1. FC Köln kommt mit drei „Sechsern“ zum 2:1-Erfolg in Paderborn
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Paderborn. Ein intensives Spiel erlebten die beiden Trainer im West-Derby in der 2. Fußball-Bundesliga. Der 1. FC Köln feierte seinen ersten Auswärtssieg beim SC Paderborn mit 2:1. Für den FC-Coach Holger Stanislawski war das Ergebnis aber völlig zweitrangig.
Der Kölner Coach stand nach dem schweren Verkehrsunfall seines früheren Schützlings Boris Vukcevic, den er vergangene Saison in Hoffenheim betreut hat, unter Schock. Freuen über die drei Punkte konnte sich Stanislawski zwei Tagen nach seinem 42. Geburtstag nur bedingt.
Dabei ging seine Strategie mit drei "Sechsern" vor der Abwehr, zwei "Zehnern" auf den Halbpositionen und einer zentralen Spitze vorne, erfolgreich auf. "Bei der Fahrt nach Paderborn", habe er sich den Coup ausgedacht, erklärte Stanislawski später im Pulk von neugierigen Berichterstattern.
Vor 15 000 Fans in der ausverkauften SCP-Arena, hielt der FC die Gastgeber mit dieser Taktik überraschend gut in Schach. Kontrollierte Offensive war angesagt. "Wir müssen von Woche zu Woche flexibel spielen, auch von den Aufstellungen her. Wir werden nicht nur an einem System festhalten", schilderte Holger Stanislawski seinen Plan. "Die Spieler sollen mutig auftreten und an ihre Stärken glauben." Ein Ballgeschiebe wie in der ersten Halbzeit gegen den FSV Frankfurt dürfe es nie mehr geben. Das frühe Führungstor durch Anthony Ujah (18.) in Paderborn bestätigte den neuen Kölner Teamspirit nach einem schwerfälligen Saisonstart.
Köln feiert Sieg in Paderborn
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Paderborn fand ohne die verletzten Offensivkräfte Vrancic,Yilmaz und Brückner nur ansatzweise in die Partie. Erst nach dem Seitenwechsel wachte die Mannschaft auf. Eine Flanke von Ornatelli köpfte Manuel Zeitz aus fast 16 Metern unter die Latte, von der der Ball zum 1:1 (53.) hinter die Linie prallte. Das Zeichen für eine mögliche Wende im West-Derby.
Stanislawski bringt mit Chihi den Joker ins Spiel
Doch dann brachte FC-Coach Stanislawski mit Adil Chihi (67.) einen Topjoker ins Spiel, der den 2:1-Siegtreffer erzielte. "Ich kam zum richtigen Zeitpunkt. Mein Tor war Gold wert. Wir sind auf einem guten Weg. Wir dürfen jetzt jedoch nicht abheben und müssen den Ball flach halten. Die nächsten Wochen sind entscheidend", sagte Chihi nach der Partie.
Sein Trainer fügte hinzu: "Mich freut's für Adil, dass er nach einjähriger Verletzungspause wieder seine Qualität zeigt. Das ist wichtig für ihn, das gibt aber auch der Mannschaft die Gewissheit, dass wir in einem Spiel nachlegen können, wenn es nötig ist." Seine Jungs belohnte Stanislawski spontan mit einem trainingsfreien Wochenende.
Paderborn fehlen die zündenden Ideen
Paderborns Profis täten dagegen einige Zusatzschichten gut. Dem Team fehlten bis zur Pause die zündenden Ideen. Eine halbe Stunde lang agierte der SCP im eigenen Haus viel zu passiv und überließ dem Bundesliga-Absteiger die Regie. War es die Angst vor dem ja immer noch großen Namen des Traditionklubs vom Rhein? Wohl kaum. Mit Schwächen im Spielaufbau, ungewohnten Fehlpässen und schlechtes Abwehrverhalten machte sich Paderborn das Leben selbst schwer. "Wir waren in den ersten 30 Minuten schlecht", stellte Jens Wemmer fest, der für den verletzten Markus Krösche die Kapitänsbinde trug. Dafür lief es zu Beginn des zweiten Durchgangs umso besser."Der Ausgleich war hochverdient," resümierte Wemmer.
Bertels patzt im Zweikampf mit Bröker
Nur die Konzentration in der Defensivarbeit gegen ganz auf Konter eingestellte Kölner hielt der SCP bis zum Schluss eben nicht hoch. " Und dann bekommen wir durch einen blöden Fehler wieder ein Gegentor. Die Niederlage ist einfach ärgerlich", brachte es Jens Wemmer zum Ausdruck.
Linksverteidiger Thomas Bertels patzte nach 70 Minuten im Zweikampf mit dem Ex-Paderborner Thomas Bröker, der Chihi das Leder zum Siegtreffer für den FC servierte. " Ich will den Ball mit dem Kopf vorlegen und eigentlich weghauen, da hat Bröker schon seinen Körper dazwischen. Das Gegentor geht leider auf meine Kappe", analysierte Bertels selbstkritisch.
Hartwig Sellmann
Manuel Zeitz fand Rote Karte zu hart
Am Ende liefen die "Blauen" dem Rückstand mit nur noch zehn Feldspielern hinterher. Der Platzverweis in der 82. Minute für Ausgleichstorschütze Manuel Zeitz sorgte für heftige Diskussionen mit dem jungen Schiedsrichter Christian Dingert (Lebecksmühle). Beim Versuch, einen Kölner Konter zu verhindern, trat Paderborns Mittelfeldspieler den eingewechselten FC-Joker Adil Chihi in die Wade.
Nach Demme der nächste Paderborner gesperrt
Das Foul sei nicht so schlimm gewesen, wie es auf den ersten Blick aussah, versicherte Zeitz: "Ich wollte Chihi nur aus dem Tritt bringen. Ich will nie einen Gegenspieler verletzten. Deshalb ist die Rote Karte zu hart." Wie auch immer. Nach Ablauf der Rot-Sperre von Diego Demme (Tätlichkeit in Aue) sitzt demnächst Zeitz für einige Zeit auf der Tribüne. Fehlen wird beim nächsten Auswärtsspiel gegen den FSV Frankfurt (Freitag 18 Uhr) vermutlich auch Innenverteidiger Markus Gulde. Verdacht auf Oberschenkelzerrung lautete die erste Diagnose nach seinem verletzungsbedingten Ausscheiden.
Kruse: "Wir haben uns selbst zu blöd angestellt"
Für SCP-Keeper Lukas Kruse gab es trotz der Nackenschläge keine Ausreden für die zweiten Heim- und Saison-Niederlage in Folge: "Wir selbst sind schuld am Ergebnis. Die erste Halbzeit haben wir wie in Cottbus verschlafen. Nach der Pause kam mehr Druck von unserer Seite. Die beiden Gegentore sind aus dummen Fehlern gefallen. Da haben wir uns zu blöd angestellt. Das ist kein Lehrgeld mehr, was wir bezahlen. So etwas wie heute darf in der zweiten Liga einfach nicht passieren."
Hartwig Sellmann
Stimmen der Trainer - Köln kann durchpusten
Stephan Schmidt (SC Paderborn):"Köln hat hier kein Feuerwerk abgebrannt. Wir sind durch einen individuellen Fehler in Rückstand geraten. Es hat lange gedauert, bis wir danach besser in die Partie gekommen sind. Für die zweite Halbzeit hatten wir uns viel vorgenommen. Mit dem Ausgleich sind wir auch belohnt worden. Danach hatten wir das Spiel im Griff. Dann passiert ein blöder Fehler, der zum zweiten Gegentreffer führt. Danach war es schwer für uns, wieder ins Spiel zurückzukommen. Erst recht nach der Roten Karte für Zeitz. Einen Punkt hatten wir trotzdem verdient."
Holger Stanislawski (1. FC Köln): "Unterm Strich haben wir verdient gewonnen, weil wir in den ersten 35 Minuten sehr gut gespielt haben. Die taktische Ausrichtung ging auf. Zu bemängeln ist nur, dass wir das zweite Tor nicht schon in der ersten Halbzeit nachgelegt haben. Mehr oder weniger aus dem Nichts haben wir nach der Pause dann den 1:1-Ausgleich kassiert. So kann ein Spiel immer wieder kippen, aber wir sind standhaft geblieben. Ich freue mich über den zweiten Sieg in Folge. Wir investieren viel. Es steht wieder eine Mannschaft auf dem Platz. Das war in den letzten Jahren in Köln ja nicht immer der Fall. Es wächst etwas zusammen, weil von den treuen Fans honoriert wird, dass diese Mannschaft hart arbeitet. Jetzt können wir alle etwas durchpusten und ein freies Wochenende genießen."
Rote Karte: Zeitz (SCP/82.) wegen groben Foulspiels
Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)
Zuschauer: 15.000 (ausverkauft)
Testspiel beim SV Lippstadt aus Sicherheitsgründen abgesagt
Das für Mittwoch, 9. Oktober, geplante Testspiel beim Oberligisten SV Lippstadt 08 hat der SC Paderborn 07 in Abstimmung mit dem SV überraschend absagen müssen. Begründun in eier Presseerklärung: Aufgrund möglicher Zwischenfälle mit Fans aus anderen Vereinen ergeben sich derart hohe Anforderungen an die Sicherheit, die unverhältnismäßig hohe Kosten nach sich ziehen.
"Wir hätten das Spiel gerne durchgeführt, um uns den Fans aus der Region zu präsentieren und der Mannschaft in der spielfreien Woche zusätzliche Spielpraxis zu geben. Allerdings stehen die Anforderungen in punkto Sicherheit in keinem Verhältnis zum sportlichen Wert des Spiels", bedauert Paderborns Manager Sport Michael Born die Situation.
Das zweite Testspiel in der Länderspiel-Woche ist nicht betroffen. Am Freitag, 12. Oktober, treten die Paderborner wie geplant um 17 Uhr im Grenzlandstadion Rheydt gegen den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach an.
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