Sepang. Die neuen Turbo-Triebwerke machen kaum mehr Krach als ein Rasenmäher. Aber dieser niedrige Geräuschpegel sorgt in der Formel 1 für laute Debatten. In Sepang ging der Streit zwischen den verschiedenen Lagern weiter. Weltmeister Vettel flucht und will “den Batteriekram im Handy lassen“.
Die neue Formel Leise sorgt weiterhin für viel Krach zwischen Gegnern und Befürwortern. Auch beim Großen Preis von Malaysia ist der gewöhnungsbedürftige Turbo-Sound ein Reizthema. Vor allem Sebastian Vettels Red-Bull-Truppe und die Mercedes-Mannschaft haben extrem konträre Positionen und zoffen sich wegen der Hybridmotoren.
Der vierfache Weltmeister Vettel sprach in Sepang von "Shit" und schimpfte: "Wenn es nach mir ginge, hätten wir einen schönen V12 im Heck und würden den ganzen Batteriekram im Handy lassen." Niki Lauda, Chef des Formel-1-Aufsichtsrates bei Mercedes, konterte kühl: "Wenn Sebastian in Australien einen Mercedes gefahren und gewonnen hätte, würde er bestimmt nicht sagen: Die Autos sind zu leise und zu langsam."
Die Sieger finden den Sound in Ordnung
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Tatsächlich fällt auf, dass der einstige Seriensieger und Serien-Weltmeister Red Bull nach der enttäuschenden Nullnummer beim Auftakt in Australien den Ton im Lärm-Streit deutlich verschärft hat. Der österreichische Getränke-Milliardär und Teambesitzer Dietrich Mateschitz hatte vor kurzem sogar mit dem Ausstieg gedroht.
Mercedes sieht hingegen keinerlei Anlass, die im Vergleich zu den bisherigen Achtzylindern deutlich leiseren Turbos zu verteufeln. Der souveräne Melbourne-Sieger Nico Rosberg und sein Teamkollege Lewis Hamilton verloren noch kein negatives Wort über die 1,6-Liter-Antriebsstränge mit sechs Zylindern.
Spott über Vettel
Jenson Button setzte einen Seitenhieb gegen Vettel, ohne diesen namentlich zu nennen. "Wenn man gewinnt, ist es egal, wie laut der Motor ist", sagte der McLaren-Pilot, der ebenfalls ein problemlos funktionierendes Mercedes-Triebwerk im Heck hat.
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Bei Red Bull klappt die bislang so perfekte Partnerschaft mit Renault wenig. Vor allem wegen der Software-Probleme mit dem französischen Turbo fährt Vettel nicht so weit voraus wie während der vergangenen vier Jahre. Zwar verkniff sich der Titelverteidiger massive Kritik an Renault, dafür fällt sein Urteil über den Geräuschpegel vernichtend aus. "Das ist ja leiser als in einer Bar", lästerte Vettel. Ihn stört, dass man nun das Reifenquietschen mehr als den Motor höre. "Wir sind doch nicht auf dem ADAC-Übungsplatz."
Ecclestone vermisst die Aggressivität
Indes hat Bernie Ecclestone seine harsche Kritik am soften Sound abgeschwächt. "Besser, als ich dachte. Es ist ein Lärm", sagte der Formel-1-Geschäftsführer, nachdem er die neue Motoren-Generation in Sepang erstmals live an der Strecke gehört hatte. "Ich glaube aber nicht, dass es die Form von Lärm ist, den man mit der Formel 1 in Verbindung bringt. Er ist nicht aggressiv genug."
Der 83-Jährige wies erneut darauf hin, dass er gegen den Wechsel zu Hybrid-Motoren gewesen sei. "Ich wollte diese Motoren nicht." Für ihn habe es angesichts der Dauerdebatte über Kostenreduzierung keinen Grund für neue Triebwerke gegeben: "Diese Motoren kosten die Teams ein Vermögen. Und wo ist der positive Aspekt? Ich sehe keinen."
"Fahren wir Rennen oder wollen wir Lärm machen?"
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Laut Lauda zieht dieses Argument nicht. "Wenn wir immer noch den V8 hätten, wären Ferrari, Renault und wir nicht mehr dabei. Und Honda wäre nie gekommen", behauptete der dreimalige Champion, dass es ohne die radikale Reform die Königsklasse kaum mehr geben würde. Die Hersteller hätten viel Geld investiert, um effiziente Motoren zu bauen. "Das ist der richtige Weg, in einer Zeit in der auf der Straße immer mehr Hybridfahrzeuge herumfahren", betonte er.
Ketzerisch fragte Lauda die Krach-Fraktion: "Fahren wir Rennen, oder wollen wir Lärm machen?" Helmut Marko konterte seinen Landsmann umgehend. "Niki findet den neuen Sound doch auch nur gut, weil seine Autos gewinnen", sagte der Red-Bull-Berater lakonisch. (dpa)