Dortmund. Julian Brandt ist eines der neuen BVB-Gesichter. Die Saison soll auch die von Dortmunds Spielmacher werden. Sein Trainer schwärmt.

Schon wieder? „Ihr geht mir so auf den Sack“, schimpfte Julian Brandt. Borussia Dortmunds Mittelfeldspieler aber garnierte den Satz mit dem breitesten Grinsen, das in seinem Gesicht steckt. Es nahm gleich die Schärfe.

Brandt, 28, kommt sich in diesem Sommer vor wie eine Schallplatte, auf der immer und immer wieder die selben Antworten auf die selben Fragen abgespielt werden. Auch am Mittwoch im Dortmunder Westfalenpark, wo Norbert Dickel zur aktuellen Folge Brinkhoff‘s Ballgeflüster lud. „Ich erzähle euch das immer wieder aufs Neue“, klagte Brandt, der sich an diesem August-Abend dabei locker und lässig gab, wie sein weißer Pulli in Übergröße am Körper sitzt. Seit zwei Monaten habe er „gefühlt sehr viele Fragen“ zu seiner neuen Rückennummer erhalten. „In zwei Wochen“, befürchtet er, „sitzen wir wieder zusammen und du fragst: Wer war eigentlich dein Lieblingsspieler mit der Rückennummer 10?“

BVB: Die Rückennummer 10 ist eine besondere Nummer

Eigentlich steckt in Fragen wie diesen eine große Anerkennung. Die Zehn ist keine gewöhnliche Zahl im Fußball. Sie steht für Kunst, manchmal sogar für Magie. Marcel Raducanu trug sie auf seinem schwarz-gelben Trikot, als er den Ball streichelte. Andreas Möller war einer der Köpfe der großen Dortmunder Mannschaft der 1990er-Jahre. Tomas Rosicky sorgte mit den beiden Ziffern auf dem Rücken noch einmal für großes Staunen im Stadion, ehe eine dunkle Zeit über den Klub hineinbrach. Nun wird sie von Julian Brandt getragen, der sie gegen die 19 eintauscht.

firo : 17.08.2024
Fussball, Fußball, DFB Pokal 1. Runde  2024/2025,
1. FC Phönix Lübeck - Borussia Dortmund
Spielmacher beim BVB: Julian Brandt. © Max Ellerbrake / firo Sportphoto | Max Ellerbrake

Sie bezeugt, wie groß die Bedeutung Brandts für Borussia Dortmund geworden ist. „Ich hoffe, ich wachse da rein“, sagt er. Wenn der BVB am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Eintracht Frankfurt in die neue Bundesliga-Saison startet, richten sich viele Augen auf den Blondschopf aus Bremen. Die neue Spielzeit. Sie soll auch seine werden.

BVB: Großes Lob von Trainer Nuri Sahin

„Julian Brandt war in meiner Hierarchie und ich glaube auch bei Borussia Dortmund immer ganz weit oben“, sagt Nuri Sahin. „Er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns, ein Schlüsselspieler, und auch eine Persönlichkeit.“ Der neue Trainer hat Brandt im Sommer auch zum stellvertrenden Kapitän ernannt. Über den Spielmacher, der sich auch in die deutsche Nationalmannschaft zurückkämpfen möchte, werden die Dortmunder Angriffe künftig laufen. Das Zentrum soll die neue Stärke des BVB werden, mit Brandt und Neuzugang Pascal Groß dahinter als Strategen. „Was ich bei Jule mag“, sagt Sahin, „ist, dass er ein reiner Fußballer ist, er liebt es zu spielen, ist immer da. Als ich gegen ihn gespielt habe, war ich immer ein sehr großer Fan von ihm. Jetzt habe ich die Ehre, ihn trainieren zu dürfen.“

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Findet viele positive Worte über Julian Brandt: BVB-Trainer Nuri Sahin. © Max Ellerbrake / firo Sportphoto | Max Ellerbrake

Brandt tritt nun auch als Führungsspieler nach vorn, als eines der neuen BVB-Gesichter, nachdem Marco Reus und Mats Hummels Abschied genommen haben. Auf der Asientour im Juli war Brandt einer der Dortmunder Posterboys. „Es ändert sich immer etwas“, meint Brandt, der nicht nur sich selbst in der Pflicht sieht. Auch andere Erfahrene müssen helfen: „Wir können am Ende Nuri nicht mit jedem Scheiß beladen.“ Sein Trainer schätzt das: „Ich finde cool, dass er diese Verantwortung übernehmen will, ohne es auszusprechen, das fand ich sehr interessant“, sagt Sahin. Es gebe Spieler, die sagen „ich will das, ich will das“. Brandt habe das nicht getan. „Er steht seinen Mann, ohne das auszusprechen.“

BVB: Nun sollen weitere Titel für Julian Brandt folgen

Brandt ist reifer geworden, auf dem Platz und daneben. So gut wie in den vergangenen beiden Jahren hat er nie gespielt, seitdem er das schwarz-gelbe Trikot trägt. 2019 warben die Dortmunder ihn von Bayer Leverkusen ab. In dem Wissen, einen Spieler zu bekommen, der an guten Tagen sich vor kaum einem anderen auf diesem Planeten verstecken muss. Er rief das Potenzial aber nur selten ab. Lange schien es so, als würden sich die Wege eher trennen, als dass man eine gemeinsame Zukunft hat. Inkonstant, manchmal schludrig spielte Julian Brandt. Er hat dies abgelegt. Im Frühjahr 2023 verlängerte der BVB seinen Vertrag vorzeitig bis 2026. Es sollen nun weitere Titel folgen, ein DFB-Pokalsieg, 2021, steht bisher in Brandts Vita.

Eine Frage ist noch offen, die nach Julian Brandts Idol mit der Nummer 10. „Diego“, sagt er. Der von Werder Bremen. Vor und 15 Jahren war der Brasilianer der bester Spieler der Fußball-Bundesliga. Kein schlechtes Vorbild.

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