Gelsenkirchen. Der frühere Torwart denkt gerne an seine S04-Zeit zurück. Der königsblaue Absturz geht ihm nahe. „Mit Tönnies wäre Schalke vieles erspart geblieben“, meint Giefer.

Erst am Dienstag war Fabian Giefer noch auf Schalke zu Besuch. In der Arena verfolgte er den 5:1-Erfolg des FC Bayern München in der Champions League gegen Schachtar Donezk. Mit seinem ehemaligen Mannschaftskollegen Benedikt Höwedes, der als TV-Experte im Einsatz war, trank er nach getaner Arbeit sogar noch ein Bier. „Es ist immer schön, zurück auf Schalke zu sein“, sagt der heute 34-Jährige.

Giefer trägt Schalke 04 noch im Herzen

Auch über sieben Jahre nach seinem Abschied trägt der ehemalige Torwart noch immer Königsblau im Herzen. Dasselbe gilt allerdings auch für Schalkes kommenden Gegner Fortuna Düsseldorf, bei dem er vor seinem Wechsel zu Schalke im Sommer 2014 zwei Jahre lang die Nummer eins war. Mit Blick auf das Duell der beiden Traditionsvereine am Samstag in der 2. Liga äußert sich Fabian Giefer daher diplomatisch: „Ich tippe auf ein Unentschieden und am Ende der Saison wünsche ich mir, dass Fortuna den Aufstieg feiert und Schalke den Klassenerhalt schafft.“

Flugshow: Fabian Giefer hechtet einem Schuss auf dem Trainingsplatz des FC Schalke 04 hinterher.
Flugshow: Fabian Giefer hechtet einem Schuss auf dem Trainingsplatz des FC Schalke 04 hinterher. © firo Sportphoto | firo Sportphoto/Ralf Ibing

Vermutlich wird es in der Historie nicht allzu viele S04-Spieler geben, denen während ihrer Zeit auf Schalke das Verletzungspech derart hartnäckig am Schuh klebte wie Fabian Giefer. In drei Jahren kam der Keeper nur auf drei Pflichtspieleinsätze. Zweimal kam er in der Bundesliga zum Einsatz, einmal spielte er in der Europa League, bevor er im Sommer 2017 - ein Jahr vor Vertragsende - zum FC Augsburg wechselte.

Giefer: Großes Pech in der Schalker Saisonvorbereitung

Gleich in der Saisonvorbereitung riss er sich die Adduktorensehne, der Kampf um die Nummer eins gegen Ralf Fährmann war daher früh entschieden. Als sich Ralf Fährmann dann ein halbes Jahr später selbst schwer verletzte, schien Giefers Zeit gekommen zu sein. Doch es reichte nur für anderthalb Bundesligaspiele, bis erneut eine Sehne riss. Nach der langen Reha warfen ihn immer wieder Verletzungen zurück – unter anderem ein Leistenbruch. Was blieb, war ein ständiger Wechsel zwischen Ersatzbank und Massagebank.

„Auch wenn ich mir sportlich natürlich sehr viel mehr erhofft habe, hatte ich auf Schalke eine gute Zeit, für die ich sehr dankbar bin“, sagt Fabian Giefer. Seine Karriere als Fußballprofi hat er schon im Sommer 2021 beendet. „Als meine erste Tochter vor drei Jahren zur Welt kam, fiel mir die Ent-scheidung nicht schwer, die Handschuhe an den Nagel zu hängen“, sagt Fabian Giefer, der zu dieser Zeit beim damaligen Zweitligisten Würzburger Kickers unter Vertrag stand. Gemeinsam mit einem Partner hat er seitdem zwei Firmen im Bereich der Baubranche gegründet.

Fabian Giefer rettet als Torhüter von Fortuna Düsseldorf gegen Sören Brandy von Union Berlin.
Fabian Giefer rettet als Torhüter von Fortuna Düsseldorf gegen Sören Brandy von Union Berlin. © dpa | Hannibal Hanschke

Giefer ist mit seiner Familie in Düsseldorf zuhause

Noch ist Fabian Giefer, der sich als „absoluter Familienmensch“ bezeichnet, mit seiner Frau und mittlerweile zwei Töchtern in Düsseldorf zu Hause. In der Nähe seiner Heimatgemeinde Freilingen in der Eifel baut die Familie aber gerade ein Haus für sich. Schon vor Jahren hat der Ex-Profi, der sehr heimatverbunden ist, in der Region in der Eifel ein Waldstück gekauft, in dem er Jahr für Jahr eigenhändig den Weihnachtsbaum der Familie fällt.

Und weil Fabian Giefer auch den Fußball noch immer liebt und beim hiesigen Klub SG Dahlem-Schmidtheim der Stammkeeper der Bezirksliga-Mannschaft verletzt ausfiel, ist er sogar schon für ein Spiel eingesprungen. Die 0:4-Niederlage des Aufsteigers gegen Schwarz-Weiss Nierfeld konnte aber auch er nicht verhindern.

Ex-Schalker Giefer lobt den Charme des Amateurfußballs

„Es hat trotzdem großen Spaß gemacht. Amateurfußball hat wirklich unheimlich viel Charme“, sagt er und verrät, dass er sich nach Bezug seines Hauses vorstellen kann, das Trikot des Dorfclubs regelmäßig zu tragen – spielen will er entweder im Tor oder vorne in der Spitze. „Unser Trainer hat einen guten Draht zum örtlichen Baustoffhändler. Ich habe ihm gesagt, dass ich gerne wiederkomme und spiele, wenn er mir gute Preise macht“, sagt Fabian Giefer und lacht.

An diesem Samstagmittag, das steht für Fabian Giefer aber fest, werden aber keine Baustoffe ver-arbeitet. Die Baustelle ruht und es wird Fußball geschaut: Schalke gegen Düsseldorf. „Es gibt in der Liga nicht viele Spiele, die geiler sind“, sagt er.

Schalker Zeugwarte sind tief in Giefers Herz

Außer zu Benedikt Höwedes hat Fabian Giefer aber zu keinem ehemaligen Schalker Mitspieler noch regelmäßig Kontakt. „Obwohl ich in den drei Jahren auf Schalke schon viele richtig gute Jungs ken-nenlernen durfte“, sagt er. Auf seinem Instagram-Kanal ist noch ein lustiges Video zu sehen, in dem er mit Breel Embolo und Eric Maxim Choupo-Moting mehr schlecht als recht im S04-Trikot durch den Kabinentrakt der Arena tanzt. Besonders ins Herz geschlossen, sagt er, hat er die beiden Zeugwarte Enrico Heil und Holger Blumenstein.

Giefer attestiert Schalke viele falsche Entscheidungen

Dass Schalke innerhalb von wenigen Jahren aus der Champions League in den Tabellenkeller der 2. Liga abgestürzt ist, hätte auch Fabian Giefer nicht für möglich gehalten. „Ich kann das Geschehen nur aus der Ferne beurteilen. Aber dass auf allen Ebenen viele falsche Entscheidungen getroffen wurden, ist unübersehbar“, sagt er und weist auf die erst kürzlich in der Öffentlichkeit und per Pressestatement ausgetragene Schlammschlacht des Vereins mit seinem ehemaligen Teamkollegen Ralf Fährmann hin. „Bei jeder Zeile, die ich gelesen habe, habe ich den Kopf geschüttelt“, sagt er und ergänzt: „Mit einem starken Mann auf Schalke wie Clemens Tönnies wäre dem Verein sicher vieles erspart geblieben. Clemens Tönnies hat hier auch zu meiner Zeit vieles zusammengehalten.“

In der Baubranche, in Fabian Giefers jetzigem Fachgebiet, würde man wohl sagen: Das Funda-ment bröckelt.

Fabian Giefer beim Training des FC Schalke 04. Im Hintergrund: Klub-Urgestein Ralf Fährmann, das mittlerweile mit den Königsblauen im Clinch liegt.
Fabian Giefer beim Training des FC Schalke 04. Im Hintergrund: Klub-Urgestein Ralf Fährmann, das mittlerweile mit den Königsblauen im Clinch liegt. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-B ning

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