Dortmund. Die Debatte um das Alter des verliehenen BVB-Profis Youssoufa Moukoko verrät viel über die Branche – deswegen muss berichtet werden. Ein Kommentar

Die Reaktion ist gar nicht so selten. Immer wieder, wenn über Zweifel an Youssoufa Moukokos Alter berichtet wird, kommen auch die Fragen: Warum muss man überhaupt darüber berichten? Kann man den Jungen nicht einfach in Ruhe lassen? Es sind Fragen, die sich auch Journalisten stellen, denn das Thema Alter, die Frage, wer nun der tatsächliche leibliche Vater ist – all dies geht weit hinein in den privaten Bereich. Privatsache also? Trotz allem: nein.

Der Ruhm von Youssoufa Moukoko gründet vor allem darauf, dass er im Nachwuchsbereich alle überragte, Tore am Fließband schoss, zum jüngsten Nationalspieler und vorher zum jüngsten Bundesligaprofi wurde – und dabei ausgerechnet seinen aktuellen Trainer Nuri Sahin überflügelte. Das brachte ihm millionenschwere Profi- und Werbeverträge, das machte ihn lange vorm ersten Bundesligaspiel zum Star. Allein deswegen gibt es ein öffentliches Interesse, wenn begründete Verdachtsmomente auftauchen, dass dieser Spieler doch ein wenig älter ist. So mancher Konkurrent im Jugendbereich wird das interessiert verfolgen. Spieler wie Brajan Gruda, der vom DFB die Fritz-Walter-Medaille in Silber erhielt, also nur als Zweitbester seines Jahrgangs galt – weil es da eben noch Moukoko gab. Was sagen die U21-Nationalmannschaften, gegen die Moukoko für Deutschland traf? Auch Nike dürfte bohrende Fragen haben: Der US-Sportartikelkonzern stattete Moukoko mit einem hoch dotierten Werbevertrag aus – im Glauben, ein Wunderkind des Weltfußballs eingekauft zu haben.

Auch der BVB-Vertrag mit Joseph Moukoko wirft Fragen auf

Und dann sind da noch die andren Themen, die mit an die Oberfläche gespült werden: Der Arbeitsvertrag zwischen dem vermeintlichen Vater Joseph Moukoko und dem BVB etwa, bei dem unklar ist, worin die Gegenleistung für das viele Geld bestand. Das ist in der Branche nicht ungewöhnlich, immer wieder haben die Eltern hochtalentierter Spieler, die in jungen Jahren noch nicht bezahlt werden dürfen, plötzlich auch Jobs in den Klubs. Richtig ist es deswegen noch lange nicht und selten einmal werden die üppigen Details derart offenbar wie hier.

Im deutschen Trikot: Youssoufa Moukoko spielt aktuell für die U21-Nationalmannschaft.
Im deutschen Trikot: Youssoufa Moukoko spielt aktuell für die U21-Nationalmannschaft. © dpa | Federico Gambarini

Und dann ist da die globale Dimension, der schmutzige Handel mit hochtalentierten Spielern vom afrikanischen Kontinent, angetrieben von verzweifelten Eltern, die von der Flucht aus der Armut träumen, von geldgierigen Beratern und von Klubs, die die Geschichten vom Wunderkind nur allzu gerne glauben wollen. Vergessen darf man nie: Wer als junger Mensch in eine solche Mühle gerät, der ist mindestens ebenso sehr Opfer wie Täter.