Frankfurt. . Deutschland steht vorzeitig im Viertelfinale der Frauenfußball-WM. Die Duisburgerin Simone Laudehr erzielte beim 1:0 (0:0) gegen Nigeria in Frankfurt in der 54. Minute das goldene Tor für die nervösen DFB-Frauen.

Es gibt einen Abend aus dem vergangenen November, den tragen die Fußballerinnen Nigerias dem deutschen Frauen-Nationalteam bis heute nach. Damals ist ihnen ein Stück ihrer Seele eingefroren, damals sind sie in ihrem Stolz verletzt worden. Bei zweistelligen Minusgraden bibberte der Afrikameister im Leverkusen 90 Minuten vor sich hin und ließ sich ohne Widerstand demütigen, Deutschland gewann das Freundschaftsspiel damals 8:0. „Das haben die uns richtig verübelt“, sagte Bundestrainerin Silvia Neid später. Gestern Abend zeigte sich im zweiten WM-Vorrundenspiel in Frankfurt, wie richtig Neid lag. Beim mühsamen 1:0 (0:0) und lauschigen 20 Grad machte Nigeria dem deutschen Team das Leben richtig schwer.

Aber, und das ist die beste Nachricht des Abends: Mit dem Sieg hat sich Deutschland neben Frankreich bereits fürs Viertelfinale qualifiziert. Um den Gruppensieg gibt es nun am Dienstag in Mönchengladbach zwischen den beiden ein echtes Endspiel.

Und um das gewinnen zu können, muss sich Deutschland allerdings deutlich steigern. Den Fairnesspreis wird die ebenso wie Kanada bereits ausgeschiedene nigerianische Mannschaft sicherlich nicht gewinnen, aber die überaus robuste Gangart erklärt nicht, warum sich die deutsche Elf vor der Pause derart den Schneid abkaufen ließ. Die Nigerianerinnen stiegen ein paar Mal hart ein und leider setzte Schiedsrichterin Cha aus Südkorea einen unseligen Trend dieser WM fort: Sie pfiff Kleinigkeiten ab und ließ die rüden Attacken ungestraft.

So mühte sich Deutschland 45 Minuten lang mehr schlecht als recht über die Runden. Aber die Schwächen zogen sich vor der Pause durch alle Mannschaftsteile: Im Aufbau haperte es, weil zu viele Pässe zu ungenau kamen, über die Flügel gab’s kaum Druck, in der Spitze blieb Celia Okoyino da Mbabi diesmal völlig wirkungslos und im offensiven Mittelfeld lieferte Birgit Prinz allen Skeptikern neues Futter: Dass die 33-Jährige, vorsichtig ausgedrückt, über den Zenit hinaus ist, lässt sich nicht mehr verbergen.

Da sich Nigeria als Team ohne Angriff präsentierte, gab’s kaum nennenswerte Szenen. Der große Aufreger nach 30 Minuten passte zum zerfahrenen Spiel: Melanie Behringer knickte bei einer Flanke das rechte Standbein weg, sie musste raus, vermutlich hat es das Außenband im rechten Sprunggelenk erwischt. Für sie kam nicht etwa Lira Bajramaj auf ihrer angestammten Position zum Einsatz, Neid brachte Alexandra Popp als Spitze und verschob da Mbabi ins Mittelfeld. Bajramaj bleibt der Liebling der Objektive, aber einen schlechteren Zeitpunkt hätte sie sich für ihr Formtief nicht finden können.

Wenn’s denn ein Zeichen für die zweite Halbzeit gab, dann dieses: Das Team kam schnell aus der Kabine und nach nur acht Minuten brachte Silvia Neid mit Inka Grings für Birgit Prinz noch eine Angreiferin. Und das zahlte sich sofort aus: Da Mbabi brachte nach 55 Minuten einen Freistoß vors Tor, Grings kam mit der Hacke an den Ball, den Abpraller schoss Popp aufs Tor, der erneut abgewehrte Ball landete bei Simone Laudehr – und die dritte an dieser Szene beteiligte Duisburgerin hämmerte die Kugel zum 1:0 ins Netz.

Da fielen Lasten ab, nur besser wurde das Spiel dadurch nicht. Deutschland mühte sich und fand doch nie seinen Rhythmus. Am Ende blieb Torhüterin Nadine Angerer in ihrem 100. Länderspiel ohne Gegentor und ohne echte Prüfung. Woran’s lag? An Nigerias kümmerlicher Offensive. Woran’s nicht lag: an einem guten Spiel der Neid-Elf. Und an den Temperaturen. Wenigstens das.