Washington. Donald Sterling, Besitzer der in Los Angeles beheimateten „Clippers“, steht unter Rassismusverdacht. Er soll seine Freundin laut einem Medienbericht kritisiert haben, weil sie ein Foto von sich und der Basketball-Legende „Magic“ Johnson veröffentlicht hatte: “Es stört mich wirklich sehr, dass du dich mit Schwarzen abgibst.“
Die frisch gestartete Endrunde in der Profibasketball-Liga NBA hat ihren ersten handfesten Skandal. Außerhalb des Spielfeldes. Donald Sterling, seit 1981 Besitzer der in Los Angeles beheimateten „Clippers“, steht unter Rassismusverdacht. Nicht zum ersten Mal. Das schwarze Amerika ist außer sich. Präsident Obama schaltete sich aus Malaysia ein.
In einem neun Minuten langen Telefongespräch, das auf dem für Enthüllungen bekannten Internetportal „tmz“ gelandet ist, stellt der 80-jährige Multimillionär seine Geliebte V. Stiviano in den Senkel. Profaner Anlass: Sie hatte sich mit der allseits verehrten Basketball-Legende Earvin „Magic“ Johnson vom Lokalrivalen Los Angeles Lakers ablichten lassen und das Foto in einem sozialen Netzwerk veröffentlicht.
"Es stört mich, dass du dich mit Schwarzen abgibst."
Sterling, dienstältester NBA-Klub-Besitzer, nimmt daran Anstoß: „Warum musst du dich mit Minderheiten fotografieren lassen und es dann öffentlich machen, warum?“ fragt Sterling. Wenig später ist der aus Chicago stammende Immobilien-Mogul mit dem Satz zu hören: „Echt, es stört mich wirklich sehr, dass du dich mit Schwarzen abgibst.“ Seiner Freundin, einer dunkelhäutigen Latina, die sich verwundert zeigte über „so viel Hass und Rassismus“, gab der gelernte Rechtsanwalt mit auf den Weg, Leute wie Magic Johnson nicht mehr „zu meinen Spielen mitzubringen“. Sonst werde er die Beziehung zu ihr abbrechen.
Nach Bekanntwerden der Tiraden, deren Urheberschaft Sterling nicht bestreitet, kam am Wochenende eine ungewöhnliche Welle der Empörung in Gang. Magic Johnson kündigte an, er werde nie mehr ein Spiel der Clippers besuchen, solange Sterling Besitzer ist. „Er muss zurücktreten oder den Klub verkaufen.“ Alt-Stars wie Charles Barkley und Shaquille O‘Neil riefen nach der „sofortigen Suspendierung“ Sterlings. Miami Heat-Superstar LeBron James twitterte: „Kein Platz für so einen in dieser Liga.“ Der Rap-Musiker Snoop Dogg ließ per Video eine Litanei von Beschimpfungen gegen den weißen Geschäftsmann los. Der bekannte Bürgerrechtler Jesse Jackson nannte Sterlings Worte "eine Schande". NBA-Geschäftsführer Adam Silver bezeichnete die Äußerungen als „verstörend“ und „beleidigend“ und kündigte eine Untersuchung an. Die Bürgermeister von Los Angeles und Sacramento sprachen von einer „Ohrfeige“ für die NBA. Fast 90 Prozent der Profis dort sind Afroamerikaner.
Entschuldigung bei „langjährigem Freund Magic Johnson“
Der in der NBA lange für seinen notorischen Geiz und fachliche Unbedarftheit bekannte Sterling wies in einer vom Verein veröffentlichten Stellungnahme alle Vorwürfe zurück. Seine Äußerungen, die beim Hören keinen Zweifel zulassen, seien missverstanden worden. Er entschuldigte sich bei allen, insbesondere seinem „langjährigen Freund Magic Johnson“. Als Motiv für die Weitergabe des Telefonat an „tmz“ gab die Clippers-Spitze einen Rechtsstreit zwischen Sterling und seiner Geliebten an. Sie soll 1,8 Millionen Dollar unterschlagen haben.
Dabei fällt Sterling nicht zum ersten Mal durch rassistische Töne auf. 2009 weigerte er sich in Los Angeles Wohnungen an Latinos, Schwarze und Familien mit Kindern zu vermieten. Koreaner seien zuverlässiger, sagte er. Um juristische Streitigkeiten mit der Regierung zu beenden, stimmte er am Ende einem Vergleich in Höhe von 2,7 Millionen Dollar zu. Mit einem früheren Clippers-Manager, Alt-Star Elgin Baylor, lag er ebenfalls vor Gericht. Der Mann hatte ihm Diskriminierung vorgeworfen.
Für Sterlings Mannschaft kommt der Skandal zu einem ungünstigen Zeitpunkt. In den Playoffs gegen die „Golden State Warriors“ aus San Francisco präsentierte sich das Team bisher vielversprechend. Vor der gestrigen (Sonntagabend) vierten Partie lag man 2:1 in Führung. Leistungsträger der Clippers sind mit Spielmacher Chris Paul und Dunking-“Monster“ Blake Griffin zwei Afroamerikaner. Auf der Trainerbank sitzt Doc Rivers. Auch ein Schwarzer. Wie er sich fühle, für einen Mann wie Sterling zu arbeiten, wurde Rivers am Samstag gefragt. „Die Kommentare haben mir nicht gefallen. Ich muss das von den Jungs fernhalten“, sagte der Coach schmallippig, „wir haben einen Traum. Wir wollen gewinnen. Und wir werden niemandem erlauben, uns dabei zu stören.“
Was nicht leicht werden dürfte. Chris Paul ist gleichzeitig Sprecher der NBA-Spielergewerkschaft. "Wir werden den Vorfall aggressiv angehen", versprach er. Und hat dabei Präsident Obama an seiner Seite. "Unglaublich rassistisch beleidigend" nannte das leidenschaftliche Basketbatball-Fan während seines Staatsbesuchs in Kuala Lumpur die Ausfälle des Clippers-Besitzers. Sie seien Beispiele für Restbestände einer Haltung, die aus der Zeit der Sklaverei und Rassentrennung stammten. "Wir müssen beharrlich dagegen angehen und unseren Kindern das Gegenteil beibringen." Obama betonte, dass Sterlings Aussagen "herausragten", weil Amerika insgesamt längst weiter sei. Darum: "Wenn dumme Menschen ihre Dummheit demonstrieren wollen, dann musst du nichts machen machen - außer sie reden zu lassen."