Bochum. . Borussia Dortmund und der FC Schalke 04 spielen sogar auf der internationalen Fußballbühne in großen Rollen. Der VfL Bochum und der MSV Duisburg dagegen kämpfen in der 2. Bundesliga gegen den Abstieg - und um das Überleben. Weil bei beiden Klubs auch die Finanzen nicht stimmen.

Felix Magath, zurzeit hoch dotierter Privatier, lässt grüßen – in Bochum. „Lauftraining mit Bleimanschetten“ wird derzeit schon mal empfohlen aus dem Kreis der erzürnten VfL-Fans, die sich in Zeiten der Krise über das vorgeblich emotionslose Verhalten von Trainer Andreas Bergmann aufregen, die überhaupt am liebsten alle rauswerfen würden, die gerade versuchen, den VfL Bochum in seiner dritten und schwierigsten Zweitliga-Saison quasi neu zu erfinden.

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Nun ja, fundierte Kritik setzt ein Mindestmaß an Rationalität und Wissen voraus, und das ist im aktuellen Wutgeheul vor dem wichtigen Spiel des Tabellen-16. VfL in Aue (Samstag, 13 Uhr, live im DerWesten-Ticker) allenfalls in Spurenelementen zu finden.

Dem Patienten VfL geht es richtig schlecht

Gleichwohl geht es dem Patienten VfL richtig schlecht. Nur dank der Sommer-Transfers von Takashi Inui (Frankfurt) und Kevin Vogt (Augsburg) erhielten die Bochumer die Lizenz, an der von der DFL geforderten Liquidität mangelt es allerdings immer noch. Da wird man sich etwas einfallen lassen müssen – gerade läuft die Nachlizenzierung. Selbst ein möglicher Pokalerfolg am Dienstag beim TSV Havelse brächte die Bochumer in dieser Angelegenheit nicht entscheidend voran.

Dass der VfL nun auch noch an der Sport-Front kämpfen muss, hatte man nicht erwartet. „Verfolger der Spitzengruppe“ (so VfL-Sportchef Jens Todt vor Monaten) wollte man sein, vor allem aber mit ansehnlichem Offensivspiel die Unzufriedenheit aufbrechen, die Friedhelm Funkels Ergebnisfußball erzeugt hatte. Dass es am Ende gerade die fehlenden Resultate sind, die in der öffentlichen Wahrnehmung alle anderen Eindrücke überlagern, ist bitter, aber kein ganz neues Phänomen.

Vieles, womit das Duo Todt/Bergmann zu kämpfen hat, ist ererbt, zum Beispiel die teuren Altverträge mit einer Reihe von Spielern, die bereits zu Erstligazeiten an Bord waren; anderes ist selbst verursacht.

Sind einem wirtschaftlich die Hände gebunden, dann müssen die Transfers sitzen, dann sollte man sich besser nicht einen mit der deutschen Spielweise fremdelnden Angreifer wie den Georgier Nika Gelashvili leisten oder einem in der Selbstwahrnehmung leuchtenden Stern wie dem von Leverkusen ausgeliehenen Michael Ortega ein halbes Jahr der Besinnung gönnen müssen.

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Dass Spieler wie Mirkan Aydin, Faton Toski und Michael Delura, denen man eine gewisse Qualität unterstellen darf, wegen ihrer langwierigen Verletzungen noch nicht richtig auf die Beine gekommen sind, kommt erschwerend hinzu.

Keine Trainerdiskussion in Bochum

Sechs Mal in Serie haben die Bochumer mittlerweile nicht mehr gewinnen können, haben meistens über weite Strecken einen gepflegten Ball gespielt, sind aber auch in den guten Phasen immer wieder an ihrer Abschluss-Schwäche gescheitert. Längst ist die Luft dünn geworden für Andreas Bergmann, der das eklatante Missverhältnis zwischen „Aufwand und Ertrag“ beklagt, aber immer noch an eine „gute Zukunft“ glaubt.

Von einer Trainerdiskussion will in Bochum offiziell ohnehin niemand etwas wissen. Allerdings forderte Jens Todt kürzlich neben „Ergebnissen“ nicht weniger als „die Wende“ – und zwar nicht irgendwann, sondern sofort. Am heutigen Samstag. Also ausgerechnet in Aue, wo der bevorzugte Fußballstil eher rustikaler Natur ist.

MSV Duisburg - Zebras stellen sich auf einen langen Abstiegskampf ein 

Kosta Runjaic schaute sich Mittwoch mit seiner Mannschaft in Dortmund den Champions-League-Auftritt des BVB gegen Real Madrid an. Am Ende der packenden 90 Minuten stellte der Trainer des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg den Bezug zu seiner Mannschaft her. „Vom Prinzip her ist der Unterschied nicht groß. Einsatz und Laufbereitschaft müssen stimmen, dann gewinnst du auch das Spiel.“

Der Gegner der Zebras heißt Sandhausen - nicht Madrid

Heute kehren die Zebras in den grauen Liga-Alltag zurück. Der Gegner heißt nicht Madrid, es geht zum SV Sandhausen (13 Uhr, live im DerWesten-Ticker). Der Druck auf die Zebras ist enorm. Mit nur fünf Punkten aus zehn Spielen steht der MSV am Tabellenende und mit dem Rücken zur Wand. Der Absturz in die 3. Liga droht, zudem plagen das Gründungsmitglied der Bundesliga finanzielle Sorgen.

Bis Mittwoch muss Geschäftsführer Roland Kentsch die Unterlagen für die Nachlizenzierung bei der DFL in Frankfurt einreichen. Sicher ist bereits jetzt: Der MSV wird bis Mitte Januar frisches Geld benötigen, um die zu erwartenden Auflagen der DFL zu erfüllen.

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Die sportliche Talfahrt der Mannschaft bringt den MSV auch finanziell in die Bredouille. Bei der Lizenzierung hatte der MSV Platz acht als durchschnittlichen Tabellenplatz prognostiziert. Davon ist das Team meilenweit entfernt. Das wird sich schon im November bei der Auszahlung der ersten Rate der Fernsehgelder schmerzlich bemerkbar machen. Zudem war die Trennung von Trainer Oliver Reck nach nur drei Spielen in der Saisonplanung nicht vorgesehen.

„Wir arbeiten mit vielen Menschen daran, es zu schaffen“, sagt Roland Kentsch, der sich zu Summen nicht äußern will. Laut Vereinschef Andreas Rüttgers plant der MSV die Ausgabe einer Anleihe, um frisches Geld zu beschaffen. Zudem laufen derzeit Gespräche mit einem neuen Sponsor. Letztlich bleibt die Option, Spieler zu verkaufen. Die Kandidaten dafür sind rar. Torwart Felix Wiedwald, das zweimal in Folge mit der Fritz-Walter-Medaille in Silber ausgezeichnete Mittelfeld-Talent Andre Hoffmann und vielleicht noch Vizekapitän Goran Sukalo könnten dem Verein in der Winterpause Geld bringen.

Da Silva kam mit einem großen Trainingsrückstand zum MSV

Solche Transfers würden allerdings die Mannschaft empfindlich schwächen. Im Gegenteil: Das Team müsste für den Abstiegskampf verstärkt werden. Die Außenverteidiger-Positionen gelten als Achillessehne des Teams. Hinzu kommt, dass die beiden namhaften Zugänge – Ranisav Jovanovic und Antonio da Silva – von einem Platz in der Stammelf noch weit entfernt sind. Vor allem da Silva kam mit einem großen Trainingsrückstand aus Dortmund zum MSV.

Trainer Kosta Runjaic stellt sich auf einen langen Abstiegskampf ein: „Wir werden bis zum letzten Spieltag alles geben müssen. Ziel ist es, das Schiff bis spätestens Mai 2013 in den sicheren Hafen zu bringen.“ Bis zur Winterpause warten jetzt noch zehn Liga- und bestenfalls zwei DFB-Pokalspiele auf die Zebras. Runjaic: „Am 20. Dezember kann nicht alles gut sein, aber es könnte für uns einen positiven Trend geben.“