger gelandet.