Gelsenkirchen. Neun Tore hat Kenan Karaman nach 15 Spieltagen erzielt. Schalkes Kapitän ist schon wieder die Lebensversicherung des kriselnden Klubs.

Am Samstag, nur wenige Stunden nach seinem nächsten Gala-Auftritt, betrat Kenan Karaman das Klubhaus des TV Asberg in Moers. Hundert Schalker aus dem Fanklub „Die Altmeister Krefeld“ standen auf, sangen das Vereinslied, begrüßten den Kapitän des FC Schalke 04 überschwänglich. Selfies, Autogramme, Fragen, Antworten, Karaman verbrachte Zeit inmitten der Anhänger, die in ihm aktuell das größte Aushängeschild des Vereins sehen. Er ist die Identifikationsfigur in einer schwierigen Phase, ein wahrer Kapitän.

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    Schalke: Karaman über sein Dribbling vor dem 2:1 - „Sah cool aus am Ende“

    Am Freitagabend hatte Karaman beim mehr als überraschenden 4:2-Auswärtssieg beim heim- und formstarken Tabellenführer SC Paderborn entscheidende zwei Tore erzielt. Beispielhaft für seine technische Stärke das 2:1 - mit einer simplen Körpertäuschung vernaschte er Paderborns Abwehrspieler Felix Götze so sehr, dass dieser hinfiel. „Sah cool aus am Ende“, schmunzelte Karaman. Es waren seine Saisontore acht und neun - in der kompletten vergangenen Saison, auch da war er schon Schalkes Lebensversicherung, hatte er 13-mal getroffen. Karaman musste 30 Jahre alt werden, um die Spitze seiner Form und Wertschätzung zu erreichen. „Dieses Spiel“, sagte Karaman nach dem Jubel in der Fankurve, „tut der Seele gut, auch die Party mit den Fans.“

    Die Wertschätzung musste sich Karaman erarbeiten. Ein guter Stürmer war er immer, aber in seinen Teams eher Mitläufer - sowohl sportlich als auch in der Hierarchie. Bei seinen vorherigen Stationen Hoffenheim, Hannover, Düsseldorf und Besiktas Istanbul traf er zwar mal mehr, mal weniger, aber ein Liebling der Kurve war er nie. Als er im August 2022 zu Schalke 04 wechselte, gab es eher Grummeln als Euphorie. Er startete schlecht in die Schalke-Zeit, hatte Probleme mit Verletzungen und einem komplizierten Umzug von der Türkei nach Deutschland. Er galt im Abstiegskampf der Bundesliga als Transfer-Flop.

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      Schalke: Karaman-Tor im Derby gegen Borussia Dortmund brachte die Wende

      Sein erstes Pflichtspieltor am 11. März 2023 brachte die Wende, es war das 2:2 im Derby gegen Borussia Dortmund. Seitdem geht es für Karaman bergauf. Die Reihenfolge: Stammspieler in der Bundesliga und Zweiten Liga, „Spieler der Saison“ und Retter in der Saison 2023/2024, Vertragsverlängerung bis Juni 2028, Kapitän und derjenige, der sportlich den Krisenklub beinahe ganz allein auf seiner Schulter trägt, seit nun anderthalb Jahren. „Kapitän zu sein war der nächste Schritt in meiner Karriere. Einer, den ich unbedingt gehen wollte. Ich habe mich dafür entschieden, auf Schalke zu bleiben, um Verantwortung zu übernehmen. Ich will vorangehen, damit sich die Jungs an mir orientieren können“, sagte Karaman und sagte: „Ich glaube, bisher erfülle ich die Rolle ganz gut.“

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      Seine Mitspieler bestätigen das in ihren Antworten - in Interviews, auch in den Sozialen Netzwerken. Unter Karamans Instagram-Beitrag zum Paderborn-Sieg stapelten sich die Huldigungen. „Du bist eine Legende“, schrieb Linksverteidiger Derry Murkin. „Mein Bruder“, schwärmte Rechtsaußen Mehmet Can Aydin. Einfach nur „Kapitano“ lautete der Beitrag von Janik Bachmann. Karaman ist nicht nur der Mann für die Tore, inzwischen auch der für die entscheidenden Ansprachen. Als Schalke beim HSV 0:2 zur Pause zurücklag, wurde er in der Pause sehr laut. Endstand: 2:2. Vor dem Spiel in Paderborn wies Karaman auf einige Aussagen des gegnerischen Trainers Lukas Kwasniok hin, der Schalkes mannschaftliche Geschlossenheit angezweifelt hatte. „Das haben wir persönlich genommen“, sagte Karaman. „Wir sind ein geiles Team, eine geile Truppe und wir glauben an uns“, ergänzte Bachmann im Überschwang der Siegesgefühle - naja, ganz so war es nicht so oft, sonst wäre Schalke nicht in Abstiegsgefahr.

      Schalke-Kapitän Kenan Karaman zu Gast bei Fanklub „Die Altmeister Krefeld“ im Klubhaus des TV Asberg.
      Schalke-Kapitän Kenan Karaman zu Gast bei Fanklub „Die Altmeister Krefeld“ im Klubhaus des TV Asberg. © FC Schalke 04

      Doch das Paderborn-Spiel sorgte auch für mutige Ansagen. „Wir waren beim Tabellenführer zu Gast und haben gewonnen. Wenn wir so spielen, können wir jeden Gegner schlagen in der 2. Bundesliga“, sagte Karaman. Lukas Kwasniok sah das nicht anders, lobte die Schalker für ihre Leistung und dass sie in dieser Form ein Kandidat für „ganz oben“ wären. Aber eine Saison, so Kwasniok, würde aus 34 Spielen bestehen, nicht nur aus einem.

      Die nächsten Gegner sind wieder zwei Topteams - Fortuna Düsseldorf (Samstag, 13 Uhr/Sky) und die SV Elversberg (20. Dezember). „Es muss unser Ziel sein, dass wir die Paderborn-Leistung oft abrufen“, sagte Karaman. Dass ihr Kapitän vorangeht, glauben alle S04-Fans. Nicht nur die im Vereinsheim des TV Asberg.

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