Gelsenkirchen. Martin Fraisl ist die Nummer eins des FC Schalke 04. Er hat Ralf Fährmann verdrängt. Der 28-Jährige ist ein direkter Typ. Er sagt, was er denkt.
Als Martin Fraisl zum ersten Mal spürte, was für ein besonderes Spiel dem FC Schalke 04 bevorsteht, saß er gerade im Mannschaftsbus und fuhr auf der A 2 von Hannover Richtung Ruhrgebiet. Mit 1:0 hatte S04 soeben gewonnen. „Domenick Drexler saß mit einer großen Fleischwunde neben mir im Bus“, erzählte Fraisl gestern. „Und dann hat er zu mir gesagt: Alter, wenn ich dieses Spiel gegen Dynamo Dresden versäume, dann weiß ich nicht, wie ich reagiere. Ab diesem Moment hat es bei mir Klick gemacht.“
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An diesem Samstag ist es so weit – um 20.30 Uhr (live bei Sport 1 und Sky) beginnt das lang erwartete Spiel vor rund 56.000 Zuschauern. „Wir müssen versuchen, die Jungs zu sensibilisieren, dass eine andere Kulisse auf uns wartet als bei den Heimspielen zuvor. Das wird akustisch schon ein Unterschied sein. Ich spüre aber viel mehr Vorfreude als Druck oder Hemmungen“, sagte Trainer Dimitrios Grammozis und ergänzte: „Das Hannover-Spiel hat uns ja einen Geschmack gegeben, was es bedeutet, wenn ein Stadion voll, wenn die Stimmung da ist.“
Schalke: Fraisl sollte Nummer drei hinter Fährmann und Langer werden
Ganz so diplomatisch drückt das der 28-jährige Fraisl nicht aus: „Da brennt’s, die Hütte ist voll. Die Mannschaft ist geil auf das Spiel.“ Fraisl ist der große Gewinner der vergangenen drei Wochen. Seit er Ralf Fährmann im Tor ablöste, spielt Schalke besser und dominanter. Drei Siege in Folge, alle ohne Gegentor – das ist auch sein Verdienst. Ablösefrei war er im Sommer von ADO Den Haag gekommen, eigentlich nur als Nummer drei hinter Ralf Fährmann und Michael Langer. Aber schon unmittelbar nach der Verpflichtung spuckte er große Töne. Er sei kein Daumendrücker, sagte er selbstbewusst.
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Töne, die er nun bestätigt. „Es ist der Anspruch eines jeden Fußballers, auf dem Feld zu stehen. Und es ist mein Prinzip, dass ich authentisch bin. Ich möchte mich nicht in Phrasen herausreden, sondern die Wahrheit sagen. Das sagen, was gerade in mir brodelt, was ich spüre“, sagt der Österreicher und ergänzt: „Ich würde definitiv dieselbe Wortwahl wieder treffen. Dass das kernig wirkt für Außenstehende, war mir auch klar. Aber das ist mir egal, weil wir für Schalke 04 spielen und Direktheit hier immer erleben.“
Schalke: Positiver Hass bei den Torhütern
Worte, die ankommen, die ihn sympathisch machen. Dass er es zur Nummer eins gebracht hat, hängt mit seiner Einstellung im Training zusammen. Trainer Grammozis hatte gar von „positivem Hass“ beim Torwart-Trio gesprochen. „Ich sehe jedes Training wie ein Finale – im Sinne von: Ich haue da alles raus, ich gebe richtig Gas. Ich mache das mit irrsinnig viel Herzblut, mit voller Intensität“, sagt Fraisl. Den Moment, als er offiziell zur Nummer eins ernannt wurde, schildert er sachlich: „Ich habe mich umgedreht, gefreut, vorbereitet und dann gespielt.“ Sein Verhältnis zu Fährmann habe sich – findet er – nicht geändert. „Ralle ist ein cooler Typ, ein Strahlemann, er trägt immer gute Vibes in die Kabine“, sagt Fraisl.
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Unklar ist aber, ob derjenige, der Fraisl den Kick gegeben hat, heute auflaufen kann. Domenick Drexler hat seine Fleischwunde noch nicht ganz auskuriert. Für ihn könnte einer in den Kader rücken, der zuletzt drei Monate pausieren musste. Kapitän Danny Latza (31) bestand während der Woche die Belastungstests im Mannschaftstraining. „Danny hat sich mit viel Disziplin wieder herangekämpft. Er ist ein wichtiger Bestandteil“, sagt Grammozis. Doch spielt er auch? Der Trainer sagt: „Wir würden uns freuen, wenn er grünes Licht gibt und sich stabil genug fühlt. Aber das halten wir uns noch offen.“