Zürich. . Während die Niederländerin Dafne Schippers bei der Leichtathletik-EM zum zweiten Gold sprintet und die Schweiz einen Hürdensieg feiert, erleben die deutschen Sportler einen Schwarzen Freitag. Enttäuschungen gab es beim Hammerwerfen und beim Siebenkampf - die Medaillen wurden nur knapp verpasst.

Die Letzi-Stimmung ist weltberühmt in der Leichtathletik. Wenn einmal im Jahr beim bestbesetzten Meeting der Sportart die Stars um die höchsten Prämien streiten, dann geht im Letzigrund die Post ab. Am vierten Tag hallte diese ohrenbetäubende Begeisterung der Zuschauer endlich auch bei den Europameisterschaften durch das Rund. Ein Schweizer, dessen Vater früher für Ägypten in der Volleyball-Nationalmannschaft spielte, ließ die Emotionen auf den erstmals gut gefüllten Tribünen überkochen. Karim Hussein stürmte über 400 Meter Hürden in 48,96 Sekunden als Sieger ins Ziel. Der 25-jährige Medizinstudent ist in der langen EM-Geschichte erst der fünfte Europameister der Eidgenossen.

Während die Schweizer völlig aus dem Häuschen gerieten und die Holländer gleich zwei Goldmedaillen durch Sifan Hassan über 1500 Meter (4:04,18 Minuten) und Dafne Schippers über 200 Meter (22,03 Sekunden) umjubelten, erlebten die deutschen Leichtathletik-Fans einen Schwarzen Freitag.

Wo Sieger sind, muss es auch Verlierer geben

Kathrin Klaas lag im Hammerwerfen im vorgezogenen Herbst von Zürich bei 16 Grad und Regen vor dem letzten Durchgang auf dem Bronzerang, doch dann fiel sie mit 72,89 Metern auf Platz vier zurück. Für ihre Teamkollegin, Weltrekordlerin Betty Heidler, war Platz fünf mit 72,39 Metern eine noch größere Enttäuschung.

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Wie schon im Zehnkampf, als das deutsche Trio im Stabhochsprung seine Chance auf eine Medaille im Stabhochsprung vergab, reichte es auch im Siebenkampf ganz knapp nicht für das Podium. Carolin Schäfer, die erst 22-jährige frühere Junioren-Weltmeisterin, hatte einen sensationellen Sechskampf geliefert, doch die Disziplin heißt Siebenkampf, und im Speerwerfen blieb sie acht Meter hinter ihrer Bestweite zurück. So musste sie sich mit 6395 Punkten mit Platz vier zufrieden geben. Lilli Schwarzkopf, die 30 Jahre alte Silbermedaillengewinnerin von Olympia 2012, die ein Jahr lang wegen eines Achillessehnenrisses pausieren musste, kam mit 6332 Zählern auf den fünften Platz.

Schippers könnte auch im Siebenkampf auf Goldjagd gehen

Vor dem Wettkampf hatte Schäfer mit einem Platz unter den Top 8 geliebäugelt, doch weil sie nach fünf Disziplinen noch auf Platz eins lag, musste sie nach diesem packenden Wettkampf einige Tränen der Enttäuschung trocknen.

Als die Siebenkämpferinnen nach dem abschließenden 800-Meter-Lauf völlig ausgepumpt auf der Tartanbahn lagen, hatte sich Dafne Schippers gerade nach der Siegerehrung die Freudentränen von den Wangen gewischt. Es ist keine gewagte Prognose, dass Schippers auch im Siebenkampf eine prächtige Goldchance gehabt hätte, denn ihre Bestleistung von 6545 Zählern liegt nur knapp hinter der Punkteausbeute der neuen Europameisterin Nana Djimou (6551). „Ich wollte in diesem Jahr mal etwas anderes ausprobieren”, sagt die 22-jährige Schippers, die auch schon über 100 Meter den EM-Titel holte. Sie ist so ehrlich zuzugeben, dass auch die Finanzen eine Rolle gespielt haben.

Im Siebenkampf kann man nur zwei Wettkämpfe im Jahr absolvieren. Über 100 und 200 Meter kann sie jedoch jede Woche bei den großen Meetings antreten. Die Veranstalter stehen schon Schlange.