Essen. Obwohl er niemanden benachteiligt hat, wurde der französische Hürdenläufer Mahiedine Mekhissi-Benabbad bei der Leichtathletik-EM der Sieg aberkannt. Die harte Strafe für sein als Unsportlichkeit gewertetes Trikotausziehen auf der Zielgeraden hat einen Beigeschmack. Ein Kommentar.

Die üblichen Reflexe wie „dumm gelaufen“ oder „zu früh gefreut“ werden diesem Fall nicht gerecht. Die Disqualifikation des französischen Hindernisläufers Mahiedine Mekhissi-Benabbad für sein Trikotausziehen vor der Ziellinie in Zürich wirft Fragen auf, die sich nicht so einfach mit Ja oder Nein beantworten lassen. Haben sich Funktionäre – wieder einmal – als Spaßbremsen erwiesen? Ist der Athlet respektlos gegenüber seinen Gegnern aufgetreten? Und, wichtiger noch: War die sportjuristische Konsequenz richtig?

Alles zunächst einmal eine Frage der Wahrnehmung. Was Mekhissi-Benabbad als Ausdruck spontaner Freude bezeichnete, empfanden viele seiner Konkurrenten als eine Geste der Arroganz. Aber unterstellt, der Franzose hat wirklich seine Mitläufer bewusst herabsetzen wollen – rechtfertigt ein solches Verhalten gleich die Aberkennung des Sieges, die sonst nur Dopingsündern oder Sportlern droht, die sich im Wettbewerb einen Vorteil verschafft haben? Worum es also geht, ist die Verhältnismäßigkeit.

Fairplay und respektvoller Umgang unter Rivalen

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Zugunsten der Jury ließe sich sagen, sie habe im Sinne des Fairplays und des respektvollen Umgangs unter Rivalen gehandelt. Die Motive des spanischen Verbandes dürften weniger edel gewesen sein. Ihm ging es bei seinem Einspruch, ohne den das Ergebnis nicht korrigiert worden wäre, eher um ihren Landsmann Angel Murrera, der sich nun mit Bronze schmücken kann. Ein Zeichen von „Gerechtigkeit“, wie der Läufer findet? Wie auch immer: Es bleibt ein Fall mit Beigeschmack.