Belek. Verabschiedet sich Schalke-Torwart Ron-Thorben Hoffmann bald in Richtung Braunschweig? Nicht ohne Ersatz, finden die Königsblauen.
Es fehlte nicht viel und die Torhüter des FC Schalke 04 hätten sich vor Lachen auf den Rasen des Titanic Football Center in Belek geschmissen. Am dritten Tag im Trainingslager hatte das Torhüter-Trio gerade erst den Platz betreten, als Dritt-Torwart Michael Langer so unabsichtlich wie präzise eine Videodrohne, die in 15 Metern Höhe über dem Platz schwebte, abschoss. Auf dem Platz stimmt die Atmosphäre der Keeper, sie ist so professionell wie sie sein muss. Außerhalb brodelt es um die Schalker Torhüter. Vor allem um Ron-Thorben Hoffmann.
Schalke trifft am Montag auf den FC Aarau
Im Training des Fußball-Zweitligisten ist das dem 25-Jährigen nicht anzumerken. Er fängt die Flanken perfekt ab, gibt sich in Trainingsspielen, in Spielformen größte Mühe. „Super, Hoffi“ – Torwarttrainer Stephan Loboué rief dieses Lob nicht nur einmal quer über den Platz. Wenn Schalke an diesem Montag (13 Uhr/Sky) auf den Schweiz-Zweitligisten FC Aarau trifft, dürfte Hoffmann eine Halbzeit lang das Tor hüten.
Doch er selbst denkt längst an Abschied. Im Sommer war er ablösefrei von Eintracht Braunschweig gekommen, sollte viele Jahre Schalkes Nummer eins sein. Auf der Vereinshomepage pries Kaderplaner Ben Manga Hoffmann als „Torwart der Zukunft“ an, sagte: „Ich bezeichne ihn gerne als kompletten Torhüter. Er ist stark mit den Händen, hat aber auch eine ordentliche Ballbehandlung mit dem Fuß.“ Auch Hoffmanns Ausstrahlung hob Manga hervor.
Doch alle drei Trainer in der Hinrunde gaben Justin Heekeren den Vorzug, für Manga eine große Niederlage. Hoffmann ist als Typ niemand, der stänkert, aber keine gute Nummer zwei. Er will immer spielen, ein Bankdrücker zu sein, macht ihn missmutig.
Deshalb peilt er eine Rückkehr nach Braunschweig an, erst einmal als Leihe bis zum Sommer 2025. Mit der Eintracht ist er sich bereits einig, er kennt viele Spieler, auch Trainer Daniel Scherning, zu dem er regen Kontakt hielt. Die Schalker wollen Hoffmann die Chance eigentlich nicht verbauen, wieder Stammtorwart zu sein. Und doch zögern sie aus mehreren Gründen.
Schalke-Trainer van Wonderen will Hoffmann behalten
Erstens: Es gibt ein Veto von Trainer Kees van Wonderen, der das in Belek klar ausdrückte: „Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir zwei sehr gute Torhüter haben, deren Leistungen sehr nah beieinander liegen. Justin hat aktuell einen Vorteil, aber es gibt einen Konkurrenzkampf. Ich will den Kader, den ich habe, behalten.“
Zweitens: Die Schalker haben keinen adäquaten Ersatz aus den eigenen Reihen. Michael Langer (wird an diesem Montag 40) soll der dritte Torwart bleiben, Talent Luca Podlech in der U23 Spielpraxis sammeln, ist in Belek gar nicht dabei. Der bisherige U23-Stammkeeper Julius Paris wechselte zum MSV Duisburg. Und Torwart-Oldie Ralf Fährmann bleibt aussortiert. Er wird nicht mehr zurückkehren.
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Drittens: Es soll nicht irgendein Ersatz her. Die Schalker halten Hoffmann für den besten zweiten Torwart der Liga, wie auch Interims-Sportchef Youri Mulder am Rande des Trainings in Belek andeutete: „Gesprächsbereit sind wir immer für alles, auch für diese Sache. Aber wir müssen auch an uns selber denken.“ Kaderplaner Ben Manga sucht deshalb in einem oberen Regal, ein neuer Mann sollte schon so stark sein wie beispielsweise der im Sommer 2024 Marius Müller, der beim Bundesligisten VfL Wolfsburg auf der Bank sitzt. Aktuell ist Müllers Rückkehr aber kein Thema.
Schalke: Heekeren hielt nicht konstant gut
Warum der neue Mann so gut sein soll? Das ist der vierte Punkt: So ganz überzeugt von Heekeren sind die Bosse nicht. Sie schätzen zwar die große Identifikation des 24-Jährigen mit den Königsblauen, dessen Stärken im Aufbauspiel, sein Selbstbewusstsein. Sie sind sich aber nicht sicher, ob es Heekeren in der Rückrunde gelingt, konstant zu bleiben. In der Hinrunde gingen drei Gegentore allein auf seine Kappe, zudem bewies er noch nicht, auch Unhaltbare halten und ein Spiel im Alleingang retten zu können. So wie es beispielsweise Müller im Vorjahr gelungen war. Nur beim 0:0 in Ulm hatte Heekeren großen Anteil an einem Punktgewinn. Zu den Top 10 der Zweitliga-Torhüter gehörte er aber nicht.
Es gibt sogar noch einen fünften Punkt. Der hat mit dem ersten Rückrundenspiel am 18. Januar (13 Uhr/Sky) zu tun. Denn dann treten die Schalker ausgerechnet in Braunschweig an. Auf Hoffmann wollen sie dann nicht unbedingt treffen. Er kennt Schalkes Spieler, die Taktik, wäre ganz besonders motiviert.
Mit einer schnellen Einigung ist nicht zu rechnen. Erst einmal bleibt Schalkes Torwart-Trio unverändert und Hoffmann muss Tag für Tag in seine Handschuhe beißen. Immerhin gibt es manchmal Grund für schallendes Gelächter. Und ein Happy End. Nach kurzer Reparaturpause stieg die Drohne wieder auf und produzierte die gewünschten Bilder.
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