Oakland. Leise, aber eindrucksvoll demonstrieren die Basketball-Profis der LA Clippers gegen ihren Club-Besitzer. Für Donald Sterling wird es im Rassismusskandal immer enger, die Rückzugsforderungen nehmen zu. Nun sorgt ein weiterer Ton-Mitschnitt für neuen Wirbel.

Die Rücktrittsforderungen im NBA-Rassismusskandal gegen Donald Sterling werden immer lauter, seine eigenen Spieler protestierten stumm gegen ihren Clubchef. Die Basketball-Profis der Los Angeles Clippers demonstrierten leise, aber eindrucksvoll: Mit auf links gedrehten Aufwärm-Shirts verdeckten Superstar Chris Paul und Co. bei der Playoffpartie in Oakland die Clippers-Logos und trugen zudem schwarze Socken, Stirn- oder Armbänder.

"Die Spieler wollen sicherstellen, dass Mr. Sterling keine Partie der Clippers oder anderer Teams während der Playoffs besucht", sagte der frühere NBA-Profi Kevin Johnson, der für die Profigewerkschaft sprach.

Es gehe um "das Maximum" der möglichen Strafe für Sterling, betonte der Bürgermeister von Sacramento und pochte auf eine "schnelle und maßgebende Entscheidung". Die Stimmen, die einen Rückzug des über 80-Jährigen fordern, werden dabei immer lauter und zahlreicher. "Er sollte kein Team mehr besitzen", forderte NBA-Legende Earvin Magic Johnson beim TV-Sender ABC. "Und er sollte aufstehen und sagen: Ich will kein Team mehr besitzen." Der Würzburger Dirk Nowitzki stellte die Frage, "ob so jemand 2014 ein Team besitzen darf."

Andere Club-Eigentümer wollen Sterling rauswerfen

Sterling soll auf einer Tonaufnahme zu hören sein, wie er unter anderem seine Freundin V. Stiviano auffordert, Johnson und keine "schwarzen Menschen" mit zu "seinen Spielen" zu bringen. Der Anwalt von Stiviano veröffentlichte ein Statement, demzufolge die Stimmen seiner Mandantin und Donald Sterling "echt" seien. Der Verein stellte hingegen die Authentizität der Aufnahme infrage.

Auch interessant

Ein weiterer Mitschnitt des Gesprächs, den nun das Portal "deadspin.com" veröffentlichte, offenbart weitere Einblicke in die krude Gedankenwelt eines Mannes, der der Clippers-Boss sein soll. Auf die Frage, ob er wisse, dass ihm ein Team mit Schwarzen gehöre, folgt die Antwort: "Ich unterstütze sie und gebe ihnen Essen und Kleidung und Autos und Häuser. Wer gibt Ihnen das? Jemand anders? (...) Wer macht das Spiel? Mache ich das Spiel oder sie? Gibt es 30 Besitzer, die die Liga kreieren?"

Andere Club-Eigentümer suchen derweil bereits Wege, den ungeliebten Sterling aus ihrem Kreis auszuschließen. "Wenn die Besitzer, ihn nicht zum Verkauf zwingen können, dann müssen sie verantwortlich gemacht werden, die Statuten zu ändern, dass sie es können", sagte ein namentlich ungenanntes Mitglied des NBA-Eigentümergremiums dem Portal "Yahoo Sports". "Eine Geldstrafe oder Suspendierung sind bedeutungslos. Dies würde als fehlende Akzeptanz angesehen, dass die Liga und Besitzer für dieses Arschloch verantwortlich sind."

Obama kritisiert Ton-Aufnahme heftig

Ein möglicher Nachfolger für Sterling könnte ausgerechnet Magic Johnson sein. Die Ikone des Stadtrivalen Lakers hatte 2012 den Baseballclub LA Dodgers mit der Investmentgruppe Guggenheim Partners übernommen und gilt Medienberichten zufolge nun auch an einem Kauf interessiert.

Nachdem zuvor unter anderem auch US-Präsident Barack Obama heftige Kritik an den Aussagen auf dem Ton-Dokument geäußert hatte, reißt die Unterstützung für die Clippers-Akteure nicht ab. Die Nationale Organisation für die Förderung farbiger Menschen will einen Preis für das Lebenswerk nicht wie seit längerem geplant an Sterling vergeben.

Beim Spiel der Portland Trail Blazers gegen die Houston Rockets trugen die Akteure ebenfalls schwarze Socken. "Ich wollte es tun, um unsere Brüder zu unterstützen", erklärte Portlands LaMarcus Aldridge seine Initiative.

Zeitweise wirkten die Clippers bei ihrer 97:118-Auswärtsniederlage bei den Golden State Warriors allerdings wie gelähmt. "Wir sind eins", hatten sie in ihrer Umkleide auf eine Tafel geschrieben. In Oakland saß nur Sterlings Frau Rochelle an der Seitenlinie, distanzierte sich klar von den Aussagen, hielt diese aber möglicherweise für verkürzt.

"Als Fratzengesicht entblößt"

Trotz seiner Abwesenheit war der Besitzer während der Partie dennoch allgegenwärtig. "Der Mann, der ihr Team besitzt, war als Fratzengesicht entblößt, der rassistische und sexuelle Feindseligkeiten ausspuckt, die so primitiv sind, dass sie einem die Luft rauben", schrieb die "New York Times".

Schon am Dienstagabend (Ortszeit) empfangen die Clippers beim Stand von 2:2 Golden State zum fünften Spiel der best-of-seven-Serie - die NBA hatte angekündigt "in wenigen Tagen" ihre Untersuchungen abschließen zu wollen. "Wir glauben, dass dies ein wegweisender Moment für die Liga, den Commissioner und alle Spieler der Liga ist", stellte Spielervertreter Kevin Johnson klar. (dpa)