Paderborn/Köln. Freuen über den ersten Auswärtssieg des 1.FC Köln in Paderborn (2:1) konnte er sich nicht. Im Gegenteil: Tief traurig saß Holger Stanislawski auf dem Podium in der Pressekonferenz. Der FC-Trainer kämpfte nach dem schlimmen Verkehrsunfall seines früheren Schützlings Boris Vukcevic mit den Tränen. “Stani“ wirkte wie paralysiert.
Unmittelbar vor dem Anstoß in Paderborn hatte Holger Stanislawski die Nachricht vom tragischen Unfall auf der B45 zwischen Bammental und Mauer erhalten. Boris Vukcevic soll dort in seinem Pkw aus noch ungeklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn geraten sein und mit einem entgegenkommenden 40-Tonnen-LKW zusammengestoßen sein.
Der 22-jährige Fußball-Profi der TSG Hoffenheim wurde schwer verletzt mit dem Rettungshubschrauber in eine Heidelberger Klinik gebracht. Nach einer Notoperation liegt der Bundesliga-Spieler in einem künstlichen Koma.
"Ich bin geschockt. Der Fußball spielt in so einer Situation überhaupt keine Rolle mehr", sagte der Ex-TSG-Trainer Stanislawski mit gebrochener Stimme. Bis zu seinem Rücktritt vergangene Saison in Hoffenheim hatte Holger Stanislawski den Mittelfeld-Strategen Boris Vukcevic in seinem Kader.
Stanislawski zeigt Mitgefühl
"Er ist ein guter Junge und ein guter Bundesliga-Spieler. Boris war lange verletzt. Danach hat er sich wieder heran gekämpft. Er hat viel dafür getan. Boris ist jemand, der jetzt wieder richtig stattgefunden hat in der Bundesliga, nach einem langen Leidensweg mit seinem Wadenbeinbruch", sagte Stanislawski. Vukcevic wurde erst nach zwei Operationen wieder gesund.
Mitgefühl gilt der Familie und den Angehörigen
Außerdem lebt der 22-Jährige, was viele nicht wußten, mit einer Diabetiskrankheit."Das ist auch nicht ganz einfach als Profi-Fußballer und jetzt noch dieser schreckliche Unfall - das ist natürlich brutal", reagierte Stanislwaski tief betroffen. "Da kannst du jetzt nur die Daumen drücken und dem lieben Gott da oben Bescheid sagen, dass er Boris schnellstmöglichst unter die Arme greift. Im Namen aller Fußballfans wünsche ich ihm nur das beste und seiner Familie und seinen Angehörigen viel Kraft."
Die Hiobsbotschaft des Verkehrsunfalls verbreitete sich am Freitagabend-Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga wie ein Lauffeuer. Holger Stanislawski viel es schwer, sich mit seiner Kölner Mannschaft auf die Partie in Paderborn zu konzentrieren. "Vor dem Anstoß versuchst du die Geschichte auszublenden, aber nach dem Spiel kommt das Mitgefühl wieder durch. Da ist Fußball völlig unwichtig."
Es gibt nicht nur Sonnenschein im Fußball-Leben
Trotzdem habe er eine Verpflichtung seinen Spielern gegenüber verspürt: "Du musst versuchen, dich für 90 Minuten auf den Fußball zu focussieren. Danach gibt es eine Zeit, wo man sagen kann, drei Punkte gewonnen und ein Häkchen dahinter machen." Doch einige Tage wird der sensible FC-Coach noch brauchen, bis er seine Gedanken wieder voll und ganz auf den Fußballsport lenken kann. Der schwere Unfall von Vukcevic geht Holger Stanislawsiki so schnell nicht aus dem Kopf: "Das sind Schicksalsschläge, die dazu gehören im Leben. Es gibt nicht nur Sonnenschein. Dass es einen so jungen Burschen erwischt wie Boris, ist sehr traurig und erschütternd."