Wien. Abschied mit Folgen: Hamburgs neuer Verteidiger Paul Scharner ist aus der österreichischen Nationalmannschaft geflogen. Kurz vor dem 2:0-Sieg des ÖFB-Teams gegen die Türkei verließ Scharner fluchtartig das Trainingslager. Angeblich, weil er keine Stammplatz-Garantie für die WM 2014 erhalten hatte.
Nach seiner eigenmächtigen Abreise aus dem Teamhotel ist die Karriere von Verteidiger Paul Scharner in Österreichs Fußball-Nationalmannschaft wohl beendet. "Ich kann es nicht akzeptieren, wenn einer einen Stammplatz fordert. Unter mir wird er sicher nicht mehr spielen", sagte Nationaltrainer Marcel Koller nach dem 2:0-Sieg gegen die Türkei.
Im Vorfeld des Spiels hatte Scharner für einen Eklat gesorgt. Der neue Verteidiger des Bundesligisten Hamburger SV forderte von Koller für die bevorstehende Qualifikation zur WM 2014 in Brasilien eine Stammplatzgarantie. Als ihm diese verweigert wurde, verließ Scharner wenige Stunden vor dem Anpfiff der Partie das Traininslager der Österreicher.
Scharner will sich offenbar "mit voller Kraft dem HSV widmen"
Scharner widerprach in einer offiziellen Mitteilung des HSV der Darstellung des Verbandes, er habe einen Stammplatz eingefordert. Stattdessen sei seine Ausbootung schon vorher beschlossene Sache gewesen. Für Scharner habe Koller nur die Rolle vorgesehen, als Mitglied des Mannschaftsrates das "Team pushen und führen" zu sollen. "Diese Rolle kann ich nicht akzeptieren und dafür kann ich mich auch nicht zur Verfügung stellen", sagte Scharner, der vor Saisonbeginn ablösefrei von West Bromwich Albion an die Elbe gewechselt war, "dann kann ich mich besser mit voller Kraft dem HSV widmen."
Der frühere Kölner und Bochumer Bundesligatrainer Koller erhielt Rückendeckung vom österreichischen Fußball-Verband (ÖFB). "Man kann nicht einen Stammplatz fordern, da gibt es nur die Möglichkeit, dass man getrennte Wege geht", sagte ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner, "wenn ein Spieler für die Nationalmannschaft nicht bereit ist, sich auf die Ersatzbank zu setzen, dann ist es die Entscheidung aller, dass man so einen Spieler nicht mehr dabei hat." (sid)