Dortmund. Bundestrainer Joachim Löw hat BVB-Verteidiger Marcel Schmelzer heftig kritisiert. Zugleich dürfte er ihn aber am Freitagabend beim Länderspiel in Dublin gegen Irland aufbieten. Die auffällige Einzelkritik taugt wohl weniger zur Motivation. Ein Kommentar.

Natürlich gibt es Situationen, wo auch die Diplomatie ihr Ende findet. Warum sich aber Bundestrainer Joachim Löw derart auffallend kritisch über den Dortmunder Marcel Schmelzer äußert, ist in dieser Bandbreite befremdend. Soll der 24-Jährige nicht sogar im WM-Qualifikationsspiel gegen Irland auflaufen? Mag sein, dass das Leistungsprinzip Löw derart nachhaltig erreicht hat, weil er in den sechs Jahren eben immer noch keinen Titel gewonnen hat. Denn wie anders ist es zu verstehen, dass einer der eher schwächeren Vertreter des Nationalteams derart abgemeiert wird? Was wohl weniger als Motivation taugt.

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In Sachen Pädagogik eine Note ungenügend

Klar, war die Leistung des Dortmunders gegen Österreich nicht als positiv zu bewerten. Aber in Sachen Pädagogik gibt es für diese Äußerungen eine Note ungenügend. Und mit Löws auffälliger Einzelkritik scheint sich zudem sein besonderes Problem zu offenbaren. Das mit der gerne vorgehaltenen Spielkunst des Deutschen Meisters und Pokalsiegers.

Denn dieses Erfolgssystem des BVB sähen gerne einige eins zu eins in der deutschen Nationalmannschaft umgesetzt. Nicht jedoch der Bundestrainer. Weil auch die Diskussion schon vor der Europameisterschaft, ob das System der Bayern-Dominanz in der DFB-Elf wirklich der Bundesliga-Aktualität entspräche, für Gegensätzlichkeit gesorgt hatte. Der derzeitige Ligastand der Dinge mag Löw nun die Rechtfertigung für seine Personalpolitik geliefert zu haben.

War das der neue Löw mit rustikaler Tendenz?

Nur wer personenbezogen solche auffälligen Defizite anmerkt, der dürfte sich selbst schon mit der Nominierung des Linksverteidigers widersprochen zu haben. Oder stellen wir mal die Frage anders: War das der neue Joachim Löw mit rustikaler Tendenz, den Bayerns Präsident Uli Hoeneß die Tage angefordert hatte.

Dann hätte das eine besonders bekannte Sinnhaftigkeit: Die Kleinen straft man ab, die Großen lässt man grundsätzlich laufen. Was in diesem Fall Marcel Schmelzer eben nur peinlich wirkt.