Zürich. . Robert Harting hatte mal wieder den goldenen Dreh raus und sicherte sich bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Zürich mit 66,07 Metern die Goldmedaille. Der Wattenscheider Daniel Jasinski erreichte den siebten Platz.

Robert Harting bleibt der Herr der Ringe. Selbst wenn sie wie am Donnerstag bei den Leichtathletik-Europameisterschaften vom Regen nass und rutschig sind. Schon vor seinem sechsten Versuch stand der 29-jährige Berliner als Europameister fest. Noch einmal forderte er die Zuschauer zum Klatschen auf. Er hätte gern noch einen draufgepackt, aber es blieb bei den 66,07 Metern aus dem dritten Durchgang. Ein souveräner Erfolg vor dem Esten Gerd Kanter (64,75) und dem Polen Robert Urbanek (63,81). Siebter wurde der Wattenscheider Daniel Jasinski (62,04)

In Zürich waren alle Leichtathletik-Fans nicht nur gespannt, ob Harting einen weiteren Titel holen würde, sondern auch, ob er seine typische Sieger-Pose zelebrieren würde. Es gibt nämlich eine Klageandrohung wegen möglicher Verunglimpfung von deutschen Symbolen. Thomas Kurschilgen, der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, hatte seiner Verwunderung über die Klage geäußert: „Ich kann das nicht verstehen.“ Diesmal zerriss Harting nicht das Nationaltrikot. Aber bestimmt nicht wegen dieser Klage. Diesmal zog er sein Leibchen nur aus und legte sich auf den nassen Boden. Er liebkoste das Hemd und drückte so seine Meinung zu dem Trikot-Fall aus.

Das Trikot blieb diesmal ganz

Es ist nicht einfach für einen Erfolgsmenschen wie Robert Harting, sich nach einem Olympiasieg, drei Weltmeistertiteln und dem EM-Gold von 2012 für einen erneuten ersten Platz bei den Europameisterschaften zu motivieren. Vor seinem Triumph bei den Sommerspielen hatte er sich selbst immensen Leistungsdruck auferlegt. „Ich wäre fast daran zerbrochen“, sagt er. Das Gold von London hat alles verändert. Harting erklärte kürzlich in einem FAZ-Interview: „Ich habe den jahrelangen Zwang zur Selbstzerstörung beendet. Ich will mich nicht mehr zermürben, sondern ich will Spaß haben.“

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Aber gewinnen will er trotzdem. Und so hatte er sich für die EM selbst einen Ansporn gegeben. Harting wollte nicht nur Gold, sondern auch den Europameisterschafts-Rekord von Pjotr Malachowski von 68,87 Metern brechen. Mit dieser Weite hatte der Pole 2010 in Barcelona Harting die letzte Niederlage bei einer großen internationalen Meisterschaft zugefügt.

Dieses Zusatz-Ziel konnte Harting diesmal nicht verwirklichen. Dafür waren die Bedingungen einfach zu extrem, zu leistungshemmend, um den zwei Kilo schweren Diskus auf eine solche Weite zu schleudern. Wie schwierig es für alle Diskus-Riesen an diesem regnerischen und stürmischen Abend war, zeigt das Ergebnis von Malachowski. Der Pole wurde diesmal mit 63,54 Metern nur Vierter.

Aber die wahren Könner zeichnet aus, dass sie auch bei widrigen Verhältnissen nicht verzagen und das aus dem Körper herausholen, wozu er an diesem Tag fähig ist. Vor der EM hatte Harting nicht nur seinen Körper trainiert, sondern auch seinen Geist. Er engagierte sich enorm für sein Projekt der Deutschen Sportlotterie, mit dem er Athleten fördern will, und absolvierte mal eben die Prüfungen für seinen Bachelor in Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation. Die wichtigste Prüfung des Jahres bewältigte er gestern Abend ebenfalls mit Bravour: Gold bei der EM in Zürich, der zweite Titel nach zwei Tagen für die deutsche Mannschaft.