Essen. Ob beim IOC, der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) oder den Stars der Tennis-Szene, die dieser Tage um den Sieg bei den Australian Open kämpfen: Ex-Radprofi Lance Armstrong muss nach seiner Doping-Beichte bei US-Talkerin Oprah Winfrey Kritik von allen Seiten einstecken.

IOC-Vizepräsident Thomas Bach hat die Dopingbeichte von Lance Armstrong scharf kritisiert und unmittelbare Disziplinarmaßnahmen gegen den Radsport ausgeschlossen. 'Man kann das Interview nur so zusammenfassen, dass es zu wenig, zu spät ist. Es enthält keine neuen Fakten, die nicht schon bekannt waren aus dem Bericht der amerikanischen Anti-Doping-Agentur', sagte Bach dem SID.

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Wenn Armstrong Glaubwürdigkeit zurückgewinnen wolle, müsse er unter Eid vor den relevanten Anti-Doping-Organisationen aussagen. 'Er muss von Experten befragt werden, und seine Antworten müssen vollumfassend sein. Was wir hier gehört haben, reicht bei Weitem nicht aus', sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und 'Vize' des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Bach hob hervor, dass Armstrong lediglich bestätigt habe, 'und auch das nur in Teilen', was die US-Anti-Doping-Behörde USADA schon vor einigen Wochen in ihrem Bericht niedergelegt hat: 'Insoweit gibt es keine Ansätze für neue Maßnahmen gegen Lance Armstrong oder den Radsport generell.'

Richard Pound, ehemals IOC-Vize und Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), hatte einen Olympia-Ausschluss des Radsports ins Gespräch gebracht. Das IOC hatte Armstrong dessen Bronzemedaille von den Olympischen Spielen 2000 in Sydney aberkannt.

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WADA: PR-Show ohne Neuigkeiten

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat das Geständnis des gefallenen Radsport-Helden Lance Armstrong als 'PR-Show' bezeichnet. 'Aus meiner Sicht gab es nichts Neues', sagte WADA-Präsident John Fahey dem australischen TV-Sender Fox News. 'Er hat nur zugegeben, was die US-Anti-Doping-Agentur USADA vor Monaten detailliert nachgewiesen hat - dass dieser Mann alle möglichen Substanzen genommen hat, um seine Leistung zu steigern.'

Dies hatte Armstrong bis zu seiner Doping-Beichte bei der US-Starmoderatorin Oprah Winfrey zwar bestritten. 'Aber es gab eigentlich kaum Zweifel daran, und alles, was er getan hat, ist, seine Verfehlungen sehr kontrolliert einzugestehen', sagte Fahey. Armstrong hätte sich besser dafür entscheiden sollen, sich einem Kreuzverhör vor einer zuständigen Instanz zu stellen: 'Da hätte er Namen nennen müssen, von den Funktionären erzählen müssen, erklären müssen, wann wo welche Fahrer eingebunden waren.'

Dem Radsport-Weltverband UCI warf Fahey vor, er beschränke sich darauf, den Verdacht einer eigenen Verstrickung in die Armstrong-Affäre aus der Welt zu schaffen. 'Ich glaube nicht, dass sie entschlossen sind, ihren Sport zu säubern', sagte der WADA-Chef.

Tennis-Star Djokovic nennt Armstrong "Schande" für den Radsport 

Die Armstrong-Beichte war auch bei den Australian Open ein großes Thema. Der Tennis-Weltranglistenerste Novak Djokovic hat Lance Armstrong nach dessen Doping-Geständnis hart angegriffen. "Ich finde, es ist eine Schande für den Sport, einen solchen Athleten zu haben", sagte Djokovic am Freitag in Melbourne nach seinem Einzug ins Achtelfinale der Australian Open. "Er hat den Sport betrogen. Er hat viele Menschen auf der ganzen Welt mit seiner Karriere und seiner Lebensgeschichte betrogen", sagte der Serbe. "Er sollte für seine Lügen über all die Jahre büßen."

Djokovics Landsmann Janko Tipsarevic attackierte den Amerikaner ebenfalls. "Er hat so viele Leute im Sport und in seinem Umfeld betrogen", schimpfte der Serbe. Die russische Weltranglisten-Zweite Maria Scharapowa bezeichnete die Vorgänge um Armstrong als "sehr traurige Geschichte".

Tennis soll sauber sein

Ihren eigenen Sport halten die Tennis-Stars hingegen für sauber. "In meinen Augen sind die Anti-Doping-Regeln im Tennis gut", sagte Djokovic. "Ich glaube, Tennisspieler sind mit die saubersten Athleten auf der Welt." Allerdings räumte der 25-Jährige ein, dass es bei ihm in den vergangenen sechs, sieben Monaten keine Bluttests gegeben habe. Der Tennis-Weltverband ITF hat diese aus Kostengründen reduziert.

Er habe jedoch nichts gegen eine Ausweitung der Tests. "Je mehr Urin-Tests, je mehr Blut-Tests sie nehmen, desto besser. Dann bist du sicher, dass es ein sauberer Sport ist und jeder die gleiche Behandlung erfährt", sagte Djokovic. Scharapowa stimmte ihm zu. "Ich bin froh, dass unserer Sport so sauber ist, wie er nur sein kann und dass wir so oft getestet werden", sagte die ehemalige Nummer eins der Welt.

Jeder Spieler müsse stets exakt angeben, wann er wo und wie lange sei. Selbst an ihrem Geburtstag sei sie bereits getestet worden, "und sie hatten nicht mal Blumen dabei", witzelte die Russin, um dann wieder ernst zu werden. "Egal ob Urin- oder Bluttests, wir sind alle da, um den Sport so sauber wie nur möglich zu halten." (dpa/sid)