Dortmund. Ein Topspiel, das für beide positive Erkenntnisse liefert. Der BVB kann mit Bayern mithalten. Der Rekordmeister steht schon Dienstag unter Druck.
In den vergangenen Jahren hat Borussia Dortmund schon einige Bruchlandungen hingelegt, wenn es darum ging, im Schwergewichtskampf gegen den FC Bayern zu bestehen. So gesehen konnte es als Erfolg eingestuft werden, dass Lars Ricken, Sport-Geschäftsführer des BVB, diesmal sagen konnte, dass das Topspiel eine Bestätigung gewesen sei. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, meinte der 48-Jährige nach dem 1:1 (1:0) durch Tore von Jamie Gittens (27.) und Jamal Musiala (85.) und bekam dabei nicht mit, dass sich im Hintergrund Harry Kane in den Mannschaftsbus schlich. Der Engländer wollte am Samstagabend den Fragen nach seinem Oberschenkel entgehen.
Bereits einen Tag später schaffte dafür Kanes Klub Klarheit, indem er das verkündete, was die meisten erwartet hatten. Dass sich der Angreifer nämlich so schwer verletzt hat, dass er vorerst ausfällt. Die Diagnose lautet: kleiner Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel. Am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) empfängt der FC Bayern den Doublesieger Bayer Leverkusen im Achtelfinale des DFB-Pokals, und ohne Kane nimmt die Stolpergefahr zu.
BVB hat zehn Punkte Rückstand auf den FC Bayern
Daher überlagerte Kanes Verletzung das Unentschieden aus bayrischer Sicht, obwohl die Begegnung der schillernden Bundesligavereine auch für den FC Bayern einige vielversprechende Erkenntnisse geliefert hatte. Dass es nämlich selbst ohne Kane, der Superstar war in der 33. Minute für Thomas Müller vom Rasen getrottet, gelang, die Borussen in der zweiten Halbzeit in die eigene Hälfte zu drängen. Dass Jamal Musiala mit seiner neu entdeckten Kopfballstärke eine weitere gefährliche Facette zu seinem facettenreichen Spiel hinzugefügt hat. Und dass der Marienplatz angesichts der schwächelnden Konkurrenz für die Meisterfeier schon mal reserviert werden kann.
Zehn Punkte Rückstand hat der BVB auf den Rekordmeister, trotzdem wächst die Zuversicht, dass gerade eine positive Geschichte beginnen könnte. Denn in den ersten 45 Minuten waren es die Dortmunder, die bewiesen hatten, dass sie doch näher am FC Bayern dran sind als im trüben Oktober gedacht. „Der Plan von Nuri Sahin ist voll aufgegangen“, sagte Lars Ricken.
Lars Ricken lobt den BVB-Torschützen Jamie Gittens
Dieser Plan sah vor, die Münchener Luxus-Auswahl nach vorne zu locken, um dann mutig durchs Zentrum die Angriffe einzuleiten. „Das Stadion wird zwar manchmal unruhig, aber so ist das 1:0 gefallen“, erklärte Ricken. Da führte eine Kombination über Torhüter Gregor Kobel, Pascal Groß und Nico Schlotterbeck dazu, dass Jamie Gittens den Raum bekam, um den Ball durch die eigenen Beine gleiten zu lassen. Der überrumpelte Konrad Laimer lief erst ins Nichts und sah dann nur noch Gittens Stollenschuhe, bis der 20-jährige Dortmunder einen platzierten Schuss über die Schulter von Torhüter Manuel Neuer folgen ließ.
„Jamie kann man heute herausheben“, lobte Ricken. „Wie er den Schuss mit links über die Schulter des Torhüters setzt, das ist brutal“, schwärmte Verteidiger Schlotterbeck.
In dieser Phase gelang es den Borussen, den Ball zu behaupten, den Gegner auszuspielen. Felix Nmecha demonstrierte auf der Sechs erneut seine Ballsicherheit. Pascal Groß rannte und rannte als Ersatz für Julian Brandt. Marcel Sabitzer wuselte sich durchs Mittelfeld. Aber „wir haben einen Tick zu früh angefangen, lange Bälle zu spielen. Wir haben nicht mehr für Entlastung gesorgt“, bemängelte Schlotterbeck.
BVB-Verteidiger Nico Schlotterbeck: „Wir haben gehofft, dass der Schiedsrichter abpfeift“
Gittens (50.) und Sabitzer (62.) vergaben aussichtsreiche Gelegenheiten, und so nahm die Dominanz der Münchener mit jeder Minute zu. Bis Leroy Sané einen Freistoß von der Strafraumgrenze ins Gesicht von Niklas Süle schoss. Süle blieb liegen, Bayern spielte weiter. Michael Olise flankte, der unbedrängte Jamal Musiala köpfte in die linke Ecke. Der Ausgleich.
„Wir haben gehofft, dass der Schiedsrichter abpfeift, aber das hat er nicht getan. Und ich glaube, das war nicht falsch“, räumte Schlotterbeck ein. Da sich Süle den Kopf hielt, hätte Schiedsrichter Sven Jablonski die Partie unterbrechen können. Dieser erklärte aber: „Ich war mir nicht sicher, ob eine Kopfverletzung vorliegt.“
Am Sonntag und Montag haben die Dortmunder Profis frei, aus dem DFB-Pokal sind sie bereits ausgeschieden. Als nächstes steht das Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach am Samstag (18.30 Uhr/Sky) auf dem Programm. Der verletzt ausgewechselte Waldemar Anton wird dann wohl fehlen. „Jetzt entscheiden wir mit dem Spiel gegen Gladbach, was der Punkt am Ende wert ist“, sagte Ricken. Ähnlich sah es Schlotterbeck: „Das muss jetzt der Maßstab, bei Gladbach dürfen wir keinen Meter weniger gehen.“