Dortmund. . Das Drama um Marco Reus geht weiter: Der Dortmunder Angreifer, der die WM verpasste, hat sich gegen Schottland wieder verletzt und muss wochenlang pausieren. „Wahnsinn, was für ein Pech Marco im Nationaltrikot hat“, sagt Thomas Müller, der mit zwei Treffern den 2:1-Erfolg gegen Schottland sicherte.
Christoph Kramer hatte noch nicht erfasst, was da gerade passiert war. Der Mönchengladbacher Mittelfeldspieler lieferte sich ein fingerfertiges Schnick-Schnack-Schnuck-Duell mit dem Schotten James Morrisson. Beide meinten, sie wären im Ballbesitz, wenn der Schiedsrichter das Spielgerät wieder freigeben würde. Aber Svein Oddvar Moen aus Norwegen wollte sich partout nicht auf das Spielchen mit Schere, Stein und Papier einlassen. Er hatte auf Freistoß für Deutschland entschieden. Weil Charlie Mulgrew zuvor Marco Reus von hinten attackiert hatte.
In Dortmund lief bereits die Nachspielzeit der Auftaktpartie der EM-Qualifikation, der lokale Liebling lag mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden und fasste sich an den linken Fuß. Ein ähnlich erschreckendes Bild hatte Reus Anfang Juni gegen Armenien abgegeben, beim letzten Test vor der WM. Die Diagnose war für ihn dramatisch: Teilriss der vorderen Syndesmose und knöcherner Bandausriss – WM-Aus, Frust daheim statt Krönung in Brasilien.
BVB muss auf Kagawa setzen
Als das Spiel gegen die Schotten schließlich abgepfiffen wurde und sich die deutschen 2:1-Sieger in der einen Spielfeldhälfte gegenseitig beglückwünschten, stützten in der anderen Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und Physiotherapeut Klaus Eder den humpelnden Marco Reus beim Gang in die Kabine. Oliver Bierhoff, der Nationalelf-Manager, kam hinzu, gab Reus einen mitleidigen Klaps. Auch seine Dortmunder Klub-Kollegen Roman Weidenfeller und Kevin Großkreutz kümmerten sich um ihn, alle ahnten: Das Drama geht weiter.
Am Montag folgte die Bestätigung der Befürchtungen. Der 25-Jährige wird erneut eine längere Zwangspause einlegen müssen, zunächst wird mit etwa vier Wochen gerechnet. Wieder ist der linke Fuß lädiert, die Untersuchung durch BVB-Arzt Dr. Markus Braun im Knappschaftskrankenhaus in Dortmund-Brackel ergab einen Außenbandteilriss im Sprunggelenk sowie eine Dehnung der Fußwurzelbänder.
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In der Kabine spendeten alle Mitspieler Trost, kommentarlos verließ Marco Reus das Stadion. Was hätte er in seiner Verzweiflung auch sagen sollen? Dass es ein schweres Spiel war gegen Schottland? Das erzählten schon die anderen, aber sie vergaßen ihn auch dabei nicht. „Wahnsinn, was für ein Pech Marco im Nationaltrikot hat“, sagte Thomas Müller mitfühlend. „Das ist unglaublich, ich hoffe, dass sich das irgendwann mal legt. Wir brauchen ihn!“
Was auch für seinen Klub Borussia Dortmund gilt. „Es tut mit sehr leid für Marco. Er hatte sich gerade erst wieder herangekämpft und war auf einem guten Weg“, sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc und verhehlte nicht, dass der Ausfall auch für die ambitionierten Westfalen ein Tiefschlag ist. „Es ist für uns keine schöne Situation, da wir in den kommenden Wochen ein volles Programm haben.“
Die Borussia muss mindestens für die Bundesligaspiele gegen Freiburg, Mainz, Stuttgart und Schalke ohne den offensiven Spielgestalter planen. Zudem startet der Revierklub gegen den FC Arsenal und den RSC Anderlecht ohne Reus in die Champions League. Umso glücklicher dürfte Trainer Jürgen Klopp nun über die Rückkehr von Shinji Kagawa sein.
Müller das Reus-Gegenstück
WM-Torjäger Müller war das Gegenstück zum Pechvogel Reus: Müller stand im Mittelpunkt der Freude über den erarbeiteten Sieg gegen die traditionell wagemutigen Schotten. Der Bayer hatte beide Treffer besorgt, gegen einen dritten hatte in der Nachspielzeit nur der Pfosten etwas einzuwenden.
Trotzdem: Der mühsame Sieg gegen Schottland, der Reus-Schock - der Rausch von Rio de Janeiro ist längst Geschichte.