München. . Der teuerste Bundesliga-Einkauf der Historie, Javi Martínez, spricht kaum Deutsch. Aber er versteht den Fußball. Das hat er bei seinem Startelf-Debüt für Bayern München bewiesen. Der Rekordspieler verstärkt das ohnehin dominante Spiel des Deutschen Rekordmeisters. Nach seiner gelungenen Partie gegen den FC Valencia wird er wohl auch im Bundesliga-Spitzenspiel gegen den FC Schalke 04 von Beginn an auflaufen.
Es gab eine Zeit, da schien es recht einfach den übermächtigen Deutschen Rekordmeister zu besiegen. Dortmund machte es vor, auch Mainz oder Hannover: Wer die gefürchteten Flügelspieler Franck Ribéry und Arjen Robben aus dem Spiel nahm, konnte den FC Bayern München lähmen. Uli Hoeneß, der Bayern-Präsident, saß dann wie eingefroren und mit rotem Kopf auf der Tribüne und sprach hinterher vom Altherren-Fußball, den seine fürstlich entlohnten Angestellten boten.
Spiele, in denen seine Mannschaft keine Lösungen findet, wollte der ehrgeizige Hoeneß nicht weiter sehen – und ging beherzt in die berühmte Festgeldabteilung der Hausbank seines Vereins: 40 Millionen Euro überwiesen die Bayern nach Bilbao um Javi Martínez zu verpflichten. Und ein Problem zu lösen.
Bayrische Dominanz im Zentrum
Es reicht nun nicht mehr, Robben und Ribéry aus dem Spiel zu nehmen. Martínez ist plötzlich derjenige im bayerischen Luxus-Kader, der mitbringt, was lange fehlte: Dominanz im Zentrum.
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Dort liegt das Hoheitsgebiet Bastian Schweinsteigers. Der Chef im Münchner Mittelfeld aber war dort oft alleine. War er fit, reichte ein Schweinsteiger meist aus. War er es nicht, lahmte das Bayern-Spiel manches Mal am ungestümen Luis Gustavo oder an Anatoliy Timoshchuk, der nie wirklich in München angekommen scheint. Edeltechniker Toni Kroos zeigte gegen Valencia einmal mehr eindrucksvoll, dass er weiter vorne besser aufgehoben ist als auf der Doppelsechs.
Martínez ist ball- und passsicher, dazu zweikampfstark und dynamisch. Trotz seiner stattlichen Körpergröße von 1,90 Meter wirkt er elegant. Er vereint die Stärken der übrigen Kandidaten für das Zentrum. Schon dadurch ist er ihnen voraus. Aber es reicht nicht, um zu erklären, weshalb Hoeneß derart überzeugt in die Festgeldabteilung ging und die höchste Investition der Bundesliga-Historie tätigte. Zumal der Präsident kürzlich selbst zugab, dass die 40 Millionen Euro deutlich über dem tatsächlichen Marktwert des Spielers liegen.
„Javi hat sehr intelligent gespielt“
Der 24-Jährige bringt ein Raum- und Spielverständnis mit, wie es selten ist – auch international. „Javi hat sehr intelligent gespielt“, sagte Bastian Schweinsteiger nach dem 2:1-Sieg in der Champions League gegen den FC Valencia, Martínez’ erstem Pflichtspiel für den neuen Verein von Beginn an
Der Baske ist vor allem eine Verpflichtung für Schweinsteiger, das Münchner Eigengewächs. Ihm und damit der bayerischen Dominanz dient ein Nebenmann wie Martínez. Dabei ist er weit mehr als nur ein arbeitender Diener.
Martínez findet dank seiner enormen Handlungsschnelligkeit spielerisch Lösungen für überraschende Situationen: Einen schlechten Robben-Pass in seinen Rücken verwandelte er im Fallen zum Doppelpass und gab dem Angriff neuen Schwung (44.); später grätschte er einen Steilpass im Mittelfeld ab und leitete ihn in einer Bewegung in den Fuß des Mitspielers. Die Aktion war der Ausgangspunkt für Kroos’ Schuss, den Torwart Diego Alves über die Latte lenkte (58.).
Kroos und Schweinsteiger profitieren von Martínez
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In den 69 Minuten bis zu seiner Auswechslung bewegte sich der teure Neuzugang tatsächlich klug, hielt die Abstände zu den Mitspielern klein, setzte Gegenspieler früh unter Druck. Immer wieder gewannen die Bayern verlorene Bälle noch in des Gegners Hälfte zurück – das ist sonst die Spezialität von Borussia Dortmund. Der Weg zum Tor ist dann kurz.
Martínez’ Raumverständnis erweitert die Münchner Möglichkeiten über gefährliches Flügelspiel hinaus. Und es gibt Schweinsteiger Freiheiten, die der Mittelfeld-Chef gegen Valencia in der Offensive nutzte – und zum 1:0 (24.). Auch Toni Kroos profitierte von der zentralen Präsenz des Basken.
Er scheint sich nicht erst einfinden zu müssen im Münchner Mittelfeld, weil er das Spiel versteht. Auch wenn Martínez noch kaum Deutsch spricht, seine Qualität mache es ihm einfach, sagte Schweinsteiger, der, so heißt es, ein paar Sätze Spanisch spricht. Dem Gegner, am Samstag dem FC Schalke 04, machen sie es gemeinsam schwer. Der FC Bayern ist durch Martínez weniger berechenbar. Das macht ihn stärker als zuletzt.