Köln. Schalke verlor in Köln mit 0:1. Wechselte Trainer Kees van Wonderen zu spät aus?
Draußen, auf dem Platz, schmetterten die Fans des 1. FC Köln „Viva Colonia“. Drinnen hatte in der Kabine des FC Schalke 04 – natürlich – zuerst Youri Mulder das Lachen wiedergefunden. „Ich kann mich selber ja nicht einwechseln“, sagte der S04-Sportchef nach der 0:1 (0:1)-Niederlage beim Zweitliga-Tabellenführer. Es war eine Pleite, die wie so viele in dieser Saison unnötig war. Eine, die zeigte, dass Schalke eigentlich die Qualität gehabt hätte, um nicht nur im Niemandsland der Tabelle auf Platz 14 zu stehen. Sondern viel weiter oben.
Schalke-Trainer: Aydin muss „den Ball weghauen“
Doch was ging wieder einmal schief? Warum ist die Saison für die Königsblauen schon Anfang Februar so gut wie ziellos, weil Auf- und Abstieg sehr unwahrscheinlich sind? Das liegt zum Beispiel an katastrophalen individuellen Fehlern. Ein solcher führte zum Tor des Tages durch Damion Downs in der 43. Minute. Nach einer harmlosen Kölner Flanke entschied sich Mehmet Can Aydin gegen einen Befreiungsschlag und für einen Rückpass mit der Brust auf Torwart Justin Heekeren. „In 99 von 100 Fällen klärt er den Ball“, ärgerte sich Heekeren. Aydins Rückpass geriet zu kurz, der Kölner Linton Maina sprintete dazwischen und setzte Torschütze Downs mustergültig ein. „Beim nächsten Mal muss er den Ball weghauen, um das Risiko zu vermeiden“, seufzte Trainer Kees van Wonderen. „Diese Entscheidung trifft er in einem kurzen Moment. Schade, denn er hat das Spiel entschieden. Ich werde mit Mehmet darüber sprechen, aber das wird nur eine Minute dauern. Er weiß es ja selbst.“
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Auch Kapitän Kenan Karaman ärgerte sich: „Wir haben ein gutes Auswärtsspiel gemacht, Köln war schlagbar. Am Ende machen wir den einen Fehler und Köln bestraft uns. Deshalb steht Köln oben und wir unten. Die individuellen Fehler begleiten uns die ganze Saison.“ Dann aber sprach Karaman den zweiten Punkt an, der vor 50.000 stimmungsvollen Zuschauern zur knappen Pleite führte. „Wir hätten zwingender sein können“, sagte Karaman. Den Kölnern war über das komplette Spiel anzumerken, dass ihnen 120 Pokal-Minuten in den Knochen steckten. Die 2:3-Niederlage in Leverkusen hatte Spuren hinterlassen. Der FC, der in dieser Saison schon sechs Spiele mit 1:0 für sich entschieden hatte, konzentrierte sich aufs Verteidigen. Die Schalker kamen sogar auf 58 Prozent Ballbesitz, zehn Torschüsse, vier Ecken, etliche Freistöße. Für lange Zeit war aber ein mutiges Einsteigen von Torwart Justin Heekeren der einzige Höhepunkt aus Schalker Sicht. An der Mittellinie hatte Heekeren den Ball vor Linton Maina mit einer mutigen Grätsche erwischt. „Das war Risiko. Treffe ich ihn, ist das Dunkelrot und gibt fünf Spiele Sperre. So war es eine geile Aktion“, sagte Heekeren.
Doch vorn? Ohne den verletzten Torjäger Moussa Sylla (Muskelfaserriss) brachten nur ein Schuss von Janik Bachmann (60., scheiterte an FC-Torwart Marvin Schwäbe) und ein Kopfball von Tomas Kalas (90., am Tor vorbei) große Gefahr. „Wir haben gegen einen guten Gegner gespielt, der wenig zulässt, der gut organisiert ist. Dennoch: Wenn man zweimal in Folge nicht gewinnt, das nervt“, resümierte van Wonderen. Mulder hob die Kalas-Chance hervor: „Er ist unser bester Kopfballspieler. Köpft er den Ball rein, spielen wir 1:1.“
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Doch was macht nach der zweiten Niederlage in Folge Mut für die Zukunft? Vor allem die letzte halbe Stunde, in der Schalke zeitweise so etwas wie ein Powerplay aufzog. Das lag auch an den eingewechselten Ilyes Hamache und Aymen Barkok, die gut harmonierten und Schalkes Spiel belebten. „Ilyes macht es in den letzten Wochen als Joker sehr gut, gerade wenn die Gegner etwas müde sind. Aymen genau so, er wird uns helfen, ist sehr gut mit dem Ball. Das haben wir heute gesehen“, sagte Kapitän Karaman. Für den Geschmack mancher Fans kamen Hamache und Barkok zu spät ins Spiel. Hamache hatte aber Teile des Teamtrainings wegen einer Verletzung verpasst, Barkok plagte eine Krankheit.
Schalke trifft nun auf den KSC
In einer Woche, wenn Schalke auf den krisengeplagten Karlsruher SC trifft (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky), könnten sie schon eher in der Startformation stehen. „Keine Panik machen, in Ruhe analysieren, auf unserem Weg weitermachen“, sagte van Wonderen. Es gab Zeiten, da wäre nach zwei Niederlagen in Folge über die Position des Trainers gesprochen worden, diesmal nicht. Der Niederländer hat sich ein Vertrauenspolster erarbeitet.
Köln aber verließ er enttäuscht. Während die Kölner Fans „Viva Colonia“ sangen, schlichen die Schalker enttäuscht vom Feld. Das war nicht nötig.
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