Dortmund. Der BVB verliert die Spitze immer mehr aus den Augen. Ein Abschenken der Saison kann er sich dennoch nicht leisten. Ein Kommentar.
Die Zahlen lügen nicht: Nachdem gut zwei Drittel der Bundesliga-Saison gespielt sind, rangiert Borussia Dortmund in der Tabelle auf Rang elf, mit gerade einmal 29 Punkten. 37 erzielte Treffer könnten noch als okay durchgehen – nicht aber, wenn man bereits 36 Gegentore kassiert hat. Natürlich ist der BVB-Kader in der Theorie immer noch deutlich besser als Platz elf, in der Praxis aber weist er das schon lange nicht mehr nach.
Ja, man hätte die Partie gegen den VfB Stuttgart auch gewinnen können, hätte man sich in beiden Strafräumen etwas weniger dusslig angestellt. Aber das Erzielen eigener und das Verhindern gegnerischer Tore sind nun einmal die Essenz des Fußballsports und in beidem stellen sich die Schwarz-Gelben allzu oft reichlich ungeschickt an – und deswegen stehen sie in der Tabelle auch genau dort, wo sie nach den bislang gezeigten Leistungen hingehören, allem Schönreden zum Trotz.
Es ist das graueste Mittelmaß, das der BVB im Jahr 2025 ausstrahlt. Natürlich, noch ist nichts unrettbar verloren. Sechs Punkte Rückstand auf die Champions League sind zwar ein Brett, aber in 13 Partien durchaus aufzuholen – dass man ziemlich viele Mannschaften überholen muss, macht es indes nicht einfacher, zumal dem BVB in der aktuellen Verfassung eine fulminante Siegesserie nicht unbedingt zuzutrauen ist.
Eine Idee mit Denkfehler: Der BVB soll jetzt schon den Umbau einleiten
Was also macht man mit dieser Saison? Eine Antwort, die man im Umfeld des Klubs immer wieder hört: Jetzt schon den dringend nötigen Umbruch einleiten, die Spieler auf die Bank oder Tribüne verbannen, die man im Sommer ohnehin nicht halten will, und frische, unverbrauchte Kräfte aufbauen, gerne aus dem eigenen Nachwuchs, auf dass es in der kommenden Saison besser laufe.
Das klingt schön, birgt aber einen gewaltigen Denkfehler: Der BVB kann es sich gar nicht leisten, die Champions League zu verpassen. Finanziell könnte er ein Jahr ohne Königsklassen-Millionen zwar verkraften, zumindest wäre er in seiner Existenz kein bisschen bedroht. Der geplante Umbau aber wäre deutlich erschwert.
BVB würde ohne Champions League deutlich zurückgeworfen
Um die hohen Gehälter zahlen zu können, müssten ein, zwei jener Spieler verkauft werden, die noch eine ordentliche Ablöse bringen – die also sportlich ein großes Loch reißen. Zweitens ist es deutlich schwieriger, vielversprechende Spieler zu locken, wenn man ihnen nicht die Aussicht auf Champions-League-Spielzeit bieten kann.
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Jede Platzierung jenseits der ersten Vier würde den BVB empfindlich zurückwerfen, gerade auch im Vergleich zur immer stärkeren Konkurrenz um Bayer Leverkusen. Eine Renovierung im laufenden Betrieb ist also keine Option. Irgendwie also muss sich der Klub ins Ziel retten, muss um die Champions League kämpfen, solange es rechnerisch möglich ist. Wie das allerdings gelingen soll – das ist die weitaus kompliziertere Frage.
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