Dortmund. Felix Nmecha hat sich beim BVB zur tragenden Säule entwickelt. Emre Can dürfte das den Stammplatz kosten – und vielleicht noch mehr.
Der Montag war ein eher entspannter Tag für Felix Nmecha, wozu der Mittelfeldspieler in Teilen selbst beigetragen hatte – aber es war die Sorte entspannter Tag, die man als Fußballprofi nicht mag: Der BVB startete in eine fußballfreie Woche, statt sich auf ein DFB-Pokalspiel vorzubereiten, in der vergangenen Runde war man ja beim VfL Wolfsburg gescheitert. Und Nmecha war damals nur deswegen nicht negativ aufgefallen, weil so ziemlich alle Dortmunder einen gebrauchten Tag hatten.
Damals war Krise in Dortmund, Trainer Nuri Sahin wurde infrage gestellt, auch Kader-Architekt Sebastian Kehl - und Nmecha sowieso, der 30-Millionen Mann, dem in knapp anderthalb Jahren in Dortmund noch nicht allzu viel gelungen war. Die Folgen des Wolfsburg-Debakels müssen die Dortmunder nun in dieser Woche ausbaden, indem sie im Pokal-Achtelfinale nur zuschauen – die Stimmungslage aber hat sich dennoch grundsätzlich gewandelt, beim Klub insgesamt und auch bei Nmecha.
BVB-Trainer Nuri Sahin hat die passende Position für Felix Nmecha gefunden
Von den sechs Pflichtspielen seit dem Pokal-Aus hat Dortmund vier gewonnen und nur eins verloren, es gab einen Sieg gegen RB Leipzig und zuletzt ein 1:1-Unentschieden gegen den FC Bayern München. Vor allem aber gab es: einen richtig guten Felix Nmecha, für den Trainer Nuri Sahin die passende Position gefunden hat. Als alleiniger Sechser vor der Abwehr kann der 24-Jährige seine Stärken bestens ausspielen: Er ist körperlich robust, zweikampfstark, überall auf dem Feld unterwegs da sehr laufstark und trotz seiner Größe von 1,90 Metern technisch stark und meist sehr unaufgeregt mit Ball am Fuß.
Und wenn es einmal läuft, dann kommen gleich die ganz großen Vergleiche, zum Beispiel mit Jude Bellingham, im Sommer 2023 für deutlich über 100 Millionen zu Real Madrid transferiert. „Von seinen Anlagen her erinnert er mich sehr an Jude“, schwärmte Mitspieler Nico Schlotterbeck. „Ich glaube, er kann ein Spiel extrem dominieren. Wenn er so weiterspielt, ist das ein Wahnsinnsspieler.“ Und Sportvorstand Lars Ricken erklärte: „Er hat seine Chance da bekommen und hat sie dann auch eben genutzt. In der Form, mit der Größe, seiner Schnelligkeit ist er ein Unterschiedsspieler.“
Im Sommer kommt beim BVB die Kapitänsfrage neu auf den Tisch
Denn Nmecha war ja vor allem wegen der Dortmunder Personalnot in die Startaufstellung gerutscht, zuletzt fehlte Kapitän Emre Can ja rotgesperrt. Am kommenden Samstag bei Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr/Sky), darf der zwar wieder spielen – aber wo? In Gladbach könnte sich ein Platz auftun, da Innenverteidiger Waldemar Anton mit Muskelverletzung ausfallen wird. Im Mittelfeld aber ist für Can kein Platz mehr, neben Nmecha sind auch Julian Brandt, Pascal Groß und Marcel Sabitzer mit Ball deutlich stärker, machen den Dortmunder Spielaufbau so variabler und weniger störungsanfällig – und auch defensiv hat sich ein um Nmecha aufgebautes Zentrum als stabil entpuppt.
Und so spülen Nmechas starke Auftritte auch die Kapitänsfrage wieder nach oben, die Trainer Nuri Sahin von seinem Vorgänger gewissermaßen geerbt hatte. Can nämlich war nie unumstritten in Dortmund, Sportdirektor Kehl hätte ihn vor gut einem Jahr gerne verkauft und einen Ersatz verpflichtet, Trainer Terzic wollte ihn mit Stammplatz und Kapitänsbinde ausstatten – und setzte sich durch. Terzic ging dann nach einem Jahr, Cans Formschwankungen aber blieben. Im Sommer wird das Thema auf Wiedervorlage kommen – wenn Nmecha seine Form bis dahin hält.
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