München. . Der deutsche Fußball-Rekordmeister Bayern München hat am Mittwoch den “Gerüchte-Journalismus“ um Trainer Jupp Heynckes scharf verurteilt.
Am Mittwochnachmittag hatte der Vorstand von Bayern München von den anhaltenden Spekulationen um Jupp Heynckes genug. In einer selbst für Bayern-Verhältnisse beispiellosen Aktion sprangen Karl-Heinz Rummenigge und Co. ihrem Trainer zur Seite und verbaten sich den „Gerüchte-Journalismus“. Der deutsche Fußball-Rekordmeister drohte in einer Presseerklärung sogar mit rechtlichen Schritten.
Teile der Medien hätten „über eine vorzeitige Demission von Jupp Heynckes spekuliert und sogar Gerüchte in Umlauf gebracht, nach denen es im Klub Diskussionen um die Position des Trainers gegeben habe. Die Verantwortlichen des FC Bayern München verurteilen diese ungeheuerlichen Medien-Spekulationen, die auf keinerlei Fakten basieren, aufs Schärfste“, ließ der Bayern-Vorstand verlauten.
Der Verein wehrt sich gegen „Gerüchte-Journalismus“
Der Verein verwahre sich „gegen diese Art von „Gerüchte-Journalismus“„. Man werde dies künftig „juristisch überprüfen und auch dagegen vorgehen“, hieß es weiter. Gleichzeitig stärkten die Bosse Heynckes trotz der Krise demonstrativ den Rücken: „Der FC Bayern München hat vollstes Vertrauen in Jupp Heynckes und seine Arbeit.“
Am liebsten würden die Bayern mit Heynckes auch nach dieser Saison weitermachen, um nach diversen Rochaden auf dem Trainerposten seit Anfang 2007 (Hitzfeld, Klinsmann, Heynckes, van Gaal, Jonker, Heynckes) endlich wieder etwas Kontinuität zu haben. Aber der Druck ist groß. Ein Aus in der Champions League gegen den FC Basel (Hinspiel 0:1) am kommenden Dienstag würde wohl spätestens im Sommer auch das Aus für Heynckes bedeuten - unabhängig von seiner Freundschaft mit Präsident Uli Hoeneß oder der aktuellen Rückendeckung.
Als Favorit auf die Heynckes-Nachfolge wird aktuell schon der Gladbacher Lucien Favre gehandelt. Dem Schweizer wird eine enge Beziehung zu Rummenigge nachgesagt, mit dem er einst als Profi bei Servette Genf das Zimmer teilte. Der Bayern-Boss hält viel von den Fähigkeiten seines ehemaligen Kollegen, zudem hatte zuletzt „Kaiser“ Franz Beckenbauer Favre seinen Segen gegeben, indem er dessen Arbeit in Gladbach in höchsten Tönen lobte. Favre selbst äußerte sich erst am Wochenende wieder über seine Zukunft sehr kryptisch. Ob er seinen Vertrag in Gladbach (bis 2013) vorzeitig verlängert, steht derzeit in den Sternen.
Ins Gespräch gebracht wurden von außen aber auch Namen wie Mirko Slomka (Hannover), DFB-Sportdirektor Matthias Sammer oder Thorsten Fink (Hamburg). Sogar Erfolgscoach Pep Guardiola vom FC Barcelona wird gehandelt, nachdem dieser bei Barca seine Zukunft offenlässt. Sicher scheint derzeit nur, dass Wunschkandidat Jürgen Klopp langfristig in Dortmund bleibt und auch Bundestrainer Joachim Löw momentan keine Option darstellt.
Die wilden Spekulationen machen aber auch vor der Mannschaft nicht halt. Zu Beginn der Woche wurde etwa aus England kolportiert, dass es Arjen Robben wieder zurück auf die Insel ziehen würde. Zudem wurden in den vergangenen Tagen der französische Torjäger Olivier Giroud aus Montpellier sowie Lucas Barrios (Dortmund) und Mladen Petric (HSV) mit den Bayern in Verbindung gebracht. Mit Gladbachs Innenverteidiger Dante sind sich die Münchner angeblich schon einig.
Bayern sucht „eine richtige Bombe“ für den Angriff
Zur Saison 1987/88 wechselt Heynckes zum FC Bayern München.
In seinem ersten Jahr holt Heynckes keinen Titel, dafür aber 1988/89: die Meisterschaft.
Vorausgegangen war ein wochenlanger Disput mit Kölns Trainer Christoph Daum, der Heynckes im Sportstudio angriff.
Deshalb freut sich Heynckes umso mehr - zum Beispiel ...
... mit Präsident Dr. Fritz Scherer ...
... und den Spielern Roland Wohlfahrt (l.) und Olaf Thon.
Jupp Heynckes präsentiert die Schale auf dem Rathausbalkon.
Heynckes beim Training mit Klaus Augenthaler ...
... und am 1. Oktober 1989 beim Oktoberfest.
Die Bayern verteidigen in der Saison 1989/90 den Meistertitel erfolgreich. Der zweite Auftritt von Heynckes auf dem Balkon mit (v.l.) Uli Hoeneß, Klaus Augenthaler, Dr. Fritz Scherer und Oberbürgermeister Georg Kronawitter.
Doch danach verlässt Heynckes das Glück. In der Saison 1990/91 ...
... landen die Bayern hinter dem 1. FC Kaiserslautern nur auf Platz zwei ...
... und in der Saison 1991/92 starten die Münchener ganz schwach.
Die Konsequenz: Heynckes (hier mit Co-Trainer Egon Coordes) wird am 8. Oktober 1991 nach vier Jahren und drei Monaten entlassen.
Manager Uli Hoeneß bereut das noch heute.
Heynckes übernimmt den Trainerjob bei Athletic Bilbao und bleibt zwei Jahre lang bei den Basken.
Heynckes trifft auf Nationaltorwart Andreas Köpke (l.) und auf weitere Stars wie Anthony Yeboah und Jay-Jay Okocha.
Doch gemeinsam mit Co-Trainer Horst Köppel (r.) vergrault er die Stars. Die Eintracht landet mit einem teuren Kader nur im Mittelfeld. Am 2. April 1995 löst Heynckes seinen Vertrag auf. Für die Frankfurter Fans ist Heynckes noch heute eine Reizfigur.
Kurz nach seinem Ende bei den Hessen geht Heynckes wieder nach Spanien - und übernimmt gemeinsam mit Ewald Lienen den CD Teneriffa.
"Don Jupp" arbeitet wieder sehr erfolgreich in Spanien und wird ...
... von Real Madrid entdeckt.
In der Meisterschaft erreicht Real nur den vierten Platz. Deshalb ist schon in der Rückrunde klar, dass Heynckes am Saisonende gehen muss. Sein letztes Spiel ...
... ist das Champions-League-Finale 1998.
Real (mit Clarence Seedorf, l.) gewinnt und beschert Heynckes seinen einzigen Titel als Trainer in einem internationalen Wettbewerb.
Heynckes genießt den Erfolg und übernimmt erst zur Saison 1999/2000 wieder eine Vereinsmannschaft - ...
... nämlich in Portugal Benfica Lissabon.
Große Erfolge schafft Heynckes in Portugal aber nicht. Er entdeckt Torwart Robert Enke - und macht ihn sogar zum Kapitän.
Nach zwei Jahren wird sein Vertrag bei den Basken aber nicht verlängert.
Acht Jahre nach seinem Abschied aus Frankfurt kehrt Heynckes in die Bundesliga zurück. Als Trainer des FC Schalke 04 ...
... trifft er seinen Freund Uli Hoeneß.
Heynckes mit Ehefrau Iris und Uli Hoeneß auf der Tribüne.
Beim Auswärtsspiel in Frankfurt bekommt Heynckes den Unmut der Fans zu spüren. Auf den Plakaten steht zum Beispiel "Heynckes wir hassen dich" ...
... und "Judas Jupp - Ein Adler vergißt nie."
Heynckes - hier mit Trainer Peter Neururer vom VfL Bochum - erreicht mit Schalke zweimal den Uefa-Cup. Aber zweimal über den Umweg UI-Cup.
Heynckes sagt noch heute, dass er auf Schalke "gute Arbeit" geleistet hat.
Auch 2006 bleiben beim Auswärtsspiel in Frankfurt Anfeindungen der Eintracht-Fans ("Stadionverbot für Heynckes").
Da ist er schon längst wieder ...
... Trainer von Borussia Mönchengladbach.
Heynckes hat keinen Erfolg, muss nach nur sieben Monaten seine Koffer packen. Am Saisonende steigt Mönchengladbach ab. Die Karriere von Jupp Heynckes scheint beendet.
Am 25. März 2011 gab der FC Bayern München die Verpflichtung von Heynckes bekannt.
Trotz einer guten Spielzeit endete die Saison 2011/12 für Heynckes und die Bayern enttäuschend. Negativ-Höhepunkt war das verlorene "Finale dahoam" gegen den FC Chelsea.
Eine sehr gute Spielzeit folgte ein Jahr später: Heynckes gewann das erste Triple der Vereinsgeschichte. In der Bundesliga sicherten sich die Bayern etliche Rekorde.
Im Champions-League-Finale in London holte er mit einem 2:1-Sieg über Rivale Borussia Dortmund den Henkelpott.
Eine Woche später vergoldete Heynckes die Saison mit dem Gewinn des DFB-Pokals. Mit einem 3:2-Erfolg über den VfB Stuttgart komplettierte er das Triple. .
Am 4. Juni verkündete Heynckes das vorläufige Ende seiner Trainer-Laufbahn.
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Fakt ist jedoch nur, dass Torwart Jörg Butt am Saisonende seine Karriere beenden wird und die Verträge der Abwehrspieler Breno und Daniel van Buyten sowie von Danijel Pranjic, Ersatztorwart Rouven Sattelmaier, Anatolij Timoschtschuk und Ivica Olic auslaufen. Am ehesten wird aus diesem Kreis wohl noch van Buyten weiterbeschäftigt. Der ausgeliehene Japaner Takashi Usami sieht zudem ebenso wenig eine Perspektive in München wie Stürmer Nils Petersen. Auch Diego Contento (Vertrag bis 2013) steht vor dem Absprung.
Bisher haben die Münchner nur Xherdan Shaqiri vom FC Basel verpflichtet. Die Bayern versuchten zudem, „einen Innenverteidiger zu finden“, hatte Hoeneß zuletzt erklärt, was für Dante sprechen würde, und außerdem „eine richtige Bombe“ für den Angriff angekündigt. Darüber hinaus soll für Butt auch ein zweiter Keeper verpflichtet werden. Jaroslav Drobny vom HSV gilt als Kandidat. (sid)
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