Dinslaken. Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund hat nach dem 2:1-Sieg gegen Mainz sieben Punkte Vorsprung auf den FC Bayern. Die Münchener sind dazu verdammt, von der Hoffnung auf eine BVB-Krise zu leben. Der Kommentar zum Spieltag.

Selten hat es an einem Spieltag in dieser Saison einen klareren Sieger und einen klareren Verlierer gegeben: Den amtierenden deutschen Meister Borussia Dortmund und den gefühlten deutschen Meister Bayern München trennen jetzt sieben Punkte - das ist fast schon eine Welt. Entscheidender aber könnte sein, was sich in den Köpfen fest gesetzt hat. Da trennen ganze Welten die beiden Teams an der Spitze.

Beredtes Beispiel dafür ist Bayerns Trainer Jupp Heynckes. Nach dem 0:2 in Leverkusen, das am Rande bemerkt mit Sicherheit nicht das schwächste Auswärtsspiel der Bayern in dieser Saison war, sprach Heynckes von nichts anderem als dem Sieben-Punkte-Rückstand auf den BVB. Und das, obwohl Dortmunds Partie gegen Mainz 05 zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht begonnen hatte. Es zeigt: Die alten Tricks, dem Gegner eine Krise einzureden, verfangen nicht. Auch mental ist der BVB derzeit in der Offensive, ganz gleich, wie sehr sie in Dortmund in den nächsten Tagen wieder abwiegeln werden.

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Der BVB tat den Bayern dann auch nicht den Gefallen, sich diese Steilvorlage entgehen zu lassen. Der Sieg gegen Mainz fiel mit 2:1 knapper aus, als es vom Spielverlauf her möglich war, aber wen stört das auf Dortmunder Seite schon? Sieben Punkte Vorsprung sind bei zehn noch ausstehenden Spielen eine sehr sehr ordentliche Hausnummer. Rechnerisch gesehen: Der BVB kann zwei seiner zehn Spiele verlieren, ohne die Tabellenführung einzubüßen.

Wichtiger ist, was sich in den Köpfen abspielt: Dortmund fliegt nicht so schwerelos wie in der vorigen Saison zu den Sternen, aber die Mannschaft gewinnt zuverlässig auch die Spiele, in die sie sich hinein arbeiten muss. Die Bayern haben inzwischen wohl gemerkt, dass es ohne Kampf und Einsatzwillen nicht geht, aber dem Team fehlt die letzte Überzeugung. Ihm fehlen offenbar auch die Mittel, gegen einen Gegner zurecht zu kommen, der wie Leverkusen taktisch clever gegen Bayern gespielt hat. Und ganz profan: Es fehlt derzeit ein Mann im gegnerischen Sechzehner, der die Chancen verwertet. Die Torkrise von Mario Gomez kann München trotz der 40-Millionen-Euro-Investitionen vor Saisonbeginn nicht auffangen - hier liegt eines der Kernprobleme des Meisters.

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Reagieren wollen und können sie in München vorerst wohl nicht. Was sollen sie auch tun? Den Trainer tauschen? Und: gegen wen denn bloß? So ist Bayern dazu verdammt, von der Hoffnung auf eine Dortmunder Krise zu leben. Das ist wenig genug.

Schalke spürt Leverkusen im Nacken

Der Rest rund um den Titelkampf war Folklore, waren Geschichten, die diese Liga immer wieder schreibt, so wie den Sieg von Otto Rehhagel und Hertha gegen die Bremer, ausgerechnet die. Mohamed Zidan trifft, wenn auch ohne Folgen, für Mainz in Dortmund. Ausgerechnet der. Und dass Schalke nach dem 1:2 in Freiburg nicht nur überhaupt nichts mehr mit der Meisterschaft zu tun hat, sondern sogar im Kampf um die Champions League die erstarkten Leverkusener im Nacken spürt, rundet den Tag für jeden Dortmunder ab. Und auch das gehört zur Folklore dieses Titelkampfs: Vor dem 0:1 der Bayern patzte - wieder einmal - Manuel Neuer. Münchens teuerster - und langfristig gesehen immer noch wichtigster Zugang - hat seinem Team in dieser Saison kaum einen Zähler sichern können. Auch das ist eines von vielen Mosaiksteinchen, die für den BVB sprechen.