Düsseldorf. . Eishockey-Talent Maximilian Kammerer stand auf der Fußball-Scouting-Liste der Bayern. Freitag trifft er mit der Düsseldorfer EG auf die Kölner Haie.

Im Alter von 14 Jahren musste Maximilian Kammerer eine schwere Entscheidung treffen. Bei einem Fußballcamp hatten Scouts des FC Bayern München den gebürtigen Düsseldorfer als Riesentalent identifiziert. Ein Platz im Harlachinger Theodolinden-Gymnasium, der Partnerschule des Bundesliga-Rekordmeisters, war reserviert. „Im Eishockey war ich aber ähnlich gut und wollte meinen kompletten Freundeskreis nicht verlieren“, erinnert sich der heute 19-Jährige, damals für den TuS Geretsried in der höchsten C-Junioren-Spielklasse am Ball. Weil auch Papa Axel, immerhin 130-maliger Nationalspieler, mit Puck und Stock profitabel seine Erfolge gefeiert hatte, fiel die Entscheidung – tatsächlich gegen den FC Bayern. Zumal es ja auch keine Bundesligakader-Garantie gegeben hätte.

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Bis zum 30. April 2018 profitiert davon die Düsseldorfer EG, die am Freitag (19.30 Uhr, live bei uns im Ticker) dem 209. Rhein-Derby mit den Kölner Haien entgegensieht. Cheftrainer Christof Kreutzer weiß eines der größten Talente der Deutschen Eishockey-Liga im Kader. „Er ist technisch stark, hat ein gutes Spielverständnis, kann das Tempo mitgehen“, lobt der Coach, „verbessern muss er sich noch im Defensivverhalten.“

Kammerer hat Kanada-Erfahrung

Und physisch. Der eher schmächtige Kammerer geht nicht als Prototyp eines Kufenflitzers aus Bad Tölz durch, seiner familiären Heimat. Die Schwarz-Gelben standen seit jeher im Ruf, die härtesten Kerle der Republik zu sein. Der Ur-Tölzer Bundestrainer Hans Zach umschrieb das Phänomen einst so: „Ein Tölzer wird nie verletzt vom Eis getragen, der geht allenfalls durch die Bande raus.“

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Das dürfte Max Kammerer mit seinen 77 Kilogramm verteilt auf 1,85 Meter Körpergröße schwerfallen. Kann aber noch werden: Physisches Eishockey mit harten Checks und vielen Fights hat der Angreifer 2013 in der kanadischen Western Hockey League kennengelernt, einer der besten Juniorenligen. Das Jahr bei einer Gastfamilie in Regina/Saskatchewan, zwischen Calgary und Winnipeg gelegen, war ein Erlebnis. „Wir waren neben den Footballern die wichtigste Sportgröße der Stadt.“ Auswärtsbusfahrten über mehrere tausend Kilometer sowie im Winter minus 60 Grad Celsius inklusive.

Bis an die Grenze zu China

Es gab auch Treffen mit dem größten deutschen Eishockey-Talent: Leon Draisaitl. Der Kölner, damals bei Prince Albert, steht inzwischen für die Edmonton Oilers in der NHL auf dem Eis. Bei der U-20-WM in Wien gibt es ein Wiedersehen: Beide wollen vom 13. bis 19. Dezember mit dem Nationalteam den Wiederaufstieg in die A-Gruppe schaffen.

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Ebenso abenteuerlich wie in Kanadas Prärie ging es vor dem Wechsel nach Düsseldorf zu. Kammerer spielte für die Junioren von RB Salzburg – in der mit 40 Teams multinational besetzten Nachwuchsliga Russlands. Per Flugzeug ging es mehr als 8000 Kilometer bis nach Khabarowsk an die Ostgrenze zu China. Kammerer: „Die technische starke Liga hat mich nach vorn gebracht.“

Vater spielte in Ratingen

Bei der DEG spielte sich der 19-Jährige an der Seite von Kämpfer-Kapitän Daniel Kreutzer und Technik-Routinier Rob Collins in den Blickpunkt. Auf Rechtsaußen sieht ihn Trainer Kreutzer auf Dauer nicht: „Max kann das Spiel in die Hand nehmen – als Center. Davon gibt’s in Deutschland nicht viele.“

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Übrigens: Dass der bayerisch plaudernde Kammerer als gebürtiger Düsseldorfer durchgeht, ist Zufall. Papa Axel spielte beim DEG-Nachbarn EC Ratingen, als Maximilian 1996 das Licht der Welt erblickte. Versteht sich von selbst, dass der Cheftrainer des EC Bad Tölz auch größter Förderer und Kritiker von Sohnemann Max ist.