Dortmund. Borussia Dortmund kämpft verbissen und bringt Bayern München beinahe die erste Niederlage bei. Dann schockiert Jamal Musiala den BVB.

Plötzlich war es ganz still auf der Dortmunder Südtribüne, auf der gegenüberliegenden Seite aber umso lauter. Da rannte nämlich Jamal Musiala auf den Gästeblock zu, tätschelte sich selbst auf die Stirn. Bayern Münchens Zauberer hatte es gerade mit Köpfchen gemacht, eine Flanke von Sacha Boey perfekt in die linke Ecke gesetzt (85.). Ein intensives Bundesliga-Spiel zwischen Borussia Dortmund und dem Rekordmeister endete mit 1:1 (1:0). Nach dem Führungstor durch Jamie Gittens (27.) hatte es lange so ausgesehen, als könnte ein starker BVB ein Signal nach innen wie außen senden: dass mit ihm wieder zu rechnen ist. Trotz des späten Ausgleichs aber machten die Dortmunder in ihrer Entwicklung unter dem noch immer recht neuen Trainer Nuri Sahin den nächsten Entwicklungsschritt.

Lange sah das in dieser Saison nicht so aus, man erkannte das schon daran, dass es mal mehr gekribbelt an Tagen wie diesen. Dass es in direkten Duellen zwischen Bayern München und Borussia Dortmund um die Deutsche Meisterschaft geht, liegt schon etwas weiter zurück. In der Tabelle sind die Münchener in dieser Saison bereits weiterweggesprungen. Für den BVB ging es also am Samstag vor allem darum, den Schwung aus zwei Siegen in Serie mitzunehmen, um sich in der Tabelle wieder in Richtung der Champions-League-Plätze zu schieben.

BVB ohne Julian Brandt, aber mit Serhou Guirassy

Im Vergleich zum 3:0-Erfolg am Mittwoch bei Dinamo Zagreb musste Trainer Nuri Sahin zwei Veränderungen vornehmen. Spielmacher Julian Brandt fehlte verletzt, was zu einer Umstrukturierung des Mittelfelds führte. Marcel Sabitzer rückte nach vorne, Pascal Groß dafür von der Rechtsverteidiger-Position ins Zentrum. Den auf der Außenbahn freigewordenen Platz übernahm Julian Ryerson. Und auch Serhou Guirassy hat es nach auskuriertem Infekt in die Startelf geschafft, Donyell Malen saß dafür auf der Bank. Es kam also zum Duell der Super-Stürmer mit Bayerns Harry Kane – zumindest für 33 Minuten. Dann musste der Engländer verletzt raus. Der BVB wechselte schon eher: Waldemar Anton hielt sich plötzlich die Leiste, Innenverteidiger Niklas Süle gab nach Sprunggelenksverletzung gegen seinen Ex-Klub sein Comeback.

Intensiver Klassiker: BVB-Torschütze Jamie Gittens gegen Konrad Laimer.
Intensiver Klassiker: BVB-Torschütze Jamie Gittens gegen Konrad Laimer. © Jürgen Fromme/firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Die Bayern begannen überraschend mit Mathys Tel in der Startelf, der für Kingsley Coman ran durfte. Auf der anderen Flügelseite sollte Leroy Sané wirbeln, der nach sieben Minuten den ersten Torschuss der Partie abgab. Die Dortmunder brauchten einige Momente, um auf dem frisch verlegten Rasen anzukommen. Es war durchaus Respekt zu erkennen vor den Münchenern, die häufig in Eins-gegen-Eins-Duelle kamen und im Zentrum die Hoheit erlangten. Und dennoch gelang dem BVB die plötzliche Führung.

Jamie Gittens bestrafte mit einer leichten Körpertäuschung Konrad Laimers naives Zweikampf-Verhalten und sprintete so nach einem langen Pass von Nico Schlotterbeck allein auf Manuel Neuer zu. Münchens Torwart kam entgegen, duckte sich aber leicht – und Zentimeter über dessen Stirn schlug der Ball im Tor ein, 1:0 (27.).

In der zweiten Halbzeit fehlt dem BVB die Entlastung

Der BVB war nun bestimmender, im Mittelfeld dank Felix Nmecha und Groß erstaunlich spielstark. Zwei Chancen gab es bis zur Pause noch: für Sabitzer, erneut nach einem Pass von Schlotterbeck (38.) und für Guirassy, der fein mit Ramy Bensebaini (42.) kombinierte. Die Münchener blieben in der Offensive blass.

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Sie mussten sich in der Halbzeitpause neu ordnen, ihnen drohte die erste Bundesliga-Niederlage in dieser Saison. Abschreiben aber durfte man sie freilich nicht, das sahen die 81.365 Zuschauerinnen und Zuschauer im ausverkauften Dortmunder Stadion nur vier Minuten nach Wiederanpfiff. Jamal Musiala setzte sich gegen Schlotterbeck durch, brachte den Ball zum Thomas Müller, der für Kane kam. Doch beim Schuss des Weltmeisters von 2014 fuhr BVB-Torwart Gregor Kobel die rechte Pranke aus. Den ansatzlosen Versuch Musialas aus der zweiten Reihe hätte der Schweizer indes wohl nicht mehr parieren können (59.), er flog knapp rechts vorbei. Sanés Schuss ging indes deutlich links vorbei. Der BVB geriet nun immer mehr in Bredouille, es fehlten ihm längere Ballbesitzphasen, um die Partie zu beruhigen.

BVB: Marcel Sabitzer muss das 2:0 machen

Aber es gelang den Dortmunder, Nadelstiche zu setzen. Einer dieser hätte das zweite Tor zur Folge haben müssen. Maximilian Beier schickte Sabitzer, der allein im Sechzehner an Neuers Fuß scheiterte (61.). Fortan war der BVB wieder in der Defensive gefragt. Donyell Malen und Yan Couto sollten für Entlastung sorgen (73.), Dortmund ging mehr und mehr auf dem Zahnfleisch, die Bayern drückten, ohne aber zu ganz klaren Möglichkeiten zu kommen. Dann schockierte Musiala das Dortmunder Stadion (85.).

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