Gelsenkirchen. Traditionsduell in Liga zwei: Der 1. FC Köln fiebert dem Wiederaufstieg entgegen, Schalke einer langweiligen Saisonendphase.
Es ist gar nicht so einfach, die beste Geschichte zu erzählen, wenn es um den 1. FC Köln und Schalke 04 geht. 126 Mal sind die beiden Traditionsvereine aufeinandergetroffen, immer liefen die Spiele emotional, selten ohne Brisanz. Es ist mal wieder ein Spiel mit Beteiligung der Königsblauen, das nach viel mehr klingt als nach 2. Bundesliga. Und mal wieder ein Spiel, das die gegenwärtige sportliche Langeweile, die Schalke umgibt, beschreibt. Die ganze Stadt Köln fiebert dem Heimspiel (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky) entgegen. Und Schalke? Weiß nicht so recht wohin mit den eigenen Ambitionen, die mitreisenden Fans leben den Augenblick einer stimmungsvollen Auswärtsfahrt, einer Art Ersatzderby, da die Fans aus Köln und Dortmund eine Freundschaft verbindet. Aber wenn das Spiel verloren gehen sollte: Ach, die königsblaue Welt würde das schon aushalten. Augenhöhe war einmal.
Schalke-Gegner Köln: knappe Niederlage im Pokal in Leverkusen
In Köln ist alles auf die Bundesliga-Rückkehr getrimmt, dem FC ist all das gelungen, was auf Schalke vor einem Jahr schiefgegangen war. Genau wie S04 startete auch Köln holprig, Trainer und Vereinsführung gerieten erheblich in die Kritik. Kölns Trainer Gerhard Struber zog in der Krise aber die richtigen Schlüsse, veränderte Taktik (Dreier- statt Viererkette), Strategie (Sicherheit statt Attacke) und Durchschnittsalter (Erfahrung statt Jugend). Seitdem fliegen die Kölner nahezu unaufhaltsam durch die Liga, gewannen von zehn Spielen acht, holten 25 von 30 möglichen Punkten, gewannen dabei sechsmal mit 1:0. Ihre erstklassige Form stellten sie im DFB-Pokal in Leverkusen unter Beweis, verloren nach 2:0-Führung erst in der Verlängerung unglücklich mit 2:3.
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Zur Tabellenführer-Euphorie gesellt sich nun auch noch Pokal-Trotz, ein Ausgleichstor in der Nachspielzeit und ein nicht gegebener Treffer in der Verlängerung beschäftigen das Kölner Gemüt immer noch. Trainer Struber, vor drei Monaten noch unmittelbar vor dem schnellen Rauswurf, gibt inzwischen den Mahner: „Es gilt, wieder in das Hier und Jetzt zu kommen und nach vorn zu schauen. Wir nehmen aus dem Pokalfight viele gute Dinge mit, aber Schalke ist ein ganz großer Klub, eine große Aufgabe.“
Ob die Kölner Fans das hören? Nachdem der FC im Sommer 2024 wegen einer Transfersperre keine Spieler verpflichten durfte, holte er das im Winter nach. Joel Schmid (FC Sion), Jusuf Gazibegovic (Graz) und Imad Rondic (Lodz) kosteten Millionen, Anthony Racioppi (Hull City) ersetzte den zum FC Bayern gewechselten Ersatztorwart Jonas Urbig. Die Kölner kennen eben nur ein Ziel: Wiederaufstieg.

Und die Schalker? Eine Perspektive haben sie nach der 2:5-Niederlage gegen Magdeburg nicht mehr, sie befinden sich im Niemandsland, ohne Ausgang. Nach der niederschmetternden Pleite ist der Aufstieg so gut wie sicher nicht mehr zu schaffen, dass Schalke die wenigen noch fehlenden Punkte zum Klassenerhalt in den verbleibenden 14 Spielen holt, ist sehr wahrscheinlich. Trotzdem fahren Tausende Schalker fahren mit, weitere Fans-feiern-sich-selbst-Auswärtshighlights in Berlin, Kaiserslautern und Düsseldorf folgen noch. Von Spiel zu Spiel zu denken ist das wenig attraktive Ziel, das Trainer Kees van Wonderen ausgibt. Für einige Schalke-Profis geht es noch um einen neuen Vertrag, ob in Königsblau oder woanders. Van Wonderen selbst will darauf achten, einige Talente zu testen, ob sie die Tauglichkeit für einen möglichen Aufstiegskampf in der kommenden Saison haben.
Schalke-Trainer van Wonderen: „Kölns Kader ist sehr stark“
Doch geschieht das ausgerechnet in Köln? Van Wonderens Spielvorschau klingt schon ein wenig nach Resignation: „Ich weiß, dass wir nicht jedes Spiel gewinnen werden. Aber wir haben schon gezeigt, dass wir gute Mannschaften herausfordern können, wenn wir einen guten Tag haben. Es ist Fakt, dass das nicht immer klappen wird.“ Für die Kölner hatte der Trainer jede Menge Lob: „Sie sind gut organisiert, sehr gut im Umschaltspiel, physisch stark. Kölns Kader ist sehr stark und hat viele Möglichkeiten.“
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Es ist gerade einmal zehn Jahre her, da spielte Schalke in Köln im Mai 2015 mit Benedikt Höwedes, Julian Draxler, Leon Goretzka, Leroy Sané und dem frisch aus Mailand zurückgekehrten Kevin-Prince Boateng. Angst und Schrecken verbreiten in Köln nur die Torjäger Moussa Sylla (13 Tore) und Kenan Karaman (11 Tore). „Schalke hat mit Karaman einen Spielgestalter, der mit Ball oft verblüffende Dinge fabriziert. Und mit Sylla einen Spieler, der ein TGV ist mit Hochgeschwindigkeit. Da gibt es schon etwas zu bändigen“, lobte Struber. Einen Torjäger haben die Kölner nicht, ihre besten Torschützen Damion Downs und Tim Lemperle haben nur je acht Tore erzielt. Und Lemperle ist noch verletzt.
„Von der Qualität im Kader ist Schalke richtig gut“, sagte Struber. Doch da kann er noch so viel erzählen: Im 127. Traditionsduell wäre alles andere als ein Kölner Sieg im ungleichen Traditionsduell eine Überraschung.
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