Dortmund. Der BVB muss gegen Sankt Pauli gewinnen, um das Umfeld zu beruhigen. Nuri Sahin hat viele Erkenntnisse gesammelt. Aber es gab ein Problem.

Plötzlich schreit der kleine Junge, der im schwarz-gelben Trikot mit seiner Mutter auf einer Bank sitzt, „da ist Gittens“ und zeigt mit dem Finger auf ein schwarzes Auto, das ohne zu bremsen durch die Einfahrt zum Trainingszentrum fährt. Nach und nach rauschen an diesem Mittwoch, der sich anfühlt wie ein Frühlingstag mitten im Oktober, auch die übrigen Profis von Borussia Dortmund mit ihren Autos an dem kleinen Fan vorbei. Viele von ihnen waren auf Dienstreise bei ihren Nationalmannschaften, nun beginnt die Vorbereitung auf eine wieder mal richtungsweisende Partie.  

Am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) empfängt der BVB den Aufsteiger FC Sankt Pauli aus Hamburg. Es ist die erste Begegnung nach dem empfindlichen Ausrutscher bei Union Berlin (1:2), durch den Zauber des Neuanfangs unter Trainer Nuri Sahin endgültig verflogen ist. Nur drei der ersten sechs Ligaspiele konnten gewonnen werden, die Mannschaft, die gerne eine Spitzenmannschaft wäre, abercselten wie eine auftritt, steht auf Rang sieben. Zu wenig.

Kommen da Zweifel auf?

Während der kleine Junge draußen ausharrt, sitzt Nuri Sahin im Presseraum in Dortmund-.Brackel und stellt klar, dass er sich von seinem Weg nicht abbringen lassen werde. „Nach sechs Spieltagen Zweifel aufkommen zu lassen, wäre fatal.“ Es müsse Anpassungen geben. „Die musste es aber auch nach dem 7:1-Sieg gegen Celtic Glasgow geben. Bei aller Kritik ist es meine Aufgabe, Lösungen anzubieten. Aber Zweifel? Nullkommanull.“

Da hilft auch Schreien nicht: Nuri Sahin muss in Berlin mitansehen, wie der BVB verliert.
Da hilft auch Schreien nicht: Nuri Sahin muss in Berlin mitansehen, wie der BVB verliert. © dpa | Andreas Gora

Das BVB-Spiel unter Nuri Sahin funktioniert nur in Phasen

Festhalten lässt sich trotzdem, dass die neuen Ideen des 36-Jährigen nur in Phasen funktionieren. Sahin möchte mehr Ballbesitz, er möchte ein mutiges Aufbauspiel. Er möchte, dass seine Spieler darauf warten, bis der Gegner attackiert, um ihn dann zu umspielen. Gegen Celtic funktionierte dies reibungslos, in Berlin hingegen wurde der BVB von der Manndeckung des Gegners erdrückt.

Dieser Rückschlag sorgt dafür, dass der Optimismus im schnell kritischen Umfeld des Bundesliga-Großklubs schwindet. Eigentlich sollte der BVB unter Sahin wieder Glücksgefühle hervorrufen, stattdessen bleibt es vorerst bei den Schwankungen, die dem Klub schon unter Vorgänger Edin Terzic zusetzten.

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„Wir sind überzeugt von dem Weg, den wir gehen, und ich bin davon überzeugt, dass wir erfolgreich sein werden“, hält Sahin dagegen. Zwei Tage lang hat er die Berlin-Pleite mit seinem Team aufgearbeitet und versucht, daraus Rückschlüsse für die alltägliche Arbeit zu ziehen. Nur gab es bis Mittwoch keine Möglichkeit, diese Erkenntnisse mit der Mannschaft zu teilen. Fast alle Dortmunder mussten für ihre Länder spielen. „Das ist nicht so cool, wenn man nur an seinem Handy sitzt“, erzählt Nuri Sahin. „Wir haben eine Gruppe, in die die Jungs kurz schreiben, wie lange sie gespielt haben, auf welcher Position – und ob sie gesund sind.“

BVB-Sorgen: Karim Adeyemi wird vermisst

Die Personalsituation, so die Erkenntnis aus dem Gruppenchat, sah schon mal besser aus. Maximilian Beier musste krank von der U21 abreisen. Auch „Julian Ryerson hat eine Grippe – ist aber auf dem Weg der Besserung. Niklas Süle hatte Magen-Darm. Wir hoffen, dass er uns zur Verfügung steht“, sagt Sahin. Karim Adeyemi (Muskelfaserriss), Giovanni Reyna (Leistenzerrung) und Julien Duranville (Oberschenkelverletzung) können ohnehin nicht spielen. Zudem hat „Yan Couto eine kleinere Muskelverletzung am Gesäß, das kommt nicht häufig vor. Er wird zehn bis 14 Tage ausfallen.“

Verletzt: Karim Adeyemi, BVB-Sprinter.
Verletzt: Karim Adeyemi, BVB-Sprinter. © dpa | Bernd Thissen

Und nun? Dass der BVB einen dominanteren Fußball spielen muss, um in der Bundesliga nach oben zu klettern, daran kann es keinen Zweifel geben. Ob die Mannschaft aber in der Lage ist, diesen Fußball zu spielen, dies muss sie erst noch nachweisen. Im Zentrum mangelt es an der Abstimmung zwischen Pascal Groß und Kapitän Emre Can. Dem Pressing fehlt es an Entschlossenheit. Der vermeintliche neue Abwehrchef Nico Schlotterbeck begeht zu viele Fehler. Der verletzte Karim Adeyemi wird schmerzlich vermisst. Elf Gegentreffer in sechs Ligaspielen sind zu viele.

Die Hoffnung: Die Magie des BVB-Stadions

In dieser Phase reist am Freitag ein Gegner an, der, so erwarten es alle, geschlagen werden muss, an dem sich aber auch schon RB Leipzig (0:0) die Zähne ausgebissen hat. DIe Hoffnung: Seit mehr als 20 Jahren hat der BVB kein Heimspiel am Freitagabend mehr verloren. „Die Magie in diesem Stadion ist, wenn noch Flutlicht an ist, ganz anders“, sagt Nuri Sahin. Und diese Magie wird es brauchen, damit die Zuversicht in Dortmund wieder zunimmt.

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