Gelsenkirchen. Schon neun Gegentore nach vier Spielen. Schalke hat wieder große Abwehr-Probleme. Was sich die Mannschaft vom Trainerteam wünscht.
Schon kurz nach der 1:3-Heimniederlage gegen den 1. FC Köln traf Kenan Karaman von Schalke 04 mit seiner Analyse ins Schwarze. Denn das derzeit größte Schalker Problem sprach der Kapitän besonders deutlich an: das naive Defensivverhalten. „Wir dürfen nicht drei Gegentore in einem Heimspiel bekommen, das war viel zu naiv“, sagte der 30-Jährige. „Entwicklungsprozess hin oder her, solche einfachen Fehler dürfen wir nicht machen – sonst wird es nicht nur gegen den Effzeh, sondern gegen jeden Gegner schwer.“
In vier Ligaspielen haben die Schalker bereits neun Gegentore kassiert. Schon jetzt herrscht Abwehr-Alarm! Unweigerlich werden zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison Erinnerungen an die katastrophale Vorsaison wach, in der die königsblaue Defensive gleich mehrfach auseinandergefallen ist und insgesamt 60 Gegentore kassierte.
Schalke: Schläfrig und mit schlechter Restverteidigung
Doch warum genau hapert es in der Defensive? „Wenn man das wüsste, könnte man es einfach abstellen“, sagte Innenverteidiger Ron Schallenberg. „Es ist das individuelle Verhalten in der letzten Kette bei Gegentoren – vielleicht auch fehlende Wachheit.“ Tatsächlich wirkten die Schalker in entscheidenden Momenten schläfrig. Auffällig war, dass die Gegentore unmittelbar nach einer Trinkpause, unmittelbar nach der Halbzeitpause und kurz vor der Halbzeitpause fielen – was den Eindruck erweckt, dass einige S04-Profis rund um diese Unterbrechungen abgeschaltet haben.
Der Zeitpunkt der Gegentreffer trieb die Schalker nach der Pleite gegen den Bundesliga-Absteiger um. „Es ist total ärgerlich, schwer zu erklären“, sagte der 25 Jahre alte Schallenberg. Auch Trainer Karel Geraerts sagte diesbezüglich mehrfach: „Ich kann es nicht erklären.“
Beinahe unerklärlich war am Sonntagnachmittag bei der Schalker Mannschaft auch das schwache Umschaltspiel nach Ballverlust. Immer wieder hatten die Kölner nach Ballgewinnen große Räume im Mittelfeld – gleich mehrere Großchancen und auch die Tore entstanden auf diese Art und Weise. Weder das Schalker Pressing noch die Restverteidigung waren gut genug, um gegen ein Top-Team der Liga zu bestehen. „Die Abstimmung, wann wir pressen, wann wir kompakt stehen, muss besser werden“, stellt Karaman klar.
Schalke-Talente Sánchez und Wasinski „brauchen noch Zeit“
Die Missstände aus dem Köln-Spiel zeigen: Noch hat sich die Schalker Defensive nicht gefunden. In Abwesenheit des verletzten Abwehrchefs Tomas Kalas (31, Entzündung der Patellasehne) verteidigten Ron Schallenberg und Ibrahima Cissé (23) zentral, doch wirklich gut funktioniert die Abstimmung zwischen ihnen noch nicht. Beide spielten nicht fehlerfrei. Auch die gesetzten Außenverteidiger Derry Murkin (25) und Adrian Gantenbein (23) und die Doppel-Sechs aus Paul Seguin (29) und Janik Bachmann (28) spielten allesamt schwach.
Mit Blick auf den breiten Kader mangelt es Trainer Karel Geraerts zumindest in der Innenverteidigung nicht an Alternativen. In Routinier Marcin Kaminski (32) und den beiden 20-jährigen Martin Wasinski und Felipe Sánchez saßen gegen Köln gleich drei Spieler für das Abwehrzentrum auf der Bank. Doch Vertrauen in das Trio hat der Coach offenbar nicht, sie alle kamen keine Minute zum Einsatz.
Kaminski steht nach schwachem Nürnberg-Spiel in der Kritik
Kaminski steht nach seinem schwachen Spiel in Nürnberg (1:3) in der Kritik und die beiden Talente scheinen noch nicht komplett auf Schalke angekommen zu sein. Sowohl der Argentinier Sánchez als auch der Belgier Wasinski spielen auf Schalke zum ersten Mal im Ausland und müssen sich erst an das neue Umfeld gewöhnen. „Sie brauchen noch Zeit“, stellte Geraerts am Sonntag klar, seiner Meinung nach standen gegen Köln die besten Verteidiger auf dem Rasen, die derzeit zur Verfügung stehen.
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Schalke-Kapitän Kenan Karaman wünscht sich Taktik-Training und Video-Sitzungen
Veränderungen – zumindest taktischer Natur – sind in der Schalker Defensive trotzdem unumgänglich. In der nun anstehenden Länderspielpause hat Trainer Karel Geraerts knapp zwei Wochen Zeit, um die Wackel-Abwehr zu stabilisieren. Sonst droht im Auswärtsspiel gegen den Karlsruher SC am 13. September (18.30 Uhr/Sky) der nächste bittere Abend für die Königsblauen. „Wir müssen arbeiten, arbeiten, arbeiten – vor allem in der Defensive“, kündigte der Coach mit Blick auf die kommenden Tage an. Kapitän Karaman wünscht sich in der spielfreien Zeit „taktische Einheiten und viele Video-Sitzungen, auch mit einzelnen Spielern“, sagte er.
Ein wenig Raum für Veränderungen und womöglich sogar Experimente haben die Schalker schon an diesem Mittwoch, wenn im Parkstadion (18 Uhr/Live-Stream bei YouTube) ein Testspiel gegen den niederländischen Erstligisten NAC Breda ansteht. Naives Verteidigen dürfte gegen die Holländer verboten sein.
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