Gelsenkirchen. 14 Jahre lang spielte Simon Breuer beim 1. FC Köln und schnupperte auch bei den Profis rein. Dann kam eine Pech-Phase. Jetzt will er auf Schalke durchstarten.
Für Simon Breuer läuft es in der U23 des FC Schalke 04 noch nicht ganz perfekt. Nach vielversprechendem Start in die Vorbereitung warf ihn eine Mandelentzündung und eine kleinere Verletzung zurück, so dass er sich wieder neu herankämpfen musste. „Von so etwas lasse ich mich nicht unterkriegen. Ich denke grundsätzlich positiv“, sagt der 21-jährige Mittelfeldspieler. Im WAZ-Interview spricht er über Profi-Erlebnisse bei seinem langjährigen Verein 1. FC Köln, Tipps von Trainer Steffen Baumgart, Bolzplatz-Erlebnisse mit seiner Mutter Christa und ein besonderes Gefühl mit dem DFB-Adler auf der Brust.
Herr Breuer, Sie sind gebürtiger Kölner. Wie groß war die Umstellung, vom Rhein ins Ruhrgebiet umzuziehen?
Simon Breuer: Das war schon eine Riesenumstellung, hat aber auch damit zu tun, dass ich zum ersten Mal zuhause ausgezogen und mit meiner Freundin zusammengezogen bin. Wenn du in eine andere Stadt kommst, dann ist vieles erst einmal ungewohnt, weil man noch niemanden kennt. Ich bin aber sicher, dass Gelsenkirchen auch schöne Ecken hat.
Wie viele Gespräche waren notwendig, um Sie von einem Wechsel aus Kölns U21 in die Schalker U23 zu überzeugen?
Trainer Jakob Fimpel hat häufig mit mir telefoniert. Wir hatten von Beginn an ein gutes Verhältnis und einen guten Draht zueinander. Ich hatte zwar auch andere Optionen, wollte aber nach den Gesprächen unbedingt zu Schalke, weil mir der Spielstil zusagt und Jakob mir aufgezeigt hat, wie ich mich verbessern kann.
Was ist das Besondere an Schalke 04?
Schalke ist ein Riesenverein mit einer unfassbaren Fanbase. Wenn man Schalke mit Köln vergleicht, dann gibt es gewisse Ähnlichkeiten.
Sie haben 14 Jahre lang für den 1. FC Köln gespielt. Was ist da hängengeblieben?
Ich bin ein Kölsche Jung und habe seit den Bambinis für den 1. FC gespielt. Köln ist mein Herzensverein und wird es auch immer bleiben. Am Anfang lief für mich im Seniorenbereich alles gut. Ich war bei den Profis eingeplant, habe auch einige Testspiele unter Trainer Steffen Baumgart bestritten. Das war eine Erfahrung wert. Steffen Baumgart ist ein super Typ, er ist Feuer und Flamme. Er legt Wert auf Herz und Leidenschaft. Das vermittelt er genauso. Dann kamen bei mir aber Verletzungen, wie ein Bänderriss im Fuß, ein Knochenödem und eine Schambeinverletzung sowie kleinere Unstimmigkeiten hinzu. Danach habe ich meine Entscheidung getroffen, den 1. FC Köln zu verlassen.
Haben Sie die Entscheidung alleine getroffen oder haben Sie sich familiären Rat oder Berater-Rat eingeholt?
Ich habe eine sehr enge Bindung zu meiner Mutter Christa. Mit ihr bespreche ich alles und beziehe sie in alle Dinge mit ein. Sie hat mich jahrelang als Kind zum Training gefahren, war auch mit mir auf dem Bolzplatz und hat sich ins Tor gestellt, während ich Bälle geschossen habe. Seit ich ein kleiner Junge war, hat sie mich immer beim Fußball begleitet. Auch heute kommt sie zu meinen Spielen, um mich zu unterstützen.
Als Spieler der Schalker U23-Mannschaft stehen Sie zwangsläufig unter Beobachtung. Die Frage, ob der Schritt in den Profibereich gelingen kann, wird sich früher oder später stellen. Wie gehen Sie mit dem Druck um?
Ich bin grundsätzlich ein positiver Typ, der schon viel einstecken musste, aber immer optimistisch nach vorne blickt. Bei unseren U23-Spielen sind nicht so viele Fans im Stadion. Von daher ist der Druck während der Spiele von den Rängen nicht so extrem hoch. Natürlich ist es eine Erfahrung wert, auch mal vor vollen Rängen zu spielen. Gewisse Anforderungen stelle ich auch an mich selbst: Mein Ziel ist es, eine Führungsrolle in der U23 zu übernehmen.
Schalkes U23 befindet sich in der Regionalliga West aktuell in einer schwierigen Lage. Zuletzt gab es drei Niederlagen in Folge, was auch damit zu tun hatte, dass mit Tim Albutat und Pierre-Michel Lasogga wichtige Eckpfeiler fehlten.
Wir spüren schon, dass wir zuletzt ohne erfahrene Spieler auskommen mussten. Wir brauchen sie einfach im Team. Trotzdem sind bei uns auch genug andere Jungs da, die in solchen Fällen in die Bresche springen können. Solche Rückschläge, wie wir sie zuletzt beim 0:4 gegen die Kölner U21 erlebt haben, gehören zur Entwicklung dazu.
Was ist mit der Schalker Reserve in der Regionalliga West erreichbar?
In der vergangenen Saison ist die U23 schwierig in die Saison gestartet und war am Ende im Verfolgerfeld der Spitzengruppe. Unser Ziel ist es, die beste U-Mannschaft in der Regionalliga West zu werden.
Am 3. September 2021 haben Sie für Deutschlands U19 gegen die Schweiz gespielt. Was ist von diesem Spiel hängengeblieben?
Es war ein besonderes Gefühl, mit dem Bundesadler auf der Brust aufzulaufen. Ich bin zur Halbzeit eingewechselt worden. Wir haben das Spiel 1:0 gewonnen. Jeder, der sein Debüt gibt, bekommt bei der U19-Nationalelf ein Trikot mit Unterschriften. Mein Trikot habe ich natürlich aufgehoben. Es liegt gefaltet in meinem Elternhaus in Köln (lacht).
Haben Sie ein fußballerisches Vorbild?
Ja, den Brasilianer Neymar, der mittlerweile bei al-Hilal in Saudi-Arabien spielt. Ich hatte von ihm früher Fußballschuhe, ein Trikot und sogar ein Nasenpflaster. Aber live habe ich ihn noch nie spielen sehen.
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