Gelsenkirchen. Mehr als 50.000 Fans bejubeln den 3:0-Erfolg über Dresden – den vierten Sieg ohne Gegentor in Folge. Doch die großen Prüfungen kommen noch.
Als Danny Latza über die Emotionen, die Sprechchöre, die Lautstärke reden sollte, überlegte der Kapitän des FC Schalke 04 nach seinem Comeback kurz und erzählte dann eine Geschichte über seinen 19 Jahre alten Sitznachbarn auf der Bank: „Die Kulisse war der Wahnsinn. Ich saß neben Memo Aydin, der sie in der Form noch nicht erlebt hat. Er hatte am ganzen Körper Gänsehaut.“ Nach schwierigen anderthalb Jahren haben sich die königsblauen Fans wieder mit ihrer Profimannschaft versöhnt, die meisten der 54.526 Zuschauer bejubelten den 3:0 (1:0)-Erfolg über Dynamo Dresden euphorisch.
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Zum ersten Mal seit März 2020 hatte eine so große Menge in die Arena gefunden. Es gab wegen der 3G-Kontrollen bis kurz nach dem Anpfiff lange Warteschlangen, die Polizei war mit 1500 Beamten und drei Wasserwerfern vor Ort, da sie mit gewalttätigen Aktionen der Dresdner Fans rechnete. Die befürchteten Krawalle blieben aus, es blieb bei kleineren Schlägereien, die Polizei schrieb neun Strafanzeigen.
Schalke-Trainer Grammozis: Torwartwechsel war korrekt
Der Fußball stand im Mittelpunkt – und eine Schalker Mannschaft, die nun vier Zweitliga-Spiele in Folge ohne Gegentor gewonnen hat. Schalke bleibt Dritter, hat sich am elften Spieltag auf den Aufstiegsplätzen festgesetzt. Es hat Gründe, dass die Mannschaft nach dem Stolperstart nun erfolgreich spielt. Dass sie die durch den Abstieg skeptischen Fans überzeugt hat.
Trainer Dimitrios Grammozis, der es als Abstiegstrainer nicht leicht hat bei Teilen der Fans, hat die richtigen Schlüsse aus dem Start gezogen. Hing der Erfolg oder Misserfolg der Schalker zu Saisonbeginn von Einzelaktionen ab, ist es ihm nun gelungen, eine stabile Defensive zur Basis des Erfolgs zu machen. Das hängt zunächst mit einem Torwartwechsel zusammen: Ralf Fährmann durch Martin Fraisl zu ersetzen, war vor vier Wochen umstritten, erwies sich aber schnell als perfekter Griff. „Man kann schwer in absoluten Zahlen ausdrücken, wie hoch mein Anteil ist“, sagte Fraisl und ergänzte: „Als Kollektiv harmonieren wir gut.“ Die Dreier-Abwehrreihe versteht sich perfekt – und fliegt doch ein Ball aufs Tor, ist Fraisl zur Stelle. Im Spiel gegen Dresden verhinderte mit einer Glanztat nach einem Kopfball von Pascal Sohm das 1:1 (63.).
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Durch die starke Abwehrarbeit ist Schalke nicht mehr auf Torjäger Simon Terodde angewiesen. Zum zweiten Mal in Folge blieb Terodde ohne eigenen Treffer – Schalke traf aber trotzdem dreimal. Und das, weil ein anderer zeigte, dass sein Können die 2. Bundesliga eigentlich übersteigt: Linksverteidiger Thomas Ouwejan erzielte das 1:0 (21.) und legte die Tore von Marius Bülter (78.) und Marcin Kaminski (90.+4) vor. Ein Tor und sechs Vorlagen stehen nun auf dem Konto des Niederländers. „Ich weiß nicht, ob er der beste Verteidiger der Liga ist – aber er gehört sicherlich in diese Kategorie“, sagte Grammozis.
Schalke schwebt durch die Liga
Durch die Erfolge ist Schalkes Mannschaft inzwischen in schwächeren Spielphasen weniger nervös, und die Fans werden nicht ungeduldig – diesmal zwischen der 50. und 75. Minute. „Auch das ist Zweite Liga – geduldig sein, auf die Chance warten, im richtigen Moment zuschlagen“, sagte Grammozis.
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Und weil das gelang, schwebt Schalke ein wenig durch die Liga. Niederlagen werden bei S04 schlimmer betrauert als im Rest der Republik, Siege aber umso lauter bejubelt, ab und an überhöht. Die wahren Herausforderungen kommen noch – nun folgt eine englische Woche mit dem DFB-Pokalspiel bei 1860 München (Dienstag, 18.30 Uhr/Sky) und dem Auswärtsspiel beim 1. FC Heidenheim (Freitag, 18.30 Uhr/Sky). Ende November steht das Spiel bei Mit-Absteiger Werder Bremen auf dem Plan. Im Dezember warten hintereinander die Mitfavoriten FC St. Pauli, 1. FC Nürnberg und Hamburger SV.
Erst nach diesen Spielen wird sich zeigen, ob dieses Schalke wirklich aufstiegsreif ist.