Dortmund. .

Die gewaltsamen Ausschreitungen beim DFB-Pokalspiel zwischen Borussia Dortmund und Dynamo Dresden am Dienstagabend im Signal Iduna Park haben bei den unmittelbar Beteiligten Spuren hinterlassen. So blickten die Polizisten aus nächster Nähe und nur getrennt durch ein Gitter in die vermummten Gesichter der gewaltbereiten Dresdener Fans. „Die stechenden Augen. Wie bei Raubtieren, die auf den Angriff warten“, berichtete ein Beamter am Mittwoch der WAZ.

Anfangs hatten viele Zuschauer, im Stadion und vor dem Fernseher, noch über die südländische Begeisterung im Block der Dresdener Fans gestaunt. Die hatten beim Anpfiff dutzendweise Bengalo-Fackeln in ihrem Block angezündet. Silvester im Oktober. Allerdings ist das Abbrennen bei Temperaturen von bis zu 2500 Grad Celsius sehr gefährlich, wie die acht Verletzten bei einem Zwischenfall während einer Bundesliga-Partie in Bochum im Februar 2010 belegen. Die flammende Begeisterung ist auch verboten. In Dortmund warfen die Chaoten zudem Böller in die BVB-Fans auf der benachbarten Tribüne. Und in den Strafraum. BVB-Torwart Mitch Langerak flüchtete bei einer Unterbrechung in der zweiten Hälfte vorsorglich zum Mittelkreis.

Die Vereine sind, trotz Einlasskontrollen, machtlos gegen Feuerwerk jeder Art. Das Pulver wird auf Brötchen, in doppelten Schuhsohlen oder gleich in Körperöffnungen ins Stadion geschmuggelt. Hilfsmittel für das Abbrennen werden an Oberschenkel geklebt, in Büstenhaltern versteckt oder Tage vorher im Stadion. „Unser Ordnungsdienst hat auch am Dienstag reichlich pyrotechnisches Material bei den Kontrollen beschlagnahmt“, sagte Christian Hockenjos, Leiter Organisation und Verwaltung bei Borussia Dortmund. Hockenjos gestand, dass er in seinen 16 BVB-Jahren noch nie so eine „aggressive Atmosphäre“ erlebt habe. Auch nicht bei den hitzigen Revierderbys zwischen Schalke und Dortmund.

„Ich habe gedacht, dass wir einen Schritt weiter sind. Das Image haben wir uns mal wieder deutschlandweit versaut“, haderte Dynamo-Vereinspräsident Andreas Ritter. Unter den geschätzten 10 000 anwesenden Fans seines Klubs nutzten etwa 700 die Reise in den Fußball-Westen für massive Randale und Gewalt. Sie versuchten vor dem Anpfiff in das Stadion zu stürmen, griffen vor und nach dem Spiel Ordnungskräfte, Polizei und BVB-Fans an.

Zu den Chaoten gehörten extrem gewaltbereite Hooligans und Ultras. Für die Ultras, die immer wieder die Legalisierung von Pyrotechnik fordern, gehört das Abbrennen von Bengalos zum Stadionerlebnis. Sie hängen, wie in Schalke, schon mal eine Puppe im Trikot ihres Ex-Torwarts Manuel Neuer an einem Strick über eine Brücke. Oder sie provozieren, wie am Dienstag, die gegnerischen Fans: „Ausreiseantrag abgelehnt“, war auf einem Banner der BVB-Südtribüne zu lesen.

Die Ultras sind allerdings für die aufwändigen und sehenswerten Choreographien zuständig. Als engagierte wie traditionsbewusste Fans begleiten sie ihre Mannschaft zu allen Spielen, sorgen für Stimmung, leben für ihren Klub. Deshalb werden sie von den Vereins-Verantwortlichen geschätzt. Und teilweise hofiert.