Barcelona. Zusammen mit Rekordweltmeister Thomas Lurz und Christian Reichert ist Isabelle Härle aus Essen in Barcleona zu WM-Gold geschwommen. Dabei war die Quereinsteigerin sogar 37 Sekunden schneller als der deutsche Vorschwimmer bei seiner Bronzemedaille im Einzelrennen fünf Tage zuvor.

Mit der elften WM-Goldmedaille um den Hals verneigte sich Thomas Lurz vor seiner Teamkollegin Isabelle Härle. "Sie war richtig, richtig schnell", lobte der Freiwasser-Rekordweltmeister die Quereinsteigerin, die das hohe Tempo beim Gold-Coup über fünf Kilometer im Hafen von Barcelona mitgehalten hatte: "Ich habe mich immer umgeguckt, sie ist ein absolutes Superrennen geschwommen."

Die 25-Jährige schlug als Letzte des deutschen Trios nach 52:54,9 Minuten an und war damit nicht nur schnell genug, um den Weltmeistertitel im Teamwettbewerb vor Griechenland und Brasilien zu gewinnen und dem DSV die fünfte WM-Medaille zu bescheren. Die Essenerin war im Sog von Christian Reichert und Lurz sogar 37 Sekunden schneller als der deutsche Vorschwimmer bei seiner Bronzemedaille im Einzelrennen fünf Tage zuvor.

Auch interessant

Isabelle Härle kann ihre Leistung kaum fassen

"Wie sie das gemacht hat, ist der Hammer", schwärmte Bundestrainer Stefan Lurz: "Die Leistung ist absolut krass. Die waren im Rausch." Härle konnte nach ihrem erst sechsten internationalen Freiwasserrennen kaum fassen, was sie geleistet hatte. "Ich bin wahnsinnig froh", sagte die Langstreckenspezialistin, die in Barcelona auch über 800 m Freistil im Becken startet: "Meine größte Angst war, dass ich den Jungs nicht hinterherkommen kann. Aber Gott sei dank ist alles aufgegangen.

Überglücklich fiel sie ihrem Freund Hendrik Feldwehr um den Hals. Der WM-Dritte mit der Lagenstaffel hatte sie so lautstark angefeuert, dass er heiser war. "Das ist kein Schnupfen, das ist der Beweis, dass ich geschrien habe", meinte er lachend. Zusammen mit den anderen Beckenschwimmern war er auf der Mole am Port Vell immer auf der Höhe des Geschehens gewesen: "Wir sind die ganze Zeit hin und her gelaufen, vor dem Finish mussten wir uns echt beeilen."

Das deutsche Mixed-Team mit Thomas Lurz (l), Christian Reichert (M.) und Isabelle Härle siegte über fünf Kilometer. (Foto: dpa)
Das deutsche Mixed-Team mit Thomas Lurz (l), Christian Reichert (M.) und Isabelle Härle siegte über fünf Kilometer. (Foto: dpa) © Andreu Dalmau

Für Lurz ist es bereits die 29. internationale Medaille

Dank Härles Schnelligkeit, die sie schon im Einzelrennen auf Platz fünf gebracht hatte, nimmt Lurz wie schon vor zwei Jahren bei der WM in Shanghai einen kompletten Medaillensatz mit nach Hause. Nach Bronze über fünf und Silber über zehn Kilometer hatte Gold mit dem Team für den 33-Jährigen besondere Bedeutung. "Weltmeister zu werden, ist immer geil", sagte der Würzburger: "Aber in einer Einzelsportart mit der Mannschaft zu gewinnen, ist toll, eine schöne Abwechslung."

Dass seine 29. internationale Medaille golden würde, hatte er früh gemerkt. Als das Trio nach etwa der Hälfte der Distanz die eine Minute früher gestarteten Italiener überholte, "wusste ich, dass wir ganz, ganz vorne dabei sind", sagte Lurz und fasste zusammen: 'Es war ein perfektes Rennen von A bis Z."

Auch interessant

Lurz' Start über 25 Kilometer ist fraglich

Eine Schrecksekunde gab es aber doch. Beim Überholmanöver zeigten die Kampfrichter eine Gelbe Karte. "Da ist es ein bisschen enger an der Boje geworden. Ich habe ausgeteilt, damit die hinter mir freie Fahrt haben", gab Reichert zu, der vorneweg schwamm. Eine zweite Verwarnung wäre das Aus gewesen. "Dann gibt's Rot wie im Fußball", erklärte Lurz: "Aber wir sind dann ja allein geschwommen, da konnten sie uns schlecht disqualifizieren."

Im Ziel mussten die drei noch ein paar Minuten warten, bis mit den Griechen die letzten ernsthaften Konkurrenten ankamen. Dann waren die letzten Zweifel beseitigt. "Jetzt wird mal richtig gefeiert", kündigte Lurz an. Ob er in Barcelona noch einmal ins Hafenbecken springt, ließ er offen. Ein Start über 25 Kilometer am Samstag (8.00 Uhr) ist aber sehr fraglich. "Ein ernsthaftes Problem sind meine Wunden von den Anzügen", sagte Lurz und zeigte auf die Abschürfungen am Hals und an der Hüfte. (sid)