Austin. Monatelang hatte Lance Armstrong der US-Anti-Doping-Agentur einen Korb gegeben - ehe er endgültig gestürzt wurde. Nun erwägt er offenbar doch eine Aussage, die unter Eid stattfinden dürfte. Die USADA gibt ihm zwei Wochen mehr Zeit für eine Entscheidung.
Packt Lance Armstrong doch noch richtig aus? Nach seiner mauen TV-Beichte bei Oprah Winfrey scheint der des Dopings überführte - zu Details seines Betrugs aber schweigsame - Amerikaner mit der US-Anti-Doping-Agentur USADA über eine Aussage zu verhandeln. Das legt zumindest die weltweit gefeierte Behörde um Travis Tygart nahe. "Wir stehen in Kontakt mit Herrn Armstrong und seinen Vertretern", verkündete der USADA-Chef am Mittwoch (Ortszeit). Tygart geht davon aus, dass Armstrong "mithelfen will, im Radsport aufzuräumen". Dafür wollen die amerikanischen Doping-Jäger aber mehr wissen als das, was Armstrong jüngst dem TV-Publikum servierte.
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Die mögliche Bereitschaft des Ex-Radprofis, der jahrelang gedopt und deswegen 2012 alle seine sieben Tour-de-France-Erfolge verloren hatte, honorierte die USADA prompt: Eine am Mittwoch abgelaufene Frist wurde um zwei Wochen verlängert, wie die USADA mitteilte. Der tief gefallene Ex-Sportler selbst habe um den Aufschub gebeten.
Armstrong hatte im Gegensatz zu etlichen früheren Teamkollegen eine Aussage vor der USADA bislang stets abgelehnt und der Behörde das Recht abgesprochen, ihn überhaupt zu sanktionieren. Erst vor wenigen Tagen betonte sein Anwalt Tim Herman, für seinen Klienten sei es "unmöglich", mit der USADA "unter den derzeitigen Auflagen" zu sprechen. Stattdessen brachte der Jurist den Radsport-Weltverband UCI und die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA als Ansprechpartner ins Spiel.
Armstrong will offenbar bei Lösung der Drogenproblematik helfen
Nun entschied sich Armstrong aber wohl doch anders. Inwieweit die US-Agentur bereit ist, dem 41-Jährigen entgegenzukommen, ist aber noch unklar. Armstrong will nach eigener Aussage an der Lösung der Dopingproblematik in der chronisch verseuchten Sportart mithelfen. Seine Vorschläge dürften nicht jedem gefallen: Jüngst hatte er etwa betont, nur eine in Aussicht gestellte Amnestie könne bewirken, dass sich Dopingsünder stellen. "Sonst taucht keiner auf, keiner."
Offenbar erhofft sich Armstrong eine Reduzierung der lebenslangen Sperre auf acht Jahre, um wieder an Sportwettkämpfen - vor allem im Triathlon - teilnehmen zu können. Auf einen solchen Deal dürfte sich die USADA aber nur einlassen, wenn Armstrong tatsächlich unter Eid aussagt, Details verrät, Hintermänner nennt, mögliche Vertuschungen durch hohe Sportfunktionäre aufdeckt. Bei Oprah Winfrey hatte der frühere Radsport-Dominator im Januar zwar erstmals Doping gestanden. Allerdings berichtete er nur von Vorfällen und Episoden, die die USADA in ihrem Report im Vorjahr ohnehin bereits aufgelistet hatte.
Armstrong drohen noch strafrechtliche Konsequenzen
Unterdessen hat die Versicherungsfirma SCA angekündigt, von Armstrong zwölf Millionen Dollar zurückzuverlangen. Die Summe setzt sich aus gezahlten Prämien für die Tour-Siege des Amerikaners von 2002 bis 2005 sowie anschließende Anwaltskosten zusammen.
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Armstrong hatte sich 2005 gerichtlich gegen SCA durchgesetzt, nachdem sich das Unternehmen wegen aufkommender Doping-Gerüchte zunächst geweigert hatte, die Prämien auszuzahlen. Bei der Anhörung log der Sportler unter Eid - diese Straftat ist allerdings verjährt.
Strafrechtliche Konsequenzen drohen dem Texaner nach einem Bericht von ABC News aber dennoch. Wie der TV-Sender unter Berufung auf eine anonyme "hochrangige Quelle" meldete, prüfen Bundesagenten derzeit mögliche Strafanzeigen gegen den Ex-Radstar wegen Behinderung der Justiz, Zeugenbeeinflussung und -einschüchterung. (dpa)