Düsseldorf. . Am Samstag liefert sich die Düsseldorfer EG ein Legendenspiel mit dem Kölner EC. Auch DEG-Ikone Walter Köberle läuft an der Brehmstraße auf.
Wenn Walter Köberle an den Ostersamstag 1977 denkt, sind die wohl größten Schmerzen seiner Eishockey-Karriere umgehend präsent. Der Rechtsaußen verlor im Füssener WM-Trainingslager der Nationalmannschaft nach einem Schuss von DEG-Teamkollege Vladimir Vacatko 13 Zähne. „Bundestrainer Hans Rampf fuhr mit mir nach Bad Tölz zu seinem Tenniskumpel. Der war Zahnarzt. In Füssen hatten Ostersamstag ja alle Zahnärzte geschlossen.“ Diverse Betäubungsspritzen reichten nicht, um die zerlegte Kauleiste einigermaßen schmerzfrei zu sortieren und die gespaltene Oberlippe zu nähen.
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„Ich habe trotzdem wenige Tage später mit Provisorium im Mund bei der Weltmeisterschaft in Wien mitgemacht“, betont der heute 66-jährige Kaufbeurer, dessen Narbe am rechten Mittelfinger sichtbarer ist. Der Riesserseer Joachim Reil hatte sich da im Rahmen einer üblen Prügelei festgebissen. „Im Gegenzug habe ich ,Butzi’ fast die halbe Zunge rausgerissen, so wütend war ich“, hebt Köberle hervor.
"Walter für alles"
Eine dermaßen harte Ikone des Pucksports darf natürlich beim DEG-Legendenspiel am Samstag (Erster Bully: 16:15 Uhr) an der Brehmstraße gegen den Kölner EC nicht fehlen. 44 der nunmehr exakt 80 Düsseldorfer Eishockey-Jahre hat Köberle mitgemacht. Als Spieler, Trainer, Assistent, Manager. Und „Walter für alles“. Übertroffen wird der Allgäuer nur von Hansi Sültenfuß. Der einstige DEG-Organisationschef war von 1948 bis November 2000 im Einsatz.
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An einem Winter-Freitagabend 1965 gastierte Köberle erstmals an der Brehmstraße. Mit 16 Jahren. Das Düsseldorfer Eisstadion hatte damals noch kein Dach. „Die Fans schossen Raketen in die Luft und sangen um zehn Uhr abends „Köberle ins Bett!“. Ich war ja da noch minderjährig“, erinnert sich der einstige Debütant, der für den ESV Kaufbeuren aufgelaufen war.
50 Mark für einen Sieg
Xaver Unsinn, der spätere Bundestrainer mit dem karierten Pepita-Hütchen, hatte den Grünschnabel ins Bundesliga-Team gehievt. Dreimal pro Woche wurde trainiert, einmal, am Samstag, in der mit zehn Teams übersichtlichen Bundesliga gespielt. Profis gab es da noch nicht.
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Köberle kassierte in der Lehre als Elektromaschinenbauer übersichtliche 30 Mark im Monat. Beim ESVK gab es 50 Mark für einen Sieg. „Im November damals haben wir viel gewonnen, da hatte ich plötzlich sechshundert Mark auf dem Konto – und war in Kaufbeuren der King!“ Aber nur gefühlt. Neben Routiniers wie dem damals 36-jährigen Max Pfefferle hatte der junge Allgäuer ganz schön zu schuften. Lernte aber auch eine Menge.
Gleich im ersten Jahr Meister
Xaver Unsinn holte Köberle 1971 auch zur DEG. Von der Ablösesumme, damals 80 000 Mark, finanzierten die Kaufbeurer ihr Dach für das Eisstadion. „Zwei Säulen sind von mir“, meint Köberle schmunzelnd. Gleich im ersten Jahr an der Brehmstraße langte es für den Allgäuer zum Publikumsliebling. Und zur Deutschen Meisterschaft. Die wurde wegen der anstehenden Olympischen Spiele in Sapporo/Japan schon am 2. Weihnachtstag gefeiert.
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Ein zweiter Bundesliga-Titel folgte 1975. Der wurde über den Wolken eingetütet. „Wir hatten in Landshut verloren, saßen im Flieger von München nach Düsseldorf, als unser Verfolger Berlin dann auch entscheidend verlor“, erinnert sich der Olympia-Bronze-Gewinner von 1976 in Innsbruck. Am späten Abend, nach der Ankunft der Meistercracks, war der Brehmplatz voll mit feiernden Menschen. „Die DEG war da die Nummer eins der Stadt. Noch vor den Fußballern der Fortuna.“
Glückszahl 13
Sechs weitere Meisterschaften zementierten lange den Ruf Düsseldorfs, eine Eishockey-Stadt zu sein. Doch nach dem letzten Triumph 1996 unter dem Schweden Hardy Nilsson bröckelte die Legende. Zwei Jahre zweite Liga, rund 25 Millionen Mark Schulden, schwarze Kassen und Steuerhinterziehung kühlten die Liebe ab 1998 auf allen Ebenen ab. Auch unter dem monetären Rettungsschirm der Metro AG zwischen 2002 und 2012 langte es nicht zum Titel.
Übrigens: Trotz der zerschossenen 13 Zähne brachte Köberle die Zahl stets Glück. Als Trikot- oder Hausnummer, als eigenes Geburtsdatum (im Januar) und das seiner Tochter Sabine (im November). Klar, dass der einstige Publikumsliebling zum Legendenmatch mit seiner „13“ auf dem Rücken auflaufen wird.