Hamburg. Der FC St. Pauli hat sich mit sofortiger Wirkung von Trainer André Schubert getrennt. Damit zog der Kiez-Klub die Konsequenzen aus der sportlichen Talfahrt der vergangenen Wochen. Für heute mittag ist eine Pressekonferenz angesetzt.

Nicht einmal 16 Stunden nach dem 0:1 gegen Aufsteiger VfR Aalen war die Ära von Trainer André Schubert beim Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli beendet. Die Hamburger zogen die Konsequenzen aus der sportlichen Talfahrt mit nur einem Sieg aus sieben Partien und sechs Punkten in die untere Tabellenhälfte.

Der 41-jährige Schubert war im Sommer 2011 vom SC Paderborn als Nachfolger von Holger Stanislawski ans Millerntor gewechselt, wo er einen Vertrag bis zum 30. Juni 2013 besitzt. Nach 13 Heimspielen ohne Niederlage hatten die Hamburger am Dienstag erstmals wieder im eigenen Stadion verloren. Bereits in der vergangenen Saison stand Schubert mehrfach vor der Trennung, konnte sich aber dann doch halten. Am Mittwoch zogen die Verantwortlichen des Kiez-Klubs jedoch die Reißleine.

Planlos und unsicher

„Die Situation ist sehr gefährlich. Die Mannschaft hat planlos und unsicher gespielt“, hatte Präsident Stefan Orth am Dienstagabend dem Hamburger Abendblatt gesagt: „Wir müssen jetzt in Ruhe sehen, was zu tun ist, und die richtigen Schlüsse ziehen.“ Bereits am Mittwochvormittag wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Auf einer Pressekonferenz sollten weitere Details bekannt gegeben werden. Über die Nachfolge des bisherigen Chefcoaches wurde zunächst nichts bekannt.

Ex-Coach Schubert hatte nach der Heimpleite sein Team in Schutz genommen: „Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen.“ Allerdings enttäuschte der Ex-Bundesligist gegen Aalen auf der ganzen Linie, die Mannschaft wirkte ohne Esprit und Konzept.

„Es fehlte an allem, nichts passte zusammen“, äußerte Angreifer Mahir Saglik im Abendblatt. „So holen wir gar keine Punkte mehr“, ergänzte Kapitän Fabian Boll. Sportdirektor Rachid Azzouzi hatte eine „mutlose' Vorstellung ohne Dynamik seines Teams gesehen.

„Schubert-raus“-Rufe

Aalen hätte sogar höher gewinnen können. In der Nachspielzeit vergab Enrico Valentini einen Foulelfmeter. Schubert hatte nach dem Abpfiff die Verantwortung für die neuerliche Pleite übernommen. Die Fans stimmten eine Pfeifkonzert hat, es gab von den Tribünen „Schubert-raus“-Rufe.

„Durch die Personalentscheidungen, die im Sommer getroffen wurden, bin ich bei einigen nicht mehr so beliebt“, hatte Schubert erklärt. Sein Verhältnis zu Ex-Sportchef Helmut Schulte war stark belastet. Am 15. Mai hatte Schulte beim Klub aus dem „Fußball-Freudenhaus“ gehen müssen, der Vertrag war im gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst worden.

Marco Kurz heißer Kandidat

Azzouzi begann sofort nach der Entlassung mit der Fahndung nach einem Nachfolger für Schubert. „Ich werde nun eine Liste möglicher Kandidaten erstellen und nach Abstimmung mit dem Präsidium Gespräche führen“, sagte er, „wir brauchen wieder ein komplettes Miteinander, jemanden, der die Werte verkörpert, die den FC St. Pauli ausmachen wie Kampf und Leidenschaft. Zudem wollen wir uns auch fußballerisch wieder verbessern.“ Als heißester Kandidat gilt Marco Kurz, der Anfang des Jahres beim 1. FC Kaiserslautern entlassen wurde.

Der 43-Jährige galt bereits am Ende der Vorsaison als Wunschkandidat des Klubs, als Schubert bereits schon einmal vor der Entlassung in Hamburg gestanden hatte. Wegen seines barschen Umgangstons mit der Mannschaft und atmosphärischer Störungen zwischen ihm und Ex-Sportdirektor Helmut Schulte war Schubert heftig in die Kritik geraten - doch am Ende gewann er den Machtkampf und konnte die Klubführung von seinem Konzept überzeugen.

Nun bilanzierte Orth trocken: „Die im Analysegespräch im Mai mit Andre Schubert von ihm vorgeschlagenen Werkzeuge zur Weiterentwicklung der Mannschaft haben nicht gegriffen. Es ist keine positive Entwicklung zu erkennen.“ Doch jetzt handelte der Klub. Und schickte Schubert ein Jahr vor Vertragsende hinaus in den Hamburger Regen. (sid)