Washington. . Der beste Spieler der NBA bedankt sich für seine Ehrung und erwähnt dabei vor allem seine Mutter. Das klingt nach der bei Dankesreden in den USA so geschätzten Pflichterfüllung, doch bei Durant hat es einen durchaus ernst zu nehmenden Hintergrund.

Es ist der Klassiker unter den leutseligen Momenten im Spitzensport: Athlet X bedankt sich nach einem Meistertitel oder einer hochkarätigen Ehrung mit stockender Stimme bei den Ohne-euch-hätte-ich-das-nie-geschafft-Eltern. Applaus im Stehen garantiert.

Was oft einstudiert wirkt für Fernsehkameras und Sponsoren, ist meist schnell vergessen. Diesmal nicht. Als Kevin Durant seine Dankesrede nach der ersten Auszeichnung zum wertvollsten Spieler der amerikanischen Profibasketball-Liga NBA beendet hatte, zum „MVP“, war Mitspielern, Gegnern und Zuschauern zum Heulen zumute.

Was der 25-jährige Star der Oklahoma City Thunder, auf dem Spielfeld Typ Kühlschrank, Effizienzklasse A+++, mit stockender Stimme erzählte, an dieses vorgezogene Muttertags-Geschenk reichen weder Blumensträuße noch Pralinen heran.

Tattoo seines Heimat-Bundesstaates auf den Schultern

Durant erinnerte sich unter Tränen, wie seine Mutter Wanda, die zum ersten Mal mit 18 schwanger wurde, ihn und seinen Bruder in Prince George‘s County im Speckgürtel von Washington ohne Vater allein aufgezogen hat. „Du hast uns Selbstvertrauen gegeben. Du hast uns von der Straße ferngehalten. Du hast uns Kleidung besorgt und Essen auf den Tisch gestellt. Du hast dafür gesorgt, dass wir essen und bist selber hungrig ins Bett gegangen. Du bist der wahre MVP.“

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Durant nimmt man die Hymne ab. Seit der 2,06 Meter große Shooting Guard 2007 in die NBA kam und seither mit einer traumhaften Treffsicherheit aus nahezu jeder Entfernung für Furore sorgt, hat er sich trotz eines inzwischen auf 25 Millionen Dollar taxierten Jahressalärs den Ruf des bescheidenen, zurückhaltenden Teamspielers erhalten.

Während LeBron James, die dominierende Lichtgestalt der Miami Heat, ein riesiges „Chosen 1“ als Tätowierung auf dem breiten Kreuz trägt („Der Auserwählte“), hat sich Durant den Namen seines Heimat-Bundesstaates auf die Schultern stechen lassen: Maryland. Hier liegen seine Wurzeln. Seine Trikotnummer geht auf seinen ersten Trainer Charles Craig zurück, der im Alter von 35 Jahren in Laurel erschossen wurde.

Mit 119 von 125 Stimmen zum MVP gewählt

Hier, vor den Toren der Hauptstadt, hat sich der schlaksige und doch wendige Hobby-Rapmusiker durch enormen Fleiß zu dem geformt, was er heute nach Worten des Trainers der L.A.-Clippers, Doc Rivers, ist: „Der kompletteste Spieler, den ich je gesehen habe. Du kannst machen, was du willst. Er wird trotzdem werfen.“ Und treffen.

Bereits 2010, 2011 und 2012 war Durant Korbjäger Nr. 1 der NBA. In der abgelaufenen regulären Saison hat er an der Seite des lange verletzten Spielmachers Russell Westbrook in 41 aufeinanderfolgenden Spielen 25 Punkte und mehr geworfen.

Kevin Durant bekam bei der Wahl zum MVP 119 von 125 Stimmen. Da ist noch Luft nach oben. Man wird weiter von „KD 35“ hören. Auch Sätze wie diesen: „Ich glaube nicht, dass man ein schlechter Mensch sein muss, um ein großartiger Spieler zu sein.“ Mama Wanda hat wirklich ganze Arbeit geleistet.