Gelsenkirchen. Schalke 04 trifft am Samstag auf den FC Bayern München - und damit wieder auf Manuel Neuer. Wie wird der Empfang diesmal ausfallen? Wie weit dürfen die Fans mit ihren Unmutsäußerungen gehen? Wir haben Meinungen gesammelt.
Schon viele Schalker Spieler zogen hinaus in die weite Fußballwelt. Auch solche, für die der Klub mehr war als nur ein Arbeitgeber. Blau-weiße Publikumslieblinge wie Stan Libuda, Rolf Rüssmann und Rüdiger Abramczik hüllten sich sogar in das schwarz-gelbe Trikot der Dortmunder Borussia. Aber kein ehemaliger Schalker wurde jemals so angefeindet wie Manuel Neuer. 20 Jahre Königsblau und dann Bayern München – das wollten dem Nationaltorhüter viele Schalker Fans nicht verzeihen. Das Heimspiel in der vergangenen Saison, das die Schalker mit 0:2 verloren, wurde zu einer Massendemonstration der Antipathie. An diesem Samstag (15.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) kehrt der Top-Torwart erneut in die Arena zurück. Wird der Empfang diesmal gemäßigter ausfallen? Wie weit dürfen Fans mit ihren Unmutsäußerungen gehen? Die Redaktion sammelte Meinungen.
Der Manager - Horst Heldt:
„Am Samstag spielt nicht Schalke gegen Manuel Neuer, sondern es spielt Schalke gegen den FC Bayern. Wir benötigen Fans, die ihren Fokus einzig und allein auf die eigene Mannschaft richten und nicht auf den Gegner. Das war im letzten Jahr nicht der Fall. Wir als Verantwortliche werden uns um die Rahmenbedingungen im Stadion kümmern. Wir akzeptieren nichts, was die Grenzen des guten Geschmacks verlässt.“
Der Ehemalige - Olaf Thon (früherer Nationalspieler, der einst den gleichen Weg wie Manuel Neuer von Schalke zu den Bayern ging – und der später wieder zurückkam):
„Beide Mannschaften sind toll in die Saison gestartet, entsprechend positiv ist die Stimmung der Fans, und deswegen halte ich es für möglich, dass es auch einen guten Empfang für Manuel geben wird. Zumindest ist das mein Wunsch. Man sollte akzeptieren, dass Manuel bei seinem Vereinswechsel in der Zwickmühle war: Er hat eine Entscheidung für Bayern getroffen, nicht gegen Schalke. Die Titel, die er mit Bayern gewinnen will, werden in dieser Saison kommen – es sei denn, der Meister kommt vom Berger Feld, und das halte ich nach den ersten Eindrücken sogar für möglich. Ich selbst hatte damals bei meiner Rückkehr nach Schalke keine Probleme, es waren aber andere Voraussetzungen: Ich musste Schalke nach dem Abstieg in die Zweite Liga verlassen, weil der Verein Geld brauchte und ich weiter in der Bundesliga und der Nationalmannschaft spielen wollte.“
Der Stadionsprecher - Dirk Oberschulte-Beckmann:
„Manuel wird von mir genau wie jeder andere gegnerische Torhüter begrüßt – jede Besonderheit wäre fehl am Platze. Auf seine Schalker Vergangenheit werde ich nicht eingehen, denn wir wollen keine Baustellen aufreißen. Auch eventuelle Transparente werde ich, Stand jetzt, nicht thematisieren. Die Transparente werden vorab vom Sicherheits- und Wachdienst geprüft. Als Verein versuchen wir, gastfreundlich zu sein. Aber von den Fans wird es, so denke ich, dieselbe Reaktion wie im letzten Jahr geben. Alle erwarten, dass es für Manu nicht lustig wird.“
SchalkeDer Fan-Sprecher - Arthur Saager (2. Vorsitzender des Schalker Fan-Club-Verbandes):
„Bei uns im Verband war das bisher überhaupt noch kein Thema. Meine eigene Meinung dazu ist klar: Da unten spielt meine Mannschaft, und die unterstütze ich – der Gegner ist mir total egal.“
Der Klubchef - Clemens Tönnies (Schalkes Aufsichtsrats-Vorsitzender):
„Wir haben nach wie vor Kontakt, schicken uns immer wieder mal SMS, aber nicht in dieser Woche vor dem Spiel. Was im letzten Jahr beim Bayern-Spiel in unserem Stadion passiert ist, fand ich nicht fair gegenüber Manuel, aber damals war die Schalker Seele aufgebracht. Jetzt sollten die verbitterten Emotionen raus sein. Mein Vorschlag: Diejenigen, die Manuel auspfeifen wollen, sollen lieber Lars Unnerstall beklatschen – dann hätten alle etwas davon. Für das Spiel wünsche ich mir einen Schalker Sieg – und dass Manu diesmal nicht ganz so gut hält wie sonst.“
Der Fan - Holger Knittel (Schalke-Anhänger seit mehr als 30 Jahren):
„Ich wünsche dem Manu, weil er ja angeblich immer noch Schalke-Fan ist, dass er am Samstag endlich mal wieder die Tor-Hymne hört, die nach den Schalker Treffern in der Arena gespielt wird.“